61 WE DONT TALK ABOUT MASON MOUNT

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Wie ein Adler fixierten meine Augen den Bildschirm, während ich mit meinem Daumen durch all meine Nachrichten auf Instagram scrollte. Mit meinen Zähnen knabberte ich leicht die Haut an meinem Daumen und konnte mir das Wippen mit meinem Bein nicht verkneifen. Es kostete mich wirklich sehr viel Kraft, um nicht gleich vor meinen neuen Kollegen in der Kantine in Tränen auszubrechen, während ich mir weiterhin die schlimmen Direktnachrichten auf Instagram durchlas. Obwohl ich mir immer einredete, dass einige von ihnen nur ein paar Teenager waren und ihre Gefühle nicht in Griff bekamen, schmerzten die Nachrichten schon sehr. Früher hatte ich hin und wieder ein paar Nachrichten bekommen, die sehr absurd klangen und mich verletzen sollten, weil ich mich sehr oft mit Lando in der Öffentlichkeit blicken ließ. Aber seit herauskam, dass ich mich mit Mason traf und seit neustem sogar ein Foto veröffentlich wurde, in dem man uns küssend in seinem neuen Auto erwischte.

Und das hatte natürlich ein Shitstorm in meinem Postfach ausgelöst. Eine schlimme Nachricht nach der anderen, die meine Laune weiter in den Keller zogen.

»Dein Freund ist also Mason Mount.« Ich hob mein Kopf leicht hoch und sah in hellblaue Augen, die ich eindeutig zu Blake zuordnen konnte. »Wie klein die Welt doch ist, nicht?«, schmunzelte er und setzte sich gegenüber von mir an den Tisch.

»Er ist ein Freund.«, betonte ich und verdrehte meine Augen, während ich mein Handy umgedreht auf den Tisch liegen ließ. »Und es wär mir lieber, wenn wir darüber kein Wort verlieren. Vielleicht für die nächsten... vier Monate?«

»Nach nur einem Freund sah es nicht aus, als ich euch gestern gesehen habe.«, schmunzelte er und zuckte mit seinen Schultern. »Aber schön. Verlieren wir darüber für die nächsten vier Monate kein Wort.«, gab er sich damit zufrieden und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er sah mich für einen kurzen Moment an, bevor sein leichtes Lächeln auf den Lippen wich und er leicht misstrauisch schaute. »Hast du etwa geweint? Deine Augen sind etwas rot.«, fragte er und beugte sich nun mit dem Oberkörper über den Tisch.

»Ich habe nicht geweint.«, verneinte ich seine Frage und fuhr mir mit einer Hand über meine Augen. »Die Allergiezeit beginnt langsam.«, log ich ihn an und zog meine Nase mit Absicht hoch. »Ist nichts schlimmes.«

»Verarsch mich nicht. Wenn du wegen Mr. Humphrey geweint hast, dann brauchst du dich nicht schämen. Der Kerl hätte mich heute viermal zum Weinen gebracht. Er ist wirklich ein Arschloch.«, lachte er und brachte mich ebenfalls zum Lachen. »Es werden echt harte vier Monate mit ihm, wenn wir schon an unserem zweiten Tag hier wegen ihm weinen.«, scherzte er und schenkte mir noch einen kurzen prüfenden Blick, bevor er mit seinem Gerede anfing.

Ablenkung tat mir nun wahrscheinlich gut. Selbst, wenn ich mich bei ihm wirklich anstrengen musste, um ihm zuhören zu können. Er erzählte mir von seinem Leben in Birmingham und machte deutlich, dass ihm sein Leben dort sehr viel gefallen hatte. Dass er nun hier in London ist und das Praktikum machte, war ein neuer Abschnitt in seinem Leben. Und auch, wenn ich ihn erst gestern kennengelernt hatte, freute ich mich für ihn und sogar mit ihm. Dass er mir sowas anvertraut hatte, erleichterte mir das Zusammenarbeiten mit ihm – Die harschen Worte von Mr. Humohrey nahm ich gar nicht erst wahr, da Blake hinter ihm stand und ihn stumm nach äffte, während er die seltsamsten Grimassen schnitt und es mich sehr viel kostete, um nicht zu Lachen.

»Und was hast du heute noch vor? Sperrst du dich in deiner Wohnung ein und kommst erst für die Arbeit raus?«, fragte ich Blake nach Feierabend und lief zusammen mit ihm die Treppe runter, um endlich das große Gebäude zu verlassen.

»Ha ha.«, lachte er trocken und stupste mich mit seinem Ellenbogen an. »Ich schau mir die Stadt vielleicht bei einem Rundgang an, nachdem ich im Fitnessstudio war. Wenn ich danach kein Bock habe, bleibe ich wohl auf meiner Couch und starre aus dem Fenster. Meine Couch ist das einzige Möbelstück in meiner Wohnung.«, gestand er mir und lachte leicht, als ich ihn mit einem ungläubigen Blick musterte. »Glaub es ruhig. Ein Umzug dauert nunmal und ich bin ein Student, der sich mit dem Praktikum und einem Teilzeitjob als Kellner über Wasser halten kann.«, sagte er.

»Also wird es dauern bis du dir ein Tisch holtst?«, harkte ich nach. »Heißt das, dass du auch keine Küche hast?«

»Eine Küche habe ich. Hab die Küche vom Vormieter übernommen. Aber bis auf die Couch, die Küche und einer Ikea Kommode habe ich keine Möbel.«, machte er klar. »Meine Möbel aus Birmingham kommen vielleicht erst am Ende des Monats an. Solange schlafe ich auf der Couch und hab einen steifen Nacken.«, sagte er und übersprang die letzten drei Stufen.

»Scheiße.«, kommentierte ich seine Situation und lief normal die letzten drei Stufen runter. »Wo kellnerst du?«

»Erzähl ich dir doch nicht.«, antwortete er sofort. »Damit du mir auflauern kannst?«

»Überteib nicht. Ich hab was besseres zutun.«, antwortete ich und verdrehte meine Augen. »Aber wenn du es mir nicht sagen möchtest, dann fine. Ich halte meine Augen offen und finde dich schon in einem Restaurant in London.«, ließ ich ihn wissen und legte nach ihm meine Schlüsselkarte auf den Scanner, um durch die Drehsperre zu kommen.

»Was ist, wenn ich in Brixton arbeite?«

»Tust du nicht.«, schüttelte ich meinen Kopf.

Wir näherten uns immer mehr dem Ausgang und wären auch aus dem Gebäude gelaufen, wenn ich meinen Bruder nicht am Empfang stehen gesehen hätte. Er unterhielt sich mit der Dame am Empfang und hatte ein Lächeln auf den Lippen, den ich noch nicht zu ordnen konnte. Auch Blake entdeckte ihn und konnte natürlich nicht glauben, dass Lando Norris hier stand.

»Da du dich mir heute offenbart hast, tu ich es jetzt auch.«, kam ich Blake entgegen und blieb mit ihm stehen. »Der Kerl, der dort bei der Empfangstante steht, ist mein Bruder Lando. Aber das wissen nicht viele und das soll auch so bleiben bis er es selbst öffentlich gibt.«, teilte ich ihm mit. »Kann ich dir vertrauen?«

»Nicht wirklich, nein.«, schüttelte er seinen Kopf und lachte. »Sicher kannst du mir vertrauen, Geneviev. In zwei Tagen habe ich einfach schon Mason Mount und Lando Norris getroffen. Wenn treffe ich morgen? Shawn Mendes?«

»Du siehst nicht wirklich wie jemand aus, der Shawn Mendes hört.«, merkte ich an und lief weiter. »Wir sehen uns morgen?«, drehte ich mich beim Laufen zu ihm um.

»Sicher.«, nickte er. »Und Shawn Mendes höre ich nicht!«

»Wenn dich das Nachts besser schlafen lässt.«, konterte ich und drehte mich wieder um. »Du hast es mal pünktlich geschafft.«, sagte ich zu meinem Bruder und umarmte ihn von der Seite, was er ganz und gar nicht mochte und mich von sich schob.

»Wir haben einen sehr strengen Zeitplan einzuhalten, Genne. Natürlich bin ich dann pünktlich hier.«, antwortete er und grinste. »Kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich zuletzt im Kino war.«, schmunzelte er. »Aber wenn es bedeutet, dass wir danach zusammen golfen gehen, dann gehe ich gerne wieder ins Kino.«

»Worauf habe ich mich nur eingelassen?«, murmelte ich und verließ mit ihm das Gebäude, nachdem ich mich mit einer Handbewegung erneut bei Blake verabschiedete.

𝐅𝐀𝐊𝐄 𝐆𝐀𝐌𝐄 ▷ 𝑚. 𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt