72 LADIES DATE NIGHT (2)

820 27 7
                                    







»Könnte es sein, dass wir es heute ein bisschen übertrieben haben?«, fragte Chloe mich lachend und hielt in ihrer Hand eine Flasche Champagner. Gemeinsam saßen wir in einer uns fremden Badewanne und starrten die Decke an, während wir über die kleinsten Dinge lachten und kaum aufhören konnten. Obwohl ich mich zurzeit schlecht fühlen sollte, fühlte ich mich kein bisschen danach und genoss die Zeit in der Badewanne mit Chloe – Wir hatten zuvor nie wirklich viel miteinander gesprochen und das, obwohl wir seit ein paar Monaten den selben Freundeskreis hatten. Natürlich mochte ich sie und sah in ihr eine sehr gute Freundin. Dennoch gäbe es keine Themen für uns, die wir in einem nüchternen Zustand miteinander besprochen hätten. Umso mehr freuten wir uns darüber, dass wir uns in den letzten zwei Stunden hauptsächlich an den alkoholischen Getränken bedient hatten und keinen klaren Gedanken mehr fassen konnten.

»Womit sollten wir übertrieben haben?«, fragte ich sie und neigte meinen Kopf leicht zur Seite, um sie besser anschauen zu können. »Ich kann mich noch immer an meinen Namen erinnern, wo ich wohne und was ich vor zwei Stunden gegessen habe. Nein, wir haben kein bisschen übertrieben.«, kommentierte ich mit einem breiten Grinsen auf meinen Lippen und streckte meine Hand nach der Flasche aus, die sie mir aushändigte. Sofort legte ich meine Lippen auf den Flaschenmund, nahm einen Schluck aus der Flasche und schnitt in der nächsten Sekunde eine Grimasse.

Der Champagner schmeckte billig, dennoch konnte ich mich in diesem Moment nicht beschweren. Solange mich dieser Champagner länger betrunken hielt und mich hinterher an nichts mehr erinnern ließ, reichte mir der billige Kram voll und ganz! Und diesen Gedanken schien auch Chloe zu haben, die sich die Flasche zurückeroberte und nach einem kräftigen Schluck ebenfalls eine Grimasse schnitt.

»Wir sind auf irgendeiner Hausparty in Brixton, klauen dem Gastgeber sein Alkohol und liegen nun völlig dicht in seiner Badewanne. Wenn das nicht übertrieben ist, dann habe ich auch keinen Schimmer.«, entgegnete sie und lachte leicht auf. »So hatte ich den Abend kein bisschen geplant, Genne.«

»Ich auch nicht.«, stimmte ich ihr zu und schloss meine Augen. »Ich vermisse meinen Long Island.«, schmollte ich meinem Drink hinterher, der echt nicht schlecht schmeckte. Tatsächlich gehörte er zu den besten Long Islands, die ich seit langem hatte. »Ich hätte mich auch nur mit den ganzen Long Islands abgeschossen, wenn wir nicht gegangen wären.«

»Das glaube ich dir sofort!«, antwortete sie und schenkte mir ein Grinsen. »Ich hätte wirklich nichts dagegen gehabt, wenn Kai Havertz weiterhin für meine Drinks bezahlt hätte. Mein Bankkonto hätte ihm garantiert gedankt.«, schmunzelte sie und gab mir die Flasche zurück. »Warum wolltest du nicht, dass er unsere Drinks zahlt? In meinen Augen ist das eine Geste der Freundlichkeit und wenn wir betrunken genug wären, hätten wir ihn sicher zu uns an den Tisch geholt.«, stellte sie mir die Frage und wusste nicht, was hinter der ganzen Sache steckte.

Nicht einmal seine Freundin konnte sich erklären, warum genau ihr Freund für die Drinks ihrer Freundinnen Plus Blake zahlte – Eine Sache, die ich in nur Sekunden herausbekommen hatte.

»Ein Kai Havertz taucht nicht alleine irgendwo im Süden Londons auf.«, gab ich ihr eine Antwort auf ihre Frage und verwirrte sie wohl damit, da sie mir daraufhin einen fragenden Blick schenkte. »Kai war in diesem Moment nur das trojanische Pferd, das geopfert wurde. Und das nur, um ein paar andere Leute hinter ihm zu decken.«, ging ich näher darauf ein. »Erinnerst du dich an unsere letzte Brixton Tour und wie sie geendet hat? Das soll nicht noch einmal passieren und wenn es bedeutet, dass ich mein Long Island nicht bekomme, dann ist das so.«, zuckte ich mit meinen Schultern und hob die Flasche hoch. »Der billige Champagner ist auch in Ordnung.«

»Preach, Schwester!«, rief sie auf und klatschte in ihre Hände. »Dann glaubst du, dass sich hinter einem Kai Havertz ein paar Kerle verstecken, die hinter ihren Freundinnen spionieren?«, fragte sie mich und bekam daraufhin ein Kopfnicken als Antwort. »Wer ist das Genie der Operation?«

»Declan und Mason zusammen. Timo und Kai wären dazu gar nicht in der Lage.«, kam die Antwort aus mir wie aus der Pistole. »Das perfekte Duo.«

»Dumm und Dümmer. Sind immer zusammen und haben keine Geheimnisse voreinander. Früher habe ich immer gedacht, dass Mason mich einmal für Declan fallen lassen würde. Hört sich auch nicht wirklich unwahrscheinlich an, wenn man ihre Geschichte kennt.«, erzählte sie und eröffnete dadurch ein neues Gesprächsthema, dass ich schon sehr lange mit ihr führen wollte.

Ich fand nie, dass wir die gewisse Position in unserer Freundschaft erreicht hatten, um über vergangene Beziehungen zu sprechen. Ich selbst sah in mir eine kleine Nebenrolle, die wir aus dem Nichts auftauchte und sich irgendwann nicht nur den einen Protagonisten schnappte, sondern auch den anderen. Den Grund für ihre Trennung bekam ich nur aus der Sicht von Mason mit und nie wirklich persönlich aus ihrer Sicht – Sie gab ihren Fehler zu und reagierte nicht gerade gelassen, wenn sie mit Mason in Kontakt kam. Demnach harkte ich bei ihr auch nicht weiter nach und gab mich mit der männlichen Version der Sache zufrieden.

Doch nun ergab sich eine neue Gelegenheit für mich.

»Warum hast du Mason damals betrogen?«, stellte ich ihr die Frage und das auf die unsensible Art, auf die man eine sehr private Frage stellen konnte. Sofort entschuldigte ich mich dafür und sagte schnell, dass sie nicht auf die Frage antworten bräuchte.

»Warum möchtest du das wissen?«

»Ich hab immer nur eine Version gehört. Es gibt immer zwei Seiten und ich möchte gerne deine hören.«, gab ich ihr als Antwort und zuckte mit meinen Schultern. »Und ich habe irgendwie das Gefühl, dass er sich bei der Erzählung von seinen Gefühlen leiten lassen hat und vielleicht eins bis zwei Tatsachen verdreht hat.«, offenbarte ich ihr hinterher und sah sie an. »Du musst nicht antworten, wenn du nicht möchtest.«

»Ich habe Mason Mount betrogen, weil ich mich danach gefühlt habe.«, ließ sie mich wissen und fuhr fort: »Es ist kein Geheimnis, dass der Kerl unglaublich gut aussieht und wirklich jede in ganz England haben könnte, Genne. Du musst wissen, dass ich nicht gerade das beste Selbstbewusstsein hatte und mich immer wieder mit den Mädchen vergleicht habe, die er getroffen hat. Sei es Fans, die bei Chelsea oder die auf irgendwelchen Events. Ich hab mich irgendwann nicht mehr gut genug für ihn gefühlt und mich hinterher immer mehr von ihm distanziert. Während er Chelseas Golden Boy bleiben wollte und sich komplett auf seine Karriere konzentrierte, bin ich lieber mit Freunden feiern gegangen und hab woanders nach Anerkennung gesucht. Was danach passiert ist, kannst du dir sicherlich schon denken.«, beendete sie ihre Erzählung und seufzte kurz auf. »Ich hab Mason wirklich geliebt, musst du wissen. Aber ich bin froh, dass er jemanden wie dich kennengelernt hat.«

»Ist das nicht komisch für dich?«

»Ich mag dich, Genevieve. Es ist kein bisschen komisch für mich.«, lachte sie und schüttelte ihren Kopf. »Sollte dich was belasten, rede mit ihm. Das habe ich nicht getan und schau, wohin es mich gebracht hat.«, gab sie mir einen Tipp und räusperte sich anschließend. »Können wir jetzt vielleicht nicht über deinen Freund alias meinen Ex sprechen? Ich möchte viel lieber trinken und tanzen!« rief sie den letzten Satz und versuchte sich aus der Badewanne zu hieven, was sich nicht gerade als sehr einfach erwies.

Zusammen halfen wir uns gegenseitig auf der Badewanne und torkelten Arm in Arm aus dem Badezimmer. Die Flasche hielt diesmal ich in meiner Hand und sparte mir den Rest auf. Nacheinander liefen wir auf hohen Absätzen die Treppe hinunter und versuchten nicht zu stolpern, was sich als eine sehr sportliche Aktion herausstellte.

»Wo habt ihr nur gesteckt?«, kam und Lauren auch schon entgegen und sah nicht sehr entspannt aus.

»In der Badewanne.«, antwortete ich ihr mit einem Grinsen auf den Lippen.

»Zusammen?«, harkte sie nach und hob fragend eine Augenbraue.

»Wenn du so fragst, hört es sich natürlich falsch an.«, kicherte Chloe und nickte mit ihrem Kopf. »Ja, zusammen in einer Wanne. Der Kerl hier ist leider nicht reich, um zwei Wannen in einem Badezimmer zu haben. Aber darüber können wir uns echt nicht beschweren. Wenn du uns jetzt entschuldigst! Genne und ich müssen uns nach einer Champagner Alternative umschauen. Siehst uns sicherlich hinterher auf den Tischen tanzen!«, informierte sie Lauren darüber und zerrte mich auch schon hinter sich her, bevor Lauren überhaupt eine Reaktion von sich geben konnte.

»Auf den Tischen tanzen?«

»Das wird sowas von passieren, Genevieve.«

𝐅𝐀𝐊𝐄 𝐆𝐀𝐌𝐄 ▷ 𝑚. 𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt