48 EXPLAIN IT TO ME

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»Wenn du glaubst, dass mich deine Nachricht abgeschreckt hat, dann muss ich dich leider enttäuschen.«, lief ich in sein Haus, als er mir die Haustür öffnete und mich mit einem verwirrten Blick ansah. »Du schreibst mir, wie aus dem Nichts, dass ich dich auf einmal in Ruhe lassen soll? Ich versuche dich seit Monaten loszubekommen und kaum verpasst Ben dir einen Schlag auf die Nase, tut mir leid für meine unsensible Ausdrucksweise, willst du nichts mehr von mir wissen? Sorry, Darling, aber dafür ist es wohl viel zu spät. Wenn ich dich in den letzten Monaten nicht losbekommen habe, dann du mich auch nicht.«, ließ ich ihn wissen und drückte ihm anschließend meinen feuchten Mantel in die Hände, als er die Tür wieder ins Schloss fallen ließ und sich anschließend zu mir drehte. »Du bist wahrscheinlich sauer auf mich, was ich durchaus nachvollziehen kann und ich kann mich nur bei dir entschuldigen. Ich wollte wirklich nie, dass es so zwischen dir und Ben ausartet.«, entschuldigte ich mich bei ihm und meinte die Entschuldigung wirklich ernst.

Ich wollte wirklich nie der Grund für eine zerstörte Freundschaft sein. Sie kannten sich schon viel länger, somit durfte und sollte ich mich nicht zwischen ihnen stellen.

»Es ist nun einmal passiert und daran kannst du nichts mehr ändern.«, antwortete er monoton und verdrehte seine Augen. »Deine Entschuldigung kommt ein bisschen spät, aber  viel habe ich von dir jetzt auch nicht erwartet. «, sprach er aus und sah mich mit einem eiskalten Blick an, der mich leicht unwohl fühlen ließ. So hatte ich ihn bisher nie erlebt – Sein Lächeln oder Grinsen verließ nie seine Lippen und in jeder Situation wusste er, welchen ungeeigneten Spruch er drücken musste, um einen um den Verstand zu bringen.

»Sehr verletzend, aber das nehme ich nun einfach hin.«, nickte ich und fuhr mir seufzend durch die Haare. »Wahrscheinlich glaubst du es mir nicht, aber es tut mir wirklich sehr leid. Ich habe davon erst heute erfahren und wollte auch nur nach dir schauen. Wie ich sehe, hat Ben echt keine Gnade gezeigt.«, kommentierte ich seine Verletzungen im Gesicht und trat einen Schritt näher, um sie mir näher ansehen zu können. Vorsichtig legte ich meine Hand um seinen Unterkiefer und drehte seinen Kopf leicht zur Seite.

»Wenn du dich nur über mich lustig machen möchtest, solltest du lieber gehen und mich in der nächsten Zeit tatsächlich in Frieden lassen.«, griff er nach meiner Hand und sah mich leicht sauer an. »Ernsthaft, Geneviev. Momentan bin ich echt nicht in der Laune, um mit dir zu diskutieren oder eine normale Unterhaltung zu führen. Du hast keine Schuld daran, sondern ich. Ich und meine blöden Sprüche, die ich wirklich nie für mich behalten kann. Ich habe es verdient und das sehe ich nun ein.«, sagte er und hörte sich nun wirklich Null nach dem Mason an, den ich kannte und in den letzten Wochen sogar Mögen gelernt habe.

»Da zeigt wohl jemand Einsicht. Eine Charaktereigenschaft, die sehr neu sein muss.«, fiel mir sofort auf. »Bis vor kurzem hatte ich dich noch total anders in Erinnerung gehabt. Mason Mount, der sich kein bisschen für seine vorlaute Klappe schämt und seine blöden Aktionen im Nachhinein kein bisschen bereute. Ist dieser Mason gerade im Urlaub auf den Malediven oder versteckt er sich hinter dem eiskalten und neuen Mason, den ich noch weniger ausstehen kann?«, fragte ich ihn und sah ihm in die Augen.

»Höchstwahrscheinlich in Dubai oder auf Ibiza.«, antwortete er und verdrehte erneut seine Augen, bevor er an mir vorbeilief. »Ich hab dafür nun wirklich keine Zeit. Du solltest lieber verschwinden, bevor dein Ben sich sonst was ausdenkt und ich wieder einstecken darf. Wenn er weiterhin mein Gesicht demoliert, bekomme ich keine Werbeaufträge mehr.«, sagte er und klang ziemlich herablassend, was mir kein bisschen gefiel. Die Art und Weise wie er mit mir sprach, gefiel mir überhaupt nicht.

»Du bist wortwörtlich verletzt und sowas, aber erzähl mir nicht, was ich tun soll. Wenn ich entschieden habe, hier mit dir zu reden, dann tu ich das auch, Mount! Wenn du willst, dass ich verschwinde und dich entgültig in Ruhe lassen, reden wir hier und jetzt miteinander.«, machte ich ihm deutlich und war ihm ins Wohnzimmer gefolgt. »Wenn du nicht sauer auf mich bist und keine zwei Wochen suspendiert wurdest, was ist es dann? Seit wann redest du so mit mir und verhältst dich wie ein Arsch?«

»Erinnerst du dich nicht mehr daran, darling? Du hast mich als Arsch kennengelernt und wie ich mit dir rede, bleibt mir überlassen.«, erwiderte er darauf und warf meinen Mantel auf die Couch. »Ich möchte dich nicht noch einmal darum bitten.«, versuchte er mich weiterhin aus seinem Haus zu werfen.

»Dann tu es nicht und rede mit mir verdammt!«, entgegnete ich ihm. »Ich möchte dich verstehen und das kann ich nur, wenn du dich mir—«, fing ich an und blickte erschrocken zu ihm, als er mich mitten im Satz unterbrach:

»Du möchtest verstehen? Verdammt, Genne! Wie soll ich dir das erzählen und gleichzeitig zu verstehen geben, wenn du noch nicht einmal die einfachsten Sachen, die dir praktisch auf einem verdammten Silbertablett serviert werden, verstehst?«, dabei wurde er immer lauter und fuhr sich verzweifelt durch seine Haare. »Fuck, man! Seit Wochen– Nein! Seit verdammten Monaten versuche ich dir eine Sache zu verstehen zu geben und es scheint, dass es jeder in nur Sekunden versteht. Wirklich jeder.  Aber der Mensch, der es verstehen soll, versteht es nicht!«

Ich konnte ihm ansehen, dass es ihn belastete und in meinem Kopf versuchte ich an die Momente zurückzudenken, in denen er mir versuchte eine Sache mitzuteilen.

»Mason, bitte–«

»Was denn? Es hat keinen Sinn mehr.«, schüttelte er seinen Kopf und ließ sich auf die Couch fallen. »Auch ich sollte langsam einsehen, dass ich verloren habe und es nicht mehr probieren sollte. Was hat es mir gebracht? Innere und äußere Verletzungen! Und ich schwöre auf alles, darauf habe ich keine Lust mehr!«

»Du bist keiner, der aufgibt.«, erwiderte ich daraufhin und versuchte dabei die Ruhe in Person zu bleiben. Gerade spürte er wahrscheinlich mehrere Emotionen auf einmal und da war es normal, dass er mal laut wurde. Es gefiel mir zwar nicht, dennoch konnte ich es nachvollziehen. »Vielleicht war ich in den letzten Monaten viel zu ignorant, um dir ganz zu zuhören und das will ich hiermit nun ändern. Unseren kleinen Krieg einmal bei Seite.«, sagte ich und ließ mich neben ihm auf die Couch fallen. »Bitte erzähl mir das, was du mir schon vor Monaten erzählen wolltest. Diesmal höre ich dir zu und verkneife mir meine Kommentare.«, bat ich ihn darum und legte meine Hand vorsichtig auf seine.

Mason, der auf seine Hände geschaut hatte, sah mich für einen Moment an und ich erkannte in seinen Augen, dass sich etwas in ihnen änderte. Sein Blick wurde sanfter und ich wusste, dass ich ein bisschen bei ihm durch kam.

»Du hörst mir auch zu?«, harkte er nach.

»Ich höre dir zu.«, bestätigte ich ihm und lächelte ihn leicht an.

»Ich bin noch nicht einmal ein bisschen auf Ben sauer und kann verstehen, warum er mich nicht nur einmal geschlagen hat. Ich bin auch nicht sauer auf dich, falls du das denkst. Es ist nur, dass ich–«, fing er seinen Satz an und hielt inne, als fehlten ihm die Worte. »Ich habe es dir gegenüber wahrscheinlich schon mehrfach erwähnt, wenn du mir mal nicht zugehört hast oder betrunken warst. Ob du es mir glaubst oder nicht, aber ich fühle mich eingeschüchtert von dir.«, gestand er mir.

»Ich schüchter dich ein?«, harkte ich nach und musste mir das Lachen verkneifen. »Ich bin niemand, der jemanden einschüchtern kann.«, schüttelte ich meinen Kopf. »Wenn du es mir erzählst, verspreche ich dir, dass ich dir nichts tue, falls es etwas ist, was mich wütend machen könnte.«, versprach ich ihm und wollte nur noch, dass er mit der Sprache herausrückte.

»Ich kann nicht.«, schüttelte er seinen Kopf und änderte seine Meinung.

»Du kannst nicht? Es muss wohl etwas sein, was echt ein Leben verändern kann.«, scherzte ich leicht. »Trifft sich wohl sehr gut, dass ich in den nächsten drei Stunden nichts zutun habe.«, ließ ich ihn wissen, dass ich das hier wirklich ernst meinte.

»Wenn ich so nervig bin wie du, kann ich jetzt sehr gut verstehen, warum ich dich in Ruhe lassen sollte.«, murmelte er leise und zuckte mit seinen Schultern, als ich ihm einen bösen Blick schenkte. »Dann mach es dir mal gemütlich. Drei Stunden können sich ziemlich lang anfühlen.«, änderte er seine Tonlage, stand auf und ließ mich tatsächlich in seinem Wohnzimmer alleine, um nach oben verschwinden zu können.

Etwas verwirrt blickte ich ihm hinterher und stellte mir wirklich die Frage, warum genau er sich nun so verhielt.

»Warum sind Kerle so kompliziert?«, stellte ich mir selbst die Frage und stöhnte auf.

𝐅𝐀𝐊𝐄 𝐆𝐀𝐌𝐄 ▷ 𝑚. 𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt