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   Nachdem sie gegessen hatten brachen sie auf nach Tirisfal und erreichten das Dorf, von dem sie weiter Richtung Nordend reisen wollten, schon nach einem kurzen Marsch. Die meisten Verlassenen die hier waren liefen wirr durch die Gegend, sie schienen alle panisch und verängstigt zu sein.
Dolette hielt einen von ihnen am Arm und brachte ihn so zum Stoppen. 
"Was ist hier los, mein Freund?" Der Untote beäugte sie misstrauisch. Der Ausdruck verstärkte sich als er die Menschenfrau in ihrer Begleitung erblickte, doch er rang sich dennoch zu einer Antwort durch.

"Varimathras hat Unterstadt eingenommen und Sylvanas ist mit dem größten Teil der Verlassenenarmee nach Nordend, niemand hält ihn auf und er macht keinen Halt vor Unseresgleichen! Und jetzt lasst mich durch, ich muss mein Habe zusammenräumen!" Sie nickte ihm nur verstehend zu.
"Ich danke euch." Die drei Gefährten sahen sich beunruhigt an.       
"Wir können hier gerade nichts tun. Wir sind viel zu wenige und die Verlassenen, die Sylvanas hier gelassen hat, sind nur Kaufleute und Apotheker. Wir müssen zur Pforte und zusehen, dass wir den Hinterhalt dort verhindern und den Anführern bescheid geben." Marialle und Plagg nickten zustimmend, mit angespannten Gesichtern.

Nur Augenblicke später hatten sie die kleine Stadt durchquert und den Turm erreicht, von dem die Zeppeline starteten und landeten. Es herrschte reges Gedränge auf dem hohen Anleger und so schob sich die dunkle Ritterin durch einen kleinen Haufen Verlassener.
"Die Wolkenkuss vom Hafen der Vergeltung sollte jeden Augenblick eintreffen!", rief der Zeppelinmeister so laut, dass man es in der ganzen Umgebung hören konnte.
"Meister Goblin sagt, wie lange dauert die Überfahrt?", wollte der Hexer von dem Goblin wissen. 
"Etwa anderthalb Tage, je nach Witterung etwas mehr." Dolette hoffte nur, dass Putress auch diesen Weg gegangen war und nicht einen schnelleren gefunden hatte, aber so oder so sie mussten zur Pforte des Zorns gelangen, so schnell es eben ging.

Das riesige Ungetüm brach sich behäbig seinen Weg durch die dicken Nebelschwaden die Tirisfal einhüllten.
"Susanne mit diesem Ding da am fahren, Herrchen?", durchbrach die Stimme des Sukkubus die angespannte Stille und wandte sich somit an Plagg.
"Selbstredend, Susi. Wir müssen ja übers nördliche Meer nach Nordend gelangen", erwiderte er für einen Verlassenen ungewöhnlich sanft. Die Elfe wusste auch genau warum er so einen Ton anschlug, der Dämonin stand nämlich das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben. 
"Nein, nein, nein! Susanne nicht da ein am steigen, nicht so hoch am fliegen wollen!"

Sie machte Anstalten sich umzudrehen und wegzulaufen, aber Dolette packte sie am Handgelenk.
"Susanne, wir haben keine Wahl." Sie blickte hilfesuchend zu Marialle, die gedankenverloren in den dichten Nebel starrte. Sie stimmte aber ernst mit ein, nachdem sie sich wovon auch immer losriss.    
"Ja Susi, wir müssen nach Nordend und das schaffen wir nur auf diese Art und Weise." Die Sukkubus schaute ihnen abwechselnd in die Gesichter.
"Susanne keine Wahl am haben?"
"Nicht wenn du bei uns bleiben willst", antwortete die Todesritterin wieder abgekühlt, jetzt hatten sie die verängstigte Dämonin.

"Susanne bei Herrin Dolli am bleiben!", quiekte sie schließlich und ihre kleinen, dämonischen Augen funkelten entschlossen auf. 
"Ja-ja, bleib mal schön bei deiner Herrin Dolli. Glaub mir das Leben eines Ghuls willst du nicht führen!", maulte Plagg mürrisch. 
"Dann kommt endlich, das Flugschiff wartet sicher nicht auf eine verrückte Sukkubus!" Die Unbeschwertheit aus den Morgenstunden war ihr komplett entglitten und die dunkle Ritterin hatte Mühe nicht jeden der ihr vor die Nase trat eine heulende Böe um die Ohren zu pfeffern. Warum war sie auf einmal so gereizt?

Ihre verwirrte Gefühlswelt machte ihr mehr und mehr zu schaffen. Und als sie, kurz nachdem der Zeppelin gestartet war, alleine an der Reling stand und in den grauen Nebel starrte, kam sie nicht umhin an den Kuss am Morgen zu denken, den Marialle ihr so unvermittelt auf die Lippen legte. 
Es war das schönste Gefühl das sie je erlebt hatte. Keine Kunst bei einem Todesritter, schalt sie sich selbst, aber etwas daran störte sie. Die Priesterin schien irgendwie nicht sie vor sich zu glauben und sie war erschrocken, als sie sich aus dem Kuss löste, erkannte wenn sie vor sich hatte. Das ließ ein merkwürdiges anderes Gefühl in ihr hochkriechen. Eifersucht? Konnte das sein? 

Quatsch, sie hat doch mich angesprochen als sie aufwachte! Sie sagte Dole! Interessierte das überhaupt?
Sie war schließlich eine Todesritterin, befreit von jeglichen Gefühlsregungen. Dolette vergrub die Gedanken.
So wurde sie wieder von vertrauter Dunkelheit umhüllt und nahm sich vor es dabei zu belassen. 
Plagg trat an sie heran und stellte ihr eine Frage die sie von ihren trüben Gedanken ablenkte. "Mylady, habt ihr euch eigentlich schon einen Plan zurecht gelegt wie wir in Nordend vorgehen werden?"

Daran hatte die dunkle Elfe tatsächlich noch nicht einen einzigen Gedanken verschwendet und verfluchte sich innerlich einmal mehr für ihre Gefühlsduselei. Ihr blieb also nichts anderes übrig und so antwortete sie ihm wahrheitsgemäß. 
"Ehrlich gesagt noch nicht, Kinnab. Die Ereignisse der vergangenen Nacht bedurften meiner ganzen Aufmerksamkeit. Habt ihr einen Vorschlag?" Seine Miene war düster. Das zerfallene Gesicht schien resignierend seinen Dienst aufgegeben zu haben und hing schlaff von seinen Knochen. Dieses ganze unfreiwillige Unterfangen schien auch an seinen Nerven zu zehren.

"Nun, das habe ich zwar schon, aber ich bin noch nicht zu einem endgültigem Ergebnis gelangt. Sowohl die Drachenöde wie auch Zul Drak sind sehr gefährliche Gebiete, jedes auf seine Weise. Durch die Drachenöde wäre es der direkteste Weg, aber ich habe auch überlegt ob wir über den Kristallsangwald einen Abstecher nach Dalaran machen, um dort vorweg Alarm zu schlagen. Allerdings habe ich keine Vorstellung davon wie dort zur Zeit die Zustände sind, ob der Rat überhaupt helfen kann und will. Aber wir hätten da ja auch einen Trumpf dabei, der der Brisanz unserer Nachricht, nachdruck verleiht." Dolette sah ihn etwas verwirrt an.
"Was meint ihr, Kinnab?"

Sein milchiger Blick war undurchdringlich. Er hatte sich offenbar wirklich die ganze Nacht den Kopf zerbrochen.
"Unsere geschätzte Lady Hohepriesterin natürlich. Die Zusammenstellung unserer Gruppe spricht für sich und sicherlich wollen die Kirin Tor die Leute die sie zur Pforte sandten auch nicht in den sicheren Tod schicken", sagte er gefasst, überdachte die Erfolgschancen seines Planes und fügte dann hinzu: "Und Magier können sich ja auch noch teleportieren. Vielleicht wäre das also unser Vorteil, oder die einzige möglichkeit überhaupt rechtzeitig einzutreffen", gab er weiter zu bedenken.

Dolette ließ das gesagt auf sich wirken und überlegte, bis sie schließlich erwiderte: "Die einzige Frage die sich dann noch stellt, ist ob wir diese Information überhaupt an einen Dritten weiter geben wollen. Ich meine, wir wissen nicht wem wir trauen können. Gut wir sprechen von den Kirin Tor, wem wenn nicht ihnen vertrauen?" Der Untote nickte stumm.
"Wir werden erstmal diese Marschroute einschlagen, wer weiß was uns in Nordend alles erwartet."

"Wie geht es eigentlich Marialle?", wechselte er unerwartet das Thema.
"Was? Was weiß ich, Kinnab? Bin ich ihr Kindermädchen?", war ihre bissige Antwort und eine kalte nie gekannte Wut drang in ihr hoch.
"Ähm nein, Lady Glutklinge. Ich dachte nur weil ... naja heute Morgen sah es nunmal so aus, als hätte sich eine gewisse Vertrautheit zwischen euch aufgebaut. Nicht, dass man das nicht auch schon vorher hätte merken können, wenn ich das sagen darf?", sagte er leicht verwirrt, ob der ablehnenden Haltung seiner Herrin. Dolette schaute nur finster in die Ferne.

Das Flugschiff hatte mittlerweile die Nebelwand hinter sich gelassen und ein strahlend, blauer Himmel erstreckte sich über ihnen. Die Sonne stand jetzt hoch am Himmel und spendete wärme für Jedermann an Deck. Jedermann war gut. Es war übervoll mit Verlassenen. Wohl eher Flüchtlingen. Doch jetzt wo sie das vertraute grau der Nebelwand hinter sich gelassen hatten, verschwanden die untoten einer nach dem anderen unter Deck. 
"Nun, wenn ihr nicht darüber reden wollt ... Aber wenn ihr es euch anders überlegt, zögert nicht." Sie sah ihn aus den Augenwinkeln an und nickte, mehr brauchte es nicht und er verstummte.

Die dunkle RitterinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt