68 INTERROGATION

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Obwohl ich nichts getan hatte und mir auch durchaus sicher war, dass ich mich niemals in irgendeine Cloud hacken könnte, fühlte ich mich wie eine Verbrecherin. Ich hatte meinen Sinn für die Zeit verloren und ich traute mich nicht wirklich mein Handy aus meinen Taschen zu ziehen, während Mr. Humphrey die Ernsthaftigkeit der derzeitigen Situation betonte – Er mochte wohl der größte Arschloch auf Erden sein, dennoch hatte er diese ekelhafte Aktion nicht verdient.

Statt die Polizei zu verständigen und die Sache in ihren Händen zu legen, nahm er sie in seine eigenen und hielt unzählige von Mitarbeitern in einem Gebäude fest, den ich an Wochenenden während meinem Praktikum lieber meiden wollte.

»Ich verstehe den Ernst der Lage und es tut mir auch wirklich leid, das das passiert ist. Aber sollten Sie nicht lieber die Polizei holen? Die kennen sich mit sowas viel besser aus und stellen nicht Fragen, die ins Nichts führen. Uns gegen unseren Willen hier festzuhalten ist Freiheitsberaubung.«, meldete Blake sich nach gefühlten Stunden zu Wort und machte deutlich, dass er auf die ins Nichts führende Verhör keine große Lust mehr hatte. »Mein Hund hat heute Geburtstag.«, musste es unbedingt aus ihm kommen, was mich nur zum genervten Aufstöhnen brache.

Ich wollte gerade einfach nur noch nach Hause und mich hinlegen.

Nebenbei fühlte ich mich schlecht, dass ich Mason's kleine Geburtstagsparty vorzeitig verlassen musste. Es tat mir schon unglaublich leid, dass ich die Party davor schon abbrechen musste und das, weil ich mich einfach nur unwohl fühlte. Momentan lief wirklich alles schief, was schief laufen konnte!

»Sie erkennen wohl den Ernst der Lage nicht, Mister Tomlinson.«, blickte Mister Humphrey ihn mit einem beinah tötenden Blick an. »Tut mir leid, dass Ihnen der Geburtstag Ihres Hundes wichtiger erscheint.«

»Ich wollte sie in keiner Art beleidigen. Ich möchte Sie lediglich darauf hinweisen, dass die Polizei lieber anrücken und ihre Arbeit erledigen sollte.«, entgegnete er und schien bewusst die pulsierende Ader an Mister Humphrey's Hals auszublenden. »Sie halten uns hier ohne jegliche Information fest , die den Prozess hier ein bisschen beschleunigen können. Es gibt Leute hier, die ihre Kinder wohlmöglich bei dem Nachbarn gelassen haben oder extra von der anderen Seite der Stadt hierher gefahren sind.«, vertrat er weiterhin seinen Standpunkt und sammelte sich somit ein paar Sympathiepunkte bei vielen Mitarbeitern.

Anhand Mister Humphrey's Reaktion erkannte nicht nur ich, dass er keinen Gefallen an Blake's Rede fand.

»Bitte setz' dich wieder hin.«, zischte ich ihm zu, griff nach seinem Handgelenk und zerrte ihn runter, da er sich während seiner Rede von seiner Euphorie leiten ließ und sich weiter bemerkbar machen wollte. »So sehr ich auch auf deiner Seite stehe, reitest du uns alle wohlmöglich in die größte Scheiße.«, ließ ich ihn wissen und wollte nicht, dass er hinterher irgendwelche Probleme bekam.

Leider bekamen wir hinterher die Quittung für seine überaus große Klappe, die Mister Humphrey kein bisschen tolerierte – Die Praktikanten durften sich im einzelnen einem Verhör stellen.

»Es tut mir leid.«, entschuldigte Blake sich bei mir, während wir nebeneinander auf dem Flurboden saßen und nur darauf warteten, dass einer von uns aufgerufen wurde. »Ich hätte meine Klappe halten sollen.«

»Du hast nur das ausgesprochen, was sich viele gedacht haben.«, erwiderte ich darauf und lehnte meinen Kopf an die Wand. »Ich hätte niemals die Eier gehabt, es ihm ins Gesicht zu sagen.«, gab ich ehrlich zu und bewunderte insgeheim seinen Mut.

»Warum kommt er einfach nicht auf die Idee und ruft die Polizei an? Er und die anderen hohen Mächte bekommen es niemals auf die Reihe.«, stöhnte er auf. »Ein schlechter Zeitpunkt um ein Praktikum anzufangen. Und wir sind gerade einmal zehn Tage im neuen Jahr drin.«

»Seitdem ich hier bin, fühlt sich ein Tag wie Wochen an. Das ist wirklich nicht mehr normal.«, murmelte ich und neigte meinen Kopf leicht zur Seite, um ihn anschauen zu können. »Ich wette mit dir, dass ich nach zehn Sekunden einknicke und wie ein Kleinkind weine. Ich hab Verhöre schon damals bei meinen Müttern und bei meinen Geschwistern gehasst. Ich traue mir sogar selbst zu, dass ich die Tat gestehe.«, lachte ich leicht.

»Ein echt schlechter Zeitpunkt einfach du zu sein.«

»Kannst du laut sagen.«, stimmte ich ihm zu und seufzte auf. Das lange Warten brachte mich beinah um. »Was hast du getan, bevor du angerufen wurdest.«

»Es ist vielleicht noch viel zu früh, aber ich habe überlegt, wie ich Grace mal bald nach einem Date fragen könnte.«, erzählte er mir nach langem zögern. »Aber ich hab sie gestern erst kennengelernt. Das kommt sicherlich blöd.«

»Es gibt kein zu früh. Wenn es passt, dann passt es nunmal. Nach diesem Motto lebt Grace, demnach hast du sehr gute Chancen. Sie findet dich nämlich auch voll toll.«, erzählte ich ihm und lächelte ihn anschließend an.  »Davon habe ich dir aber nichts erzählt.«, sagte ich und legte anschließend einen Finger auf meine Lippen.

»Ich behalte es für mich.«, grinste er breit. 

Nach ein paar Minuten kam dann endlich Elaine aus dem Raun gelaufen, die nicht mehr allzu glücklich aussah als davor. Sie schenkte mir nur einen sehr kurzen Blick, ehe sie um die Ecke lief und mich weiterhin im Dunkeln tappen ließ. Meine Anspannung legte sich für keine einzige Sekunde, als dann Blake in den Raum gebeten wurde.

»Ich will hier nicht mehr sein.«, teilte ich Mason am Telefon mit und versuchte somit die Zeit besser zu nutzen. »Ich verstehe auch echt nicht, warum er das alles alleine machen möchte und noch nicht einmal in Erwägung zieht, die Polizei anzurufen.«

»Du lebst gerade echt in einem Film.«, lachte er mich tatsächlich aus, was ich ihm noch nicht einmal übel nehmen konnte. An seiner Stelle hätte ich sicherlich auch gelacht. »Das bedeutet dann wohl, dass du nicht zurückkommst?«

»Keine Ahnung.«, zuckte ich mit meinen Schultern und seufzte anschließend. »Tut mir wirklich leid, dass ich gehen musste. Ich wär wirklich länger geblieben, Mase.«

»Ich weiß.«, antwortete er. »Ist hoffentlich nicht mein letzter Geburtstag, den wir miteinander feiern. Es gibt dann noch Ostern und Weihnachten.«

»Ich bin mir sicher, dass es dazwischen noch ein paar mehr Feiertage gibt, aber sicher. Ich freue mich schon.«, schmunzelte ich leicht. »Ich hätte echt zu Sky Sports gehen sollen als ich die Chance hatte.«, sprach ich aus und bereute meine Wahl.

»BT Sports wär da die bessere Wahl, darling.«

»BT Sports wär da die bessere Wahl, darling.«, äffte ich ihn nach und verdrehte leicht meine Augen. »Noch vier Monate und dann bin ich frei.«, dachte ich schon an die Zeit nach meinem Praktikum und fand dabei einen Grund zum Lächeln.

»Soll ich nachher vorbeikommen?«

»Hast du nicht einen Geburtstag, den du feiern musst? Nein, komm nicht vorbei, Mason. Ich schaue, ob ich danach noch kommen kann und falls nicht, komme ich morgen nach der Arbeit.«, lehnte ich ab und wollte ihn nicht unbedingt von seiner Familie zerren. »Ich schreibe dir nachher.«, würgte ich ihn schnell ab, als Blake und Mr. Humphrey zusammen aus dem Raum traten. »Bye.«

»Miss Moretti, Sie sind dran.«

𝐅𝐀𝐊𝐄 𝐆𝐀𝐌𝐄 ▷ 𝑚. 𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt