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   "... und dann Susanne dem Meisterchen aus Versehen einen Feuerball um die Ohren gejagt am haben, ja, ja", schloss die Sukkubus eine weitere ihrer von Sinn befreiten Geschichten ab, die sie der Elfe die ganze Zeit begeistert erzählte. Marialle schüttelte abermals schmunzelnd den Kopf.
"Herrin Dolli am hören?", fragte sie irritiert. Die Priesterin sah auf. Dolettes Augen waren geschlossen und ihre Atmung ging flach.
"Meister Plagg, sie hat das Bewusstsein verloren!", stieß sie besorgt, an den Verlassenen gewandt, hervor. Er schaute der Untoten ebenfalls ins blasse Gesicht und seine Miene verfinsterte sich.
"Uns läuft die Zeit davon, Mylady. Wir müssen uns beeilen!"
Schnellen Schrittes liefen sie weiter, den Drang der Zeit deutlich im Nacken spürend. Als plötzlich Kampfgeräusche an ihr Ohr drangen. Sie kamen näher und die Augen der Hohepriesterin weiteten sich.
Ein Mann und eine Frau kämpften gerade mit einem gewaltigen Golem. Er war komplett aus Metall und überragte die beiden Menschen um einige Köpfe. Aber viel mehr war sie über das ihr vertraute Menschenpaar verwundert. Sie formte einen großen Lichtblitz in den Händen und warf ihn auf den Thoriumriesen. Der Einschlag war gewaltig und riss dem Ungetüm einen seiner Arme ab. Die beiden Menschen schauten auf und Verblüffung zeichnete sich auf ihren Gesichtern ab. Die blonde Frau formte einige Feuerbälle in ihren Händen und warf sie nacheinander auf den Golem, der bei jedem Einschlag einen Schritt zurück wich. Der blonde Mann rannte auf das Monstrum zu, sprang hoch und trieb ihm sein Schwert tief in den bleiernen Schädel. Der Golem zuckte einige male und fiel reglos zu Boden.
"Mariiii!", quietschte die junge Frau und lief auf die drei Neuankömmlinge zu, der Krieger trottete hinterher und rief ihnen entgegen: "Das glaube ich ja nicht!"
Als die beiden näher traten, beäugten sie erst den Untoten mit Argwohn und erschraken, als sie die schlanke Gestalt der Todesritterin auf den Armen der Sukkubus entdeckten.
"Beim Licht, Dolette! Wie ist das möglich? Was geht hier vor sich?", stieß die kleine Blonde hervor, nachdem sich die Frauen herzlich umarmten.
Ein Schatten glitt über das Gesicht der Hohepriesterin, als sie begann zu erklären: "Sie kam als Todesritterin zurück, nachdem sie starb, Odi. Ich traf sie vor ein paar Wochen, als sie mich entführt hat. Es ist eine lange Geschichte. Sie hat mich gestern vor ein paar Trollen gerettet, die mich als eine leckere Mahlzeit betrachteten und wurde dabei verflucht."
Die Gedanken von Odessa schienen sich zu überschlagen, doch es war Borigan, der darauf reagierte. "Eine Todesritterin? Das heißt sie kann sich gar nicht an uns erinnern?", erkannte er bedächtig. Marialle schüttelte, kaum merklich, den Kopf und ein trauriger Glanz schimmerte in ihren Augen.
"Und der da?", wies der Krieger auf den Hexenmeister.
"Plagg Kinnab, Hexenmeister, wenn ich mich selbst vorstellen darf, Mylady?", fragte er Marialle, deutete eine kleine Verbeugung an und wurde abschätzend von Borigan betrachtet.
"Er ist Dolettes Diener. Die Kurzfassung: Zusammen mit Dolette sollte er mich für Sylvanas Windläufer entführen. Ihr Großapotheker brauchte meine Macht für eine Seuche. Er versprach ihr sie gegen die Geißel zu verwenden, doch es gab einen Putsch in Unterstadt und Putress wird die Seuche auch auf ihre Streitkräfte und beim Licht, sicherlich auch auf den Rest der Horde sowie unseren Kämpfern der Allianz, loslassen. Das wird das Bündnis der Fraktionen erschüttern und sie wieder in den Krieg stürzen. Wir sind hier um das zu verhindern. Wir müssen nach Dalaran. Plagg sagt, dass ein Magier den Fluch brechen kann", schloss sie ihre Erklärung ab.
"Ein Magier? Dann kann ich den Fluch brechen? Was ist das für ein Fluch?", erklang Odessas Stimme hoffnungsvoll.
"Es ist eine abgewandelte Form des Fluchs des Fleisches, Mylady Magierin. Er versteinert Lady Dolette oder verwandelt sie gar in Metall. Das können wir noch nicht sagen. Es ist ein mächtiger, alter Fluch und ihn zu brechen, erfordert sicherlich großen Kraftaufwand. Versucht es bitte", schaltete sich der Verlassene ein.
Odessa nickte und ließ ihre Hände über den Körper der Todesritterin gleiten und ein helles blaues Schimmern erleuchtete ihre Hände und den Körper unter ihnen. Einige Herzschläge vergingen, doch nichts geschah. Kopfschüttelnd zog die Magierin ihre Hände zurück.
"Nichts zu machen, verzeih", wandte sie sich wieder an die Priesterin.
"Aber du kannst uns alle doch nach Dalaran teleportieren, Odi!", mischte sich der Menschenmann aufgeregt ein. Und die Miene der jungen Magierin erhellte sich augenblicklich.
"Ja, das kann ich! Wäre euch damit geholfen, Mari?"
"Ja, natürlich. Bitte sofort. Dolette ist schon eine Weile ohne Bewusstsein und ich weiß nicht wie weit der Fluch schon fortgeschritten ist." Die Magierin nickte entschlossen und begann sich wieder zu konzentrieren. Zu sich selbst sprach die Blonde einige Formeln. Ihre Augen und Hände begannen in hellem blau zu erstrahlen.
Marialle sah, wie die kristallenen Bäume und der leblose Körper des Golems, um sie herum verschwammen und Straßen und Gebäude an ihrer Statt traten. Odessa verlor keine Zeit und sprach:
"Folgt mir, die Violette Zitadelle liegt im Südwesten Dalarans. Nicht weit von hier. Rhonin weiß sicher Rat." Die Gefährten nickten und schickten sich an, hinter der Magierin her zu eilen.
Nur kurze Zeit später erstreckte sich ein beeindruckendes Gebäude vor ihnen und ließ den Hexenmeister staunen.
"Beeindruckend, was die Magier so alles erschaffen können."
"Hier lang", befahl die Magierin und wandte sich zum Eingang. Die beiden Wachen versperrten ihnen den Weg.
"Mitglieder der Horde haben hier keinen Zutritt!", erklärte der eine Wachmann steif.
"Ich bin Marialle Lichtsprung, Hohepriesterin der Kirche des Heiligen Lichts und eine Freundin von Jaina Prachtmeer. Ich habe wichtige Kunde, was den geplanten Angriff auf die Pforte des Zorns, anbelangt. Der Verlassene und die Blutelfe gehören zu mir!" Die Priesterin legte ihre ganze Autorität in ihre Worte und der Wachposten überlegte nur kurz, bevor er dem anderen zunickte und den Weg freigab.
"Ihr dürft passieren." Sie nickte nur flüchtig und ging an ihnen vorbei.
Innen angekommen traten die vier, samt Sukkubus mit Dolette auf ihren Armen, in eine prächtige Halle.
Vor einer großen Treppe stand ein Mann auf dem kunstvollen blauen Boden. Direkt neben ihm eine Elfe, unverkennbar eine Quel'dorei, wie Marialle an den Augen erkannte, die nicht in dem verfluchten grün schimmerten, wie die des Mannes zur Linken Rhonins. Das musste Vereesa Windläufer sein, eine der beiden Schwestern der Herrscherin von Unterstadt. Den Blutelfen erkannte die Priesterin als Aethas Sonnenhäscher und ihm gegenüber stand die menschliche Erzmagierin Modera. Sie schienen angeregt zu diskutieren und sahen auf, als die Gefährten in die Halle schritten.
"Wer wagt es, ein Mitglied der Horde in die Hallen der Violetten Zitadelle zu führen?", ließ sich der Blutelf vernehmen.
"Ich bin Marialle Lichtsprung, Hohepriesterin der Kirche des heiligen Lichts, Mylord. Ich bringe wichtige Nachrichten aus der Unterstadt Lordaerons! Aber zuerst helft bitte meiner Gefährtin, sie wurde Opfer eines alten, mächtigen Fluchs", entgegnete Marialle erhaben.
"Die letzte Hohepriesterin des Königreichs Sturmwind, in Begleitung eines Verlassenen und einer Blutelfen Todesritterin? Höchst ungewöhnlich! Ein alter, mächtiger Fluch? Was ist das für ein Fluch?", kam es interessiert von der Erzmagierin. Plagg trat einen Schritt vor. "Wenn ich darf?" Rhonin nickte. Auch in seinem Antlitz zeichnete sich Neugierde ab. Der Blutelf sah allerdings noch immer argwöhnisch drein.
"Sie wandelt sich in Stein, der Fluch des Fleisches wurde irgendwie umgekehrt. Ein verfluchter Pfeil traf sie an der linken Schulter. Da der Pfeil so nah an ihrem Herzen eintraf, schreitet der Fluch schnell voran, Mylord", ließ er sich ruhig vernehmen und bemühte sich klar und deutlich zu sprechen. Als die Hohepriesterin zu der untoten Elfe in den Armen der Sukkubus blickte, erkannte auch sie, dass die Haut eine steinerne Marmorierung annahm. Ihre Venen schimmerten durch und zeichneten sich deutlich, in einem Grauton, von der hellen, von Rissen durchzogenen Haut ab.
"Bitte, sie hat mich nach Nordend geführt und beschützt. Helft ihr!", kam es nun flehentlich von der Priesterin und Rhonin trat einige Schritte näher. Er sagte nichts, legte nur seine Hand auf die Schulter der dunklen Elfe. Dunkelblau erstrahlte die Hand, doch nichts geschah.
"Erstaunlich. Ein wirklich mächtiger Fluch. Morena, Aethas, kommt bitte zu mir, lasst es uns gemeinsam versuchen", bat er die anderen beiden Erzmagier. Sie folgten seiner Bitte augenblicklich und traten an seine Seite. Die drei ließen jeder beide Hände über dem leblosen Körper von Dolette schweben und wieder leuchteten sie dunkelblau auf. Einige Herzschläge lang geschah nichts, doch dann schlossen sich die feinen Risse auf der Haut der Todesritterin und sie nahm wieder den fahlen, grauen Ton an, der ihrer untoten Herkunft entsprach. Das Haar wandelte sich von dem mittlerweile weißen zu dem ursprünglichem hellen Blond zurück und die Augen, unter den Lidern, begannen zaghaft zu zucken 

"Nein bleib hier!", rief Dolette aus voller Kehle, während die Umrisse der strahlenden, blonden Schönheit vor ihren Augen verschwanden. Als sie ihre Augen öffnete, hatte sich ihre Umgebung stark verändert und sie spürte, wie das Leben hart zurück in ihre Glieder floss. Sie war in einer großen, ihr unbekannten Halle. "Wo bin ich?" Ihre Stimme klang kraftlos, ganz anders als noch eben der Ruf, den sie ausgestoßen hatte und sie fragte sich ob sie ihn laut hatte erklingen lassen.
"Dole? Kannst du mich hören und sehen?" Sie wandte ihren Kopf in die Richtung aus der die sanfte Stimme der Hohepriesterin an ihre Ohren drang. Sie war wunderschön. Das Haar kunstvoll hoch gesteckt, von den Strapazen leicht zerzaust und der Blick voller Sorge. Doch das tat ihrer Schönheit keinen Abbruch.
"Mari ...", presste sie matt hervor und versuchte sich an einem Lächeln.
"Herrin Dolli wieder gesund am sein?", quietschte Susanne glücklich und schmiegte ihr Gesicht an der Wange der Elfe. Als Dolette auffiel, dass sie noch immer auf dem Arm der Sukkubus weilte, stieß sie einen Laut des Ekels aus.
"Lass mich runter, Susi!", befahl sie energisch und die Dämonin ließ sie vorsichtig herab. Ihre Glieder fühlten sich noch immer etwas steif an, während sie ihre zurückerlangte Bewegungsfreiheit prüfte. Als sie sich umsah erkannte sie Plagg neben der Menschenfrau, aber auch vier weitere Menschen, einen Blutelfen und etwas abseits eine Hochelfe. Leicht eingeschüchtert, von den vielen Fremden, trat sie näher an Marialle und Plagg.
"Also nochmal. Wo sind wir?", zischte sie den beiden leise zu und ließ ihre schimmernden Augen über die unbekannten Gesichter schweifen. "Ihr seid in der Violetten Zitadelle, Todesritterin!", ließ sich nun die Quel'dorei, die bisher geschwiegen hatte, von hinten vernehmen. Die anderen schienen alle etwas irritiert, aber Dolette konnte nicht genau deuten warum sie so merkwürdig schauten.
"Wir haben Dalaran erreicht? Ihr seid die Führer der Kirin'Tor, richtig? Habt ihr den Fluch gebannt?", fragte sie die Fremden. "So ist es, Lady Dolette. Wenn die letzte Hohepriesterin Sturmwinds, mit einer solch ungewöhnlichen Bitte hier erscheint, schlagen wir ihr diesen Wunsch selbstverständlich nicht aus", ließ sich nun der große rothaarige in der Mitte vernehmen.
"Dann seid ihr die Erzmagier Rhonin, Modera und Aethas. Und ihr Lady Veressa Windläufer, nehme ich an. Verehrung, Mylady. Ich diene Eurer Schwester. Mein Dank ist euer", sprach Dolette und verneigte sich tief zuerst vor der Quel'dorei, dann vor den Erzmagiern. Veressa nickte ihr zurück und Aethas ergriff das Wort.
"Die Hohepriesterin sprach von einer wichtigen Kunde, die sie uns mitteilen wollte, sobald wir den Fluch gebannt haben. Bedankt euch also bei ihr! Nun Lady Lichtsprung, wir erwarten euren Bericht!"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 04, 2021 ⏰

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Die dunkle RitterinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt