11 TRIP TO PORTSMOUTH

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DANK MASON LIESS ICH DEN BRUNCH mit meiner Familie und den Walkers sausen und durfte mich auf eine abgefahrene Autofahrt mit Mason freuen, der mich allein mit seinem Aussehen nervte. Es tat mir sehr leid für meine Geschwister, die sich auf den Brunch mit der ganzen Familie gefreut hatten. Besonders tat es mir für meinen kleinen Bruder leid, der nach vielen Wochen endlich wieder nach Hause kam, bevor er dann wieder los musste. Am liebsten hätte ich Mason mit seinem Problem alleine gelassen, aber das passte nicht zu meiner Natur – Ich wollte unseren Deal einhalten und es dann hinter mich bringen. Meinen Müttern erzählte ich nur, dass ich mit meiner Gruppe weiter an meinem Projekt arbeiten und dafür das Wochenende in Portsmouth verbringen musste. Die halbe Wahrheit zu erzählen erleichterte mich schon fast und es würde mich sogar mehr als nur glücklich machen, wenn ich ihnen die ganze Wahrheit erzählen könnte.

»Fratellino wird enttäuscht sein, wenn er dich heute Abend nicht hier auftrifft.«, sagte Gio und lehnte an meiner Tür. Er beobachtete mich dabei, wie ich meine Sachen in meine Tasche stopfte. »Wusste gar nicht, dass man in Portsmouth besser lernen kann als hier in London.«

»Sean hat darauf bestanden und fand, dass er sich in London nicht auf das Projekt konzentrieren kann.«, erwiderte ich darauf und mied den Blickkontakt zu ihm. »Kannst du Lando ausrichten, dass es mir fürchterlich leid tut und ich ihn sofort anrufe, wenn ich kann?«

»Sicher. Aber erzähl mal, wohin es wirklich geht. Du hast schon früher ziemlich schlecht gelogen und dich kein bisschen gebessert.«, kam er dahinter und lief nun in mein Zimmer. »Du schaust mir nie in die Augen, wenn du lügst. Was ist viel wichtiger als ein Brunch mit der Familie, Geneviev?«, fragte er und verschränkte seine Arme.

»Es ist.. kompliziert.«, fing ich an und seufzte. »Ich kann es dir erst erzählen, wenn ich wieder zurück bin. Versprochen, Gio.«, versprach ich ihm und atmete erleichtert aus, als er die Sache ruhen ließ.

»Sei dir bewusst, dass Lando echt angepisst sein wird. Er ist ziemlich nachtragend bei sowas.«, sagte er noch, bevor er mich dann im Zimmer zurückließ.

Es dauerte nicht lange bis Mason mit seinem Mercedes in unsere Einfahrt fuhr und meine Bitte, es nicht zu tun, einfach missachtete. Bevor Giovanni aus dem Fenster schaute und sich den Fahrer genauer anschauen konnte, verabschiedete ich mich mit einem Ruf bei ihm und eilte mit einer großen Nike Sporttasche zum Auto. Wie ein Gentleman stieg er aus seinem Auto, nahm mir die Tasche aus der Hand und schmiss diese in seinen Kofferraum.

»Da hätte was zerbrechliches sein können.«, murmelte ich und stieg widerwillig in sein Auto ein.

»Dann ist es jetzt wohl zerbrochen. Ups, sorry.«, entschuldigte er sich halbherzig und stieg ebenfalls ein. »Hast du dir die Datei durchgelesen?«, fragte er mich, nachdem er sich angeschnallt hatte und aus meiner Ausfahrt fuhr. »Es darf wirklich nichts schief gehen.«

»Ja, ich hab sie mir durchgelesen und muss gestehen, dass die Datei eine Menge Informationen enthält. Mehr als mein Dozent uns rausgibt.«, ließ ich ihn wissen und öffnete die Datei auf meinem Handy. »Ich hätte da ein paar Fragen, die nicht warten können. Zum Beispiel, warum zur Hölle haben wir uns in einem Pub kennengelernt? Die Gelateria wär auch vollkommen in Ordnung gewesen. Oder hast du dir einmal Gedanken darüber gemacht, dass deine Familie dir Fragen über mich stellen könnten? Dich kennen sie und testen wahrscheinlich nicht mein Wissen über dich.«

»Dann erzähl mir etwas über dich. Wir haben zwei Stunden Zeit, die ich nicht mit schweigen verbringen will.«, erwiderte er darauf und sah mich kurz an. »Was sollte ich alles über meine Freundin Geneviev Moretti wissen?«, stellte er mir die Frage und sah wieder zurück auf die Straße.

»Das Wichtigste ist, dass ich Allergikerin bin. Ich bin allergisch gegen Blaubeeren und Ananasse. Esse ich was von ihnen, könnte ich sterben. Sollte schon einmal als Erstes erwähnt werden.«, gab ich meine Allergien bekannt und wollte am Wochenende nicht wegen einem Allergieschock sterben, weil ich es ihm nicht gesagt hatte. »Ich bin 24, habe drei Geschwister, zwei Nichten und eine Stiefnichte, wenn man es so nennt. Mehr erfährst du nicht über mich.«, nannte ich ihm nur ein paar nebensächliche Informationen über mich und wollte nicht, dass er mehr über mich wusste.

Ich erzählte mehr über mich, wenn ich zu meinem Gegenüber eine Bindung aufbauen konnte. Zu ihm könnte ich nie eine Bindung aufbauen.

»Du hast vergessen zu erwähnen, dass du Italienerin bist.«

»Halb Italienerin und halb Deutsche, wenn man mehrere Augen zudrückt.«, murmelte ich und seufzte. »Sollten deine Eltern andere Fragen stellen, die nicht mit den preisgegebenen Infromationen zu beantworten sind, dann muss ich sie wohl anlügen. Ich fühle mich nicht wohl dabei, wenn ich quasi Fremden über mich erzähle.«

»Ich denke nicht, dass meine Familie deine Informationen im Internet veröffentlichen.«, schmunzelte er. »Aber wenn du dich dadurch ein Stück wohler fühlst, dann soll es so sein.«, zuckte er mit seinen Schultern. »Deutsch-Italienisch, also. Das ist mal eine äußerst interessante Mischung.«

»Pass auf, dass du keinen Kulturschock bekommst.«, lachte ich leicht und schaute ihn von der Seite an.

»Passiert schon nicht. Mein Herz schlägt für halb Italienerinnen.«, grinste er wie ein Idiot und lachte, als ich ihm leicht gegen den Arm schlug, der nicht am Lenkrad hing. »Fass mich nicht an. Es sei denn, du willst mit einem sehr attraktiven Chelsea Jungen auf der Autobahn sterben. Dann fass mich ruhig weiter an. Du brauchst auch nicht schüchtern sein.«

»Sei ruhig.«

In den nächsten zwei Stunden konnte ich mich auf einer professionellen Basis mit ihm unterhalten. Es gab schon ein paar Momente, in denen ich ihn am liebsten aus dem Auto stoßen wollte. Aber da ich nicht sterben wollte, ließ ich es sein und verdrängte den Gedanken in mir. Mit jeder Stunde wurde ich ungeduldiger und freute mich schon fast wie ein kleines Kind, als ich das Ortsschild sah.

»Meine Familie wird dich im ersten Moment anfallen. Besonders meine Schwestern und meine Mum.«, warnte er mich vor, als er dann endlich das Auto parkte. »Sie sind auch die, die pausenlos reden.«

»Ich komm klar.«, sagte ich und konnte nach einer zwei Stunden Fahrt endlich aus dem Auto treten. Ich streckte und dehnte mich für einen kleinen Moment und sah dabei zu, wie Mason unsere Taschen aus dem Kofferraum holte. »Darf ich auf dem Rückweg fahren?«, stellte ich ihm auch schon die Frage, bevor ich überhaupt darüber nachdenken konnte.

»Damit du uns ins nächste Krankenhaus fährst? Nein, danke. Ich liebe mein Leben gerade sehr.«, lehnte er ab und ließ nicht zu, ihm meine Tasche abzunehmen.

»Ganz der Gentleman.«, murmelte ich und verdrehte meine Augen.

»Oh Gott! Sie sieht in echt noch tausendmal schöner aus als auf den Bildern!«

𝐅𝐀𝐊𝐄 𝐆𝐀𝐌𝐄 ▷ 𝑚. 𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt