04 NO OPTION FOR YOU

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»WENN DU WIEDER NICHTS BESTELLEN WILLST, solltest du jetzt lieber gehen und den Tisch für Gäste freimachen, die hier wirklich was bestellen wollen.«, sprach ich den braunhaarigen Jungen an, der alleine an Tisch Fünf saß und entspannt eine Zeitschrift las, die vermutlich schon seit über fünf Jahren als Tischdeko diente. Dabei musste ich mir einen genervten Unterton verkneifen, da ich nicht wollte, dass er dann plötzlich einen Grund hatte, um mit meinem Boss zu reden. Aber er kam schon seit fast drei Tagen alleine hierher, setzte sich an Tisch Fünf und las sich die uralte Zeitschrift durch ohne dabei etwas zu bestellen. Natürlich nervte es mich, dass er potenziellen Gästen den Platz nahm und seelenruhig einen Bericht über veraltete Unfälle las.

Und es dauerte bestimmt eine Ewigkeit ihn endlich zum Bestellen zu bringen, was bis jetzt immer ein Eiskaffee war.

»Und bist du es nicht irgendwann leid, ständig den selben Bericht über die selben Unfälle zu lesen?«, fragte ich ihn, als ich ihm über die Schulter schaute und den Bericht erkannte, denn er schon gestern und vorgestern gelesen hatte. »Wenn du Mae bei der Arbeit stalken willst, solltest du lieber dann kommen, wenn sie nicht gerade in der Pause sitzt.«, gab ich ihm einen kleinen Tipp und versuchte nicht zu schmunzeln, als er mir einen komischen Blick schenkte. »Also?«

»Ich bin sicherlich nicht wegen Mae hier. Obwohl ich es mir nicht eingestehen möchte, habt ihr die besten Eiskaffees in der Gegend.«, gab er zu und legte die Zeitschrift auf den Tisch. »Und bevor du mich rausschmeißen kannst, bestelle ich noch ein Eiskaffee.«, gab er mir nun seine Bestellung und sah mich mit einem leicht erzwungenen Lächeln an, was ich nur erwidern konnte.

So schrieb ich seine Bestellung auf mein Notizblock und wollte auch schon davonlaufen, als er mich am Handgelenk packte und mich aufhielt. Leicht erschrocken sah ich seine Hand auf meinem Handgelenk an und anschließend in sein Gesicht. Er sah überrascht aus und räusperte sich, als er seine Hand von meinem Handgelenk nahm.

»Bist du auch am Wochenende dabei?«, fragte er mich und überraschte mich nun etwas mit der Frage.

»Ehm, ja.«, nickte ich mit meinem Kopf und wusste nicht, was ich noch dazu sagen sollte. »Ehm.. Du solltest wissen, dass ein Eiskaffee auf Dauer nicht wirklich gesund sein kann. Nicht, dass ich mir um deine Gesundheit Gedanken mache, aber für Sportler ist das echt nicht–«

»Gesund. Ja, Ben hat mich davor auch schon gewarnt, aber gerade bin ich in der Sommerpause. Ein paar Eiskaffees schaden dann wohl nicht.«, beendete er meinen Satz und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Willst du mich weiter belehren, Bedienung, oder mir mein Eiskaffee bringen?«, fragte er mich in einem leicht abgehobenen Ton in der Stimme, der mich wieder daran erinnert, dass ich ihn gar nicht mochte und es mir egal sein konnte, ihn an einer Überdosis Eiskaffee zu verlieren.

Ohne ihm die Leviten zu lesen drehte ich mich davon und fluchte leise vor mich hin.

»Wenn ich nur könnte, würde ich ihn in Stücke zerreißen.«, zischte ich und drückte Giovanni den Zettel in die Hand. »Und wenn ich nur den Mumm dazu hätte, würde ich ihm ins Gesicht sagen, dass er gar nicht so toll ist, wie er eigentlich denkt und ihm nicht jeder zu Füßen liegt.«, ließ ich meine Frust raus und stellte mich hinter die Theke, um bei meinen Bruder nun richtig Dampf abzulassen. »Seit drei Tagen sitzt er hier, liest einen veralteten Unfallbericht und behandelt mich so, als wär ich seine persönliche Bedienung! Und immer, wenn ich kurz davor bin ihn rauszuwerfen, bestellt er einen blöden Eiskaffee. Nichts anderes. Immer einen Eiskaffee.«, betonte ich und brachte Ludovica zum Lachen, die sich meinen Frust ebenfalls angehört hatte.

»Ach, Genne.«

»Ja, was? Wenn ich den Kerl sehe, spricht der Teufel auf meinen Schultern zu mir und versucht mich dazu zu überreden, ihm seinen Eiskaffee über den Kopf zu schütten. Aber der Engel sagt, dass ich es nicht tun sollte.«, teilte ich ihnen mit und stöhnte auf.

»Soll ich ihn boxen?«,fragte Giovanni in einem scherzhaften Ton, doch innerlich wussten wir alle, dass er Mason wirklich geboxt hätte. »Dafür bekomme ich gerne eine Anzeige.«

»Nein, lass. Mir ihm komme ich sicherlich alleine klar.«, erwiderte ich darauf und grinste leicht, als ich daran dachte, wie Giovannis Faust Masons Nase traf. Allein der Gedanke fühlte sich schon befriedigend an, wenn ich gestehen durfte. »Er will es zwar nicht zu geben, aber er stalkt Mae. Er und sie hatten kurz was zusammen, bis sie dann einfach abgebrochen hat und nur Freundschaft wollte. Das muss ihn wohl gekränkt haben als Profifußballer, dem jede eigentlich zu Füßen liegen.«, suchte ich eine Erklärung für sein ständiges Auftauchen und verdrehte dabei meine Augen.

»Entweder, er ist wegen Mae hier oder wegen dir.«, erwiderte Ludo und lachte mich wegen meinem erschrockenen Gesichtsaudruck aus. »Man müsste blind sein, um seine Blicke nicht zu sehen, die ständig an dir kleben bleiben. Es mag zwar nur für einen kurzen Moment sein, aber seine Mundwinkel ziehen sich nach oben und auch seine Augen scheinen zu strahlen. Ziemlich niedlich, wenn du mich fragst, aber allein wegen seinem blöden Verhalten ist er keine Option für dich.«, sagte sie und zwinkerte mir zu.

»Bevor er überhaupt irgendeinen Move macht, liegt er mit Schmerzen auf dem Boden. Er kann nicht Scheiße zu ihr sein, wenn er was von ihr will. Sollte das stimmen, muss er mich erst einmal nach Erlaubnis fragen, um dich überhaupt anschauen zu dürfen.«, kommentierte Gio und machte uns deutlich, wie er gerade zu Mason stand.

»Vielen Dank für deinen brüderlichen Beschützerinstinkt, aber dazu wird es nie kommen.«, sagte ich und sah zu Mae, die dann endlich aus der Pause kam und uns glücklich anlächelte. »Was lächelst du?«, fragte ich sie und fand ihr lächeln schon ziemlich verdächtig.

»Im Vereinigten Königreicht herrscht Freiheit. Daher steht es mir zu ohne einen Grund zu lächeln.«, konterte sie und streckte mir die Zunge heraus. »Was für Gossip habe ich verpasst, dass Ludo sogar neben euch steht?«, fragte sie und stellte sich ebenfalls hinter die Theke.

»Ich bekomme noch gleich die Krise mit Mason! Ich verstehe nicht, warum er drei Tage hintereinander hierher kommt, sich alte Berichte durchließt und einfach nur scheiße ist.«, hielt ich sie auf dem neusten Stand und nahm mir einen Lappen und Putzeimer, um nicht länger hier stehen zu müssen. »Kannst du ihn bedienen? Ich halte es nicht mehr mit ihm aus.«, bat ich sie darum und knüpfte mir auch schon einen dreckigen Tisch vor, um mir keine Widerworte von ihr anhören zu müssen.

Offiziell hatte ich die Nase voll von Mason Mount.

𝐅𝐀𝐊𝐄 𝐆𝐀𝐌𝐄 ▷ 𝑚. 𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt