09 YOU OWE ME A FAVOUR

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GENAU DREI TAGE VERGINGEN, ALS ICH Ben das letzte Mal auf seiner Hausparty gesehen hatte und uns fast küssten. Nüchtern hätte ich mich dazu wohlmöglich nie getraut und hatte schon Respekt vor meinem betrunkenen Ich gehabt. In den letzten drei Tagen schrieben Ben und ich fast pausenlos miteinander und versuchten uns erst einmal kennenzulernen, bevor wir uns küssten. Meine Freundinnen fanden es niedlich und verfluchten gleichzeitig Mae, die unseren magischen Moment gestört hatte. Das sie nur zu mir kam, weil Grace und Molly sich beinah eine Alkoholvergiftung zugezogen hatten, ignorierten sie komplett und gaben ihr einfach die Schuld, dass es nicht zu dem Kuss gekommen war.

Meinen arbeitsfreien Tag verbrachte ich in lieber in der Gelateria als alleine im Garten und beobachtete, wie sich meine Kollegen schlugen. Statt Ludovica und Giovanni standen heute Masie und Ricarda hinter der Theke und versuchten mit der Bestellung klarzukommen. Obwohl die Gelateria ein Familienunternehmen sollte, stellten meine Mütter auch Freunde und Bekannte ein, die Arbeit suchten. Teilweise überwiegend junge Leute, da es eine gewisse Dynamik in den Laden brachte.

»Immer wenn ich frei habe, ist nichts los. Aber wenn ich in meiner Schicht auch nur einen Fuß in den Laden setzte, ist es brechend voll!«, beschwerte ich mich bei Masie, die mir meine Waffel mit Vanilleeis und einen Latte Macciato brachte. »Tauschen wir Schichten?«, fragte ich sie in einem scherzenden Ton und bedankte mich anschließend für die Waffel und den Latte, den ich durch meine Connetion gratis bekam.

»Träum weiter und arbeite wieder an deinem Projekt, wenn du im nächsten Semester deinen Abschluss haben möchtest.«, erwiderte sie und lachte mich nur aus, als ich sie kurz mit einem Schmollblick anschaute. »Damit tu ich dir nur einen Gefallen, Genne.«, zwinkerte sie mir zu und machte sich wieder an die Arbeit, während ich vor meinem iPad saß und an einem Teil meines Projektes arbeitete.

Das Projekt machte sehr viel aus und wenn ich im nächsten Semester mit guten Noten meinen Bachlor machen wollte, sollte ich mich mehr darauf konzentrieren. Eigentlich sollte das Projekt eine Gruppenarbeit sein und keine Einzelarbeit. Aber da ich heute Morgen schon einen Großteil mit meiner Gruppe erledigt hatte, blieben noch Kleinigkeiten an mir hängen und die wollte ich zu Ende bringen, bevor ich mich dann amüsieren konnte.

»Wie es aussieht, hast du heute wohl einen arbeitsfreien Tag.«, ließ mich eine Stimme von meinen Sachen aufschauen, die ich über das Wochenende als nervig empfunden hatte und tatsächlich dachte, sie in Zukunft nicht hören zu müssen. »Hast du mich schon vermisst, Bedienung?«, fragte er mich mit einem schiefen Grinsen und setzte sich gegenüber von mir an den Tisch.

»Sehr sogar.«, erwiderte ich mit einem sarkastischen Unterton in der Stimme und verdrehte dabei meine Augen. »Da ich heute nicht arbeite, kann ich dir deinen Eiskaffee nicht bringen. Daher schlage ich vor, dass du dich an deinen Stammtisch setzt und wen anders mit deiner Anwesenheit störst. Ich habe nämlich noch was zutun.«, sagte ich und zeigte mit meiner Hand auf mein iPad.

»Autsch!«, rief er und fasste sich an die Brust. »Ich mag wohl keinen Charakter haben, aber das tat schon ein bisschen weh.«, kommentierte er und beugte sich über den Tisch, um auf mein iPad schauen zu können. »Was machst du da?«

»Was von Privatsphäre gehört?«, fragte ich und wollte mich nicht allzu genervt von ihm anhören. Mit einem Knopfdruck machte ich mein iPad aus und stöhnte leise auf. »Ich arbeite an meinem Projekt für mein Studium.«

»Du siehst auch aus, als würdest du studieren. Was studierst du? Warte, lass mich raten! Du studierst Jura, nicht? Falls nicht, dann würde Grundschullehramt zu dir passen.«, sagte er und grinste noch mehr, als ich ihm nun einen genervten Blick schenkte. »Und?«

»Falsch. Ich studiere Sportjournalismus.«, gab ich Preis und fuhr mir durch meine Haare. »Aber du bist sicherlich nicht hier, um mich nach meinem Studiengang zu fragen, oder? Was willst du, Mason?«, fragte ich ihn direkt und hatte keine Lust mehr um den heißen Brei mit ihm zu reden.

»Ich bin hier, weil ich mein Gefallen bei dir einlösen möchte.«, erwiderte er darauf und erinnerte mich wieder an die Wette, die durch eine Runde Bier Pong verloren hatte. Es machte mich noch immer sauer, dass ich nicht gegen zwei Idioten gewonnen hatte und einem von ihnem einen Gefallen schuldete. »Sei meine Freundin.«, kam es aus ihm heraus und sorgte dafür, dass ich beinah an meiner eigenen Spucke erstickte.

Seine Freundin?

»Bitte, was?«, fragte ich ihn total erschrocken und hoffte, dass ich mich einfach nur verhört hatte.

»Natürlich nicht wirklich. Dafür sind wir einfach zu verschieden und ich denke, dass wir uns bei der Sache einig sind.«, lachte er mich wegen meiner Reaktion aus und lehnte sich lässig zurück. »Am Wochenende feiert meine Mutter mit der ganzen Familie ihren Geburtstag. Da meine Geschwister sicherlich mit ihren Partnern werden, will ich da nicht alleine dort aufkreuzen.«

»Und da denkst du, dass ich dich dorthin begleiten soll?«, fragte ich ihn ungläubig und konnte nicht fassen, dass er mich für eine Lüge ausnutzen wollte. »Ich bin die schlechteste Lügnerin überhaupt. Deiner Familie kann ich sicherlich nichts vor machen.«, schüttelte ich meinen Kopf und wollte kein Teil davon sein. »Außerdem bin ich am Wochenende mit meiner eigenen Familie.«

»Bitte, Geneviev. Wenn ich am Wochenende ohne Begleitung komme, denken alle wahrscheinlich, dass ich noch immer Chloe hinterhertrauere.«, bat er mich nun und nannte ein Detail, dass ich nicht gewusst hatte.

Chloe und Mason waren mal ein Paar.

»Du und Chloe? Gott sei Dank hat sie sich von dir getrennt.«, murmelte ich leicht hörbar für ihn und traf wohl einen Punkt, den er nicht ausstehen konnte. Seine Gesichtszüge verhärteten sich und seine Haltung veränderte schlagartig. Er lehnte nicht mehr lässig in seinem Stuhl zurück, sondern saß nun kerzengerade. Nun gab er mir das Gefühl, ihn gerade beleidigt zu haben. Und wenn ich ehrlich bleiben durfte, tat es mir schon ein bisschen leid. »Ich wollte dich nicht damit–«

»Ich habe mich von Chloe getrennt und nicht sie von mir, falls sie das behauptet hat.«, unterbrach er mich und hörte sich sehr ernst an. »Du hast die Wette verloren und schuldest mir jetzt diesen einen Gefallen. Details folgen und es wär mir lieber, wenn du es vorerst niemandem erzählst.«, sagte er und stand auf. »Bis dann, Geneviev.«, verabschiedete er sich und ließ mich völlig überrumpelt zurück.

Was zur Hölle?

𝐅𝐀𝐊𝐄 𝐆𝐀𝐌𝐄 ▷ 𝑚. 𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt