34 IF HE ONLY KNEW

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»Träume ich etwa, oder hast du mich tatsächlich über FaceTime angerufen, darling?«, nahm Mason meinen Anruf endlich nach dem zweiten Versuch entgegen und strahlte wie ein Idiot in die Frontkamera. »Du hast mich jetzt nicht angerufen, um mir zu erzählen, dass du dir die Haare schneiden lässt, oder? Wenn ja, dann lege ich hier und jetzt auf.«, informierte er mich und atmete erleichtert aus, als ich ihm erzählte, dass ich mir die Haare aufhellen ließ und mir zuvor nur die Spitzen abgeschnitten wurden. »Warum hast du mich dann angerufen, wenn es nicht um deine Haare geht?«

»Ich wollte dich fragen, welche Farbe meine Nägel haben sollen?«, fragte ich ihn und hielt ihm eine Hand in die Kamera. »Ich hab überlegt, einen Blauton zu nehmen. Aber ich denke, blau steht mir kein bisschen.«, sagte ich ihm und sah mir meine ungemachten Fingernägel an. »Was denkst du?«

»Dein Ernst? Kann dein Ben dir dieFrage nicht beantworten?«, entgegnete er leicht misstrauisch und versuchte herauszufinden, was ich mit der Frage erreichen wollte. »Blau steht dir, aber nimm lieber Weiß.«, beantwortete er dennoch meine Frage und sah mir dabei zu, wie ich der vietnamesischen Frau meine Wunschfarbe mitteilte. »Was soll das, darling?«

»Gut, du hast mich erwischt.«, stöhnte ich auf und lachte leicht. »Du und ich gehen heute Abend zusammen Essen. Ich will mich damit für mein Verhalten entschuldigen und dir den besten Italiener zeigen, den es hier in London gibt.«, ließ ich die Bombe platzen und versuchte dabei nicht zu Lachen. Nie hätte ich mal daran gedacht, einen Jungen zum Essen einzuladen, der nicht zu meinen Freunden zählte. Aber da Ben und ich einen grandiosen Plan verfolgten, sprang ich über meinen eigenen Schatten und fragte ihn.

Die Überraschung stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben, was mich innerlich zum Grinsen brachte.

»Habe ich gerade richtig verstanden? Du willst mit mir zum besten Italiener gehen und was essen?», harkte er nach und lachte auf, als ich mit meinem Kopf nickte. »Ohne einen Hintergedanken?«, fragte er weiter nach und schien mir nicht zu traute. »Sichtbar für die Öffentlichkeit und Ben? Wen willst du hier verarschen?«

»Ich möchte dich nicht verarschen, Mason! Ich meine das echt Ernst! Tatsächlich wär ich mit Benjamin hingegangen, da wir noch die Zeit miteinander verbringen wollten, bevor er für die nächste Zeit mit euch in die Länderspiel Pause geht. Aber der Dreckssack und ich haben uns gestritten und der Tisch ist– Das hört sich gerade an, als wärst du die zweite Wahl für mich. Aber ich habe gerade wirklich niemanden, der mit mir Essen möchte und da dachte ich mir, dass du vielleicht Bock hättest.«, versuchte ich es ihm zu erklären und biss mir anschließend auf die Unterlippe.

»Das hört sich nicht wirklich nach der zweiten Wahl an, sondern nach der Letzten.«, erwiderte er daraufhin und lachte leicht. »Wann haben du und Ben euch in die Haare bekommen?«, harkte er neugierig nach und kaufte mir die schlechte Lüge ab.

»Gestern Abend, aber das ist jetzt nicht wirklich relevant.«, schüttelte ich meinen Kopf und lächelte breit. »Dann schicke ich dir nachher die Details und sehe dich dann heute Abend?«, fragte ich und bekam ein Kopfnicken als Bestätigung. »Es wär auch echt Bombe, wenn du mich abholen könntest. Lando hat sein Auto bei seinem Freund stehen lassen, Ludo braucht ihr Auto, Gio will mir seins nicht geben und meine Mütter sind mit dem Auto unterwegs. Und es kommt echt nicht in Frage, mich mit meinem zuckersüßen Outfit in die Bahn zu quetschen.«

»Schwarzer oder weißer Mercedes?«

»Überrasch mich.«, antwortete ich nur. »Ich muss auflegen. Bis nachher.«, verabschiedete ich mich bei ihm und legte auf.

Kaum hatte ich den Anruf beendet, schrieb ich Ben noch schnell eine Nachricht, bevor ich mein Handy wieder in meine Tasche gleiten ließ. Unser Plan schien langsam zu funktionieren, was mich gerade echt erleichterte. Natürlich war ich mir im Klaren, dass Mason schon ahnte, dass ich etwas plante. Aber um mehr zu wissen, musste er erst einmal kommen und genau das tat er. Grace wusste im Gegensatz zu ihm, viel mehr und ließ sich auf ein gemeinsames Essen mit Ben, einem unbekannten Freund und mir ein. Sie wäre mir echt dankbar, wenn sie Mason dort sitzen sah. Er dagegen würde Ben und mich wohl hassen. Besonders mich, da ich ihn angeschleppt hatte.

Aber wenn das bedeutete, dass er mich in Zukunft in Ruhe ließ, dann nahm ich das einfach kommentarlos hin.

In den nächsten Stunden erledigte ich all die Sachen, die auf meiner Liste standen. Schon seit Monaten stand der Termin beim Friseur an und ich freute mich innerlich wie ein Kleinkind auf den Termin. Natürlich liebte ich meine dunklen Haaren noch immer, aber ich wollte nach all den Jahren eine Veränderung an mir sehen und das tat ich nun mit Highlights, die im Endergebnis unglaublich aussahen. Anschließend ließ ich mir die Nägel in der Almon Form in Weiß machen – Erst im Anschluss fiel mir ein, dass Beige viel besser ausgesehen hätte, aber für die nächsten vier Wochen gab ich mich einfach mit der jetzigen Farbe zufrieden.

Shoppen wollte ich hinterher auch noch bis mir dann einfiel, dass ich eigentlich schon passende Kleider für heute Abend hatte. Aber als ich dann in meinen Kleiderschrank schaute, bereute ich es sehr schnell und ging in meinen Sachen förmlich unter. Nach gefühlten Stunden fand ich dann ein Kleid, dass ich halbwegs akzeptabel fand. Ein rotes Kleid, was für den November nicht wirklich geeignet war. Aber da ich mich nur im Warmen aufhalten würde, entschied ich mich einfach dafür und hohe Schuhe, die mich vermutlich ins Grab schicken würden.

Kaum hatte ich all meine Sachen in meinen Kleiderschrank geworfen, klingelte es auch schon an der Tür, was mich jetzt schon leicht stresste. Auf nackten Sohlen lief ich die Treppen runter und öffnete Mason die Tür.

»Komm rein. Ich brauche noch fünf Minuten.«, informierte ich ihn und schloss die Tür hinter ihm, als er ins Haus trat und nun im Flur stand. Er musterte mich ziemlich auffällig und leckte sich mit der Zunge über die Unterlippe, als er mir in die Augen sah. »Was?«

»Wie wär es, wenn wir das Essen einfach ausfallen lassen und hier was unternehmen?«, fragte er und kam mir immer näher. Dabei hielt er den Blickkontakt zu mir und griff nach meiner Hand. »Das Kleid steht dir.«

»Danke, aber das kommt nicht in Frage. Der Tisch ist schon reserviert und ich hab echt Bock auf Pasta. Luigi macht die Besten.«, antwortete ich und nahm meine Hand aus seiner. »Fünf Minuten und dann fahren wir, okay?«, harkte ich nach und lief einfach die Treppe hoch. Schnell erledigte ich den Rest, quetschte mich in meine hohen Schuhe und lief wieder runter. »Wir können los.«, gab ich ihm Bescheid und nahm mir noch eine Jacke, bevor ich die Haustür öffnete.

»Diese fünf Minuten haben sich echt wie fünf Stunden angefühlt.«, kommentierte er und lief mir hinterher.

»Übertreib nicht.«, verdrehte ich meine Augen und lächelte, als ich den weißen Mercedes in der Einfahrt stehen sah. »Irgendwann wird der Moment kommen, in dem ich mir ein Mercedes hole.«, murmelte ich und fuhr mit dem Finger über den Lack. »Merk dir meine Worte, Mason. Irgendwann.«, betonte ich und lachte leicht darüber.

Irgendwann, nachdem ich meine eine Niere verkauft hatte. Da ich mir gerade eine Wohnung suchte, musste mein Mercedes Wunsch für ein paar Jahre warten – Lando wollte ich natürlich nicht fragen, ob er mir Geld leihen konnte, da ich es ihm wohl nie zurückgeben könnte. Daher wartete ich einfach bis ich es mir dann einfach selbst leisten konnte.

»Merke ich mir.«, schmunzelte er und öffnete mir die Beifahrertür. »Dann lass uns den Abend so schnell wie möglich hinter uns bringen, damit ich dir nachher–«

»Sprich es bloß nicht aus, Mount!«, unterbrach ich ihn und schlug ihm gegen die Brust, bevor ich in das Auto stieg.

Wenn er nur wüsste, worauf er sich gerade eingelassen hatte.

𝐅𝐀𝐊𝐄 𝐆𝐀𝐌𝐄 ▷ 𝑚. 𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt