70 TRAUMA

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Trotz niedlicher Liebeserklärung seinerseits, stand ich kurz vor einem Mord. Obwohl sein Kichern mich meistens ansteckte, tat es das dieses Mal nicht und wenn ich ehrlich bleiben durfte, fühlte ich mich nicht wirklich danach. Viel lieber wollte ich einen Fußballer aus dem Haus schmuggeln, um meine Mütter nicht auf ihn aufmerksam machen zu müssen – So sehr ich sie auch liebte und mich wunderbar mit ihnen verstand, sah ich mich wirklich kaum mit ihnen und Mason an einem Esstisch allein. Würden uns Giovanni, Lando und sogar Ludovica's Clan uns Gesellschaft leisten, gäbe es da für mich kein Problem. Aber mit ihnen alleine und das am frühen Morgen? Niemals in meinem Leben!

Den Fehler erlaubte sich Giovanni einmal, der sein One Night Stand nicht rechtzeitig aus dem Haus schmuggeln konnte. Auf frischer Tat erwischten sie ihn dabei und luden sein One Night Stand zum Frühstück ein. Es hörte sich völlig harmlos an, was im Nachhinein nicht wirklich harmlos war. Kaum saß sie auf ihrem Platz, bombardierten meine Mütter sie auch schon mit Fragen, die auch von FBI Agenten kommen könnten, und ließen die Atmosphäre beim Frühstück wirklich unangenehm werden. Das Erlebnis erfand nicht nur Giovanni als traumatisch, sondern auch ich. Die, die ebenfalls am Esstisch saß und sich wünschte, der Boden würde sich öffnen und meinen Bruder mit seinem One Night Stand darin verschwinden lassen. Besonders wollte ich Giovanni nicht mehr in die Augen blicken, nachdem er irgendein Shirt von mir seinem One Night Stand gegeben hatte, dass ich bis heute nicht mehr zu Gesicht bekam.

Ich wollte aus seinen Fehlern lernen, weshalb ich nun Mason versuchte aus dem Haus zu schmuggeln. Diese Aktion erwies sich hinterher als ziemlich schwierig, da er für keine Sekunde still bleiben konnte und mit jedem Schritt zu Kichern begann. Es gab für sein Kichern keinen erklärbaren Grund, da nichts besonderes passierte.

»Könntest du nur für ein paar Sekunden still sein, dir ich dich unbemerkt aus dem Haus schleichen kann?«, hielt ich mitten im Flur an und musste meine Stimme dabei gesenkt halten, um meine Mütter in der Küche nicht auf uns aufmerksam zu machen. »Und es gibt keinen Grund, warum du genau jetzt kichern musst!«, zischte ich ihn an und könnte ihm gerade das breite Grinsen von den Lippen reißen.

»Entschuldigung, aber ich finde die Situation gerade viel zu amüsant.«, kommentierte er und drückte leicht meine Hand, die ich gerade hielt. »Willst du echt nicht, dass deine Mütter mich sehen? Glaubst du nicht, dass sie sich eh schon ihren Teil denken?«

»Momentan ist mir Denken viel lieber als es auszusprechen und eine unangenehme Unterhaltung zu führen. Zuerst laden sie dich zum Frühstück ein, was sich nicht wirklich hart anhört. Aber kaum sitzt du, gibt es plötzlichen einen guten Cop und einen bösen Cop. Natürlich ist die, die mehr temperament hat der böse Cop! Diesen Fehler macht man in diesem Haus nur einmal und den hat Giovanni mit seinem One Night Stand gemacht.«, klärte ich ihn und hätte eigentlich gedacht, dass er endlich seinen Arsch hochbekam und mir folgte.


Stattdessen klebte weiterhin sein Grinsen auf seinen Lippen.

»Ich bin aber nicht dein One Night Stand, oder?«, entgegnete er und sah mir dabei in die Augen.

»Gerade wünsche ich es mir, damit ich dich danach nie mehr sehen muss.«, murmelte ich und verdrehte dabei meine Augen. »Ein kleiner Scherz, bevor du es persönlich nimmst.«, fügte ich hinzu. »Können wir die Unterhaltung vielleicht dort weiterführen, wo meine Mütter nicht einfach ihren Kopf herausstrecken können?«, fragte ich ihn und sah ihn mit einem leicht flehenden Blick an.

Er versuchte meinem Blick Stand zu halten, scheiterte nur nach ein paar Sekunden und gab nach. Er setzte sich in Bewegung und schaffte es hinterher erfolgreich aus der Haustür.

»Wann sehe ich dich wieder?«, fragte er mich und lehnte sich mit mit seinem Arm an den Türrahmen.

»Hast du nicht langsam genug von mir? Haben uns jetzt schon zwei Tage hintereinander gesehen.«, lächelte ich leicht und sah zu ihm hoch.

»Ich könnte niemals genug von dir kriegen.«, antwortete er darauf und sah an mir herunter, bevor er leise auflachte. »Das war jetzt ein bisschen zu cheesy.«, gestand er und bekam daraufhin meine Zustimmung. »Dann willst du ein paar Tage Abstand haben? Kein Problem.«, grinste er.

»Abstand ist jetzt wirklich nicht das korrekte Wort.«, entgegnete ich. »Ich schreibe dir.«

»Alles klar.«, nickte er und beugte sich ein Stück zu mir runter. »Ich liebe dich.«, sagte er und ließ mich dabei für keine Sekunde aus den Augen.

»Ich dich auch.«, erwiderte ich und stellte mich leicht auf Zehenspitzen, um meine Lippen auf seine zu legen. Automatisch schlang ich meine Arme um seinen Nacken und vergaß für einen Moment, dass meine Mütter jeden Moment aus der Küche laufen konnten. Der Kuss hielt leider nicht sehr lange, da plötzlich meine Mum nach mir rief. Sofort brach ich den Kuss ab und schaute ihn mit einem leicht panischen Blick an. »Bis dann.«, verabschiedete ich mich schnell bei ihm und schloss die Haustür leise vor seinem Gesicht. »Ja?«, rief ich zurück und atmete erleichtert aus.

»Guten Morgen.«, begrüßte sie mich, als ich in die Küche gelaufen kam und den Kühlschrank öffnete. »Wie war der Geburtstag?«

»Toll.«, antwortete ich knapp und nahm mir die Milch heraus. »So, wie Geburtstage halt sind.«

»Hast du viel getrunken?«, fragte mich nun meine Mama aus und schaute mich mit einem Blick an, den ich gerade Null zuordnen konnte.

»Es geht.«, log ich und blieb bei meinen knappen Antworten. »Bin früher gegangen, weil es mir hinterher nicht wirklich gut ging.«, gab ich zu und behielt die Story dahinter für mich. »Wie war euer Ausflug?«, stellte ich die Gegenfrage, um keine Fragen mehr beantworten zu müssen und wie ich meine Mum kannte, würde sie wirklich alles erzählen und dabei kein Detail auslassen.

»Toll.«, antwortete sie darauf und nahm einen Schluck aus ihrer Tasse. »Du brauchst Mason das nächste Mal nicht aus dem Haus schmuggeln, Genne. Er kann gerne mit uns Frühstücken.«, ließ sie die Bombe fallen grinste in ihre Tasse hinein. »Wir würden uns auf jeden Fall freuen, wenn er dabei ist.«

»Genau. Du brauchst ihn nicht wie ein One Night Stand behandeln. Für eure One Night Stands denken wir uns mit Absicht unangenehme Fragen aus.«, offenbarte mir Mama und lachte leicht, als sie meinen entrüsteten Gesichtsausdruck sah. »Was ist?«

»Dann habt ihr mich damals umsonst traumatisiert!«

»Wir wollten nicht dich traumatisierten, sondern deinen Bruder. Und wie es aussieht, hat es funktioniert. Betrachte dich als ein Kollateral Schaden.«, witzelte sie und fand die Situation gerade wohl sehr zum Lachen. »Aber Mason sehen wir hier gerne. Auch zu den späten Stunden.«

»Was hat uns verraten?«, harkte ich seufzend nach und wollte wissen, woran ich gescheitert war.

»Die Überwachungskamera funktioniert wieder.« Toll.

»Und deine Mutter wollte die Schaukel auf der Veranda wirklich verkaufen! Wenn wir schon keine neuen Erinnerungen schaffen können, dann wohl die Kinder. Und siehe da! Genne und Mason sind nun offiziell zusammen.«, erwiderte Mum darauf.

»Dann habt ihr–«

»Alles mitbekommen? Leider ja.«, lachten beide und ließen mich still in Scham ersaufen.

𝐅𝐀𝐊𝐄 𝐆𝐀𝐌𝐄 ▷ 𝑚. 𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt