33

226 16 4
                                    

   Überall, auf dem Weg zum Hafen von Menethil, lag das Land Lordaeron in Schutt und Asche. Die Vegetation war verdorrt und abgestorben. Es zerriss ihr das Herz, das Land, in dem sie geboren wurde, so zerstört zu sehen und Marialle bezweifelte, dass es sich jemals davon erholen würde.
Der Bund von Jaina Prachtmeers und Dolette Glutklinges Gefolge brauchte ganze drei Tage um sich durch das unwegsame Gelände des Sumpflandes zu schlagen, doch schließlich erreichten sie die Stadt an der Küste. Die Menschen waren hier nur noch spärlich besetzt, denn auch der Hafen von Menethil würde dem Ansturm der Geißel nicht mehr lange Stand halten können. Aber noch war die Stadt belebt und weigerte sich, sich geschlagen zu geben.

Eine Flotte von sechs Schiffen wartete auch schon, um die Magierin und die Freiwilligen, die sie zusammen gesucht hatte, nach Kalimdor zu bringen.
Die Sonne war schon untergegangen als sie die Schiffe betraten. Dolette und ihr Trupp, folgten Jaina auf das Größte und wurden von der Mannschaft direkt unter Deck geführt und Kajüten zugeteilt.
Jaina sagte der Paladin, dass sich erstmal alle ausruhen sollten. Die Überfahrt würde lange genug dauern, man würde dann besprechen was man in Kalimdor anfing.
Die Kabine war nicht groß, aber die Paladin und Priesterin waren endlich mal wieder allein. Dolette saß an einem kleinen Tisch mit zwei Stühlen und schaute ihrer Geliebten zu, wie sie sich grade ihrer Robe entledigte.

"Noch können wir umkehren, Dole." Die Angesprochene schaute auf und lächelte matt, bis sie zu einer Antwort ansetzte. "Ich weiß, aber ich habe das Gefühl, dass es wichtiger ist jetzt hier zu sein. Da drüben wird etwas Schreckliches passieren und das gilt es aufzuhalten. Das habe ich im Gefühl." Marialle nickte nur. Sie kannte die Antwort, bevor sie auch nur die Frage stellte, aber seit sie, kurz nach dem Aufbruch vom Hof der Lichtsprungs, einen Späher aus Quel'Thalas getroffen hatten, sagte Dolette kaum noch ein Wort. Er berichtete, dass die Zerstörung unglaubliche Ausmaße angenommen hatte und ein Großteil der Hochelfen ihr Leben gelassen hatten. Außerdem hatte Arthas Menethil den Sonnenbrunnen tatsächlich verderbt, indem er mit seiner Hilfe Kel'thuzad wiedererweckte.

Wie es mit den Überlebenden weitergehen würde war ungewiss. So tat sich außerdem die Frage auf, ob die Hochelfen ohne den Sonnenbrunnen noch immer so ein langes Leben haben würden.
Sie selbst hing mit ihren Gedanken immer wieder ihrer Familie nach. Marialle konnte nur hoffen, dass sie es alle heil nach Sturmwind schaffen würden. Auch unter ihren Gefährten war die Stimmung gedrückt. Sie hatten zwar alle keine Verbindung zu Lordaeron, oder Verwandte dort, dennoch zeigte sich ehrliches Mitgefühl in ihren Mienen. Dolette und Marialle hatten einen loyalen und mitfühlenden Haufen um sich geschart und in diesem Moment war die Priesterin sich dessen zum ersten Mal richtig bewusst geworden.

"Komm, leg die Rüstung ab und leg dich zu mir! Du brauchst auch Erholung und ich will deine wunderschönen Augen wieder leuchten sehen", sagte Marialle lächelnd. Sie hatten sich seit dem Angriff der Geißel nicht mehr berührt und so war mittlerweile sogar das Schimmern in ihren Augen erloschen. Dolette sah einige Herzschläge in die bernsteinfarbenen Augen der Priesterin. Die der Paladin waren unglaublich dunkel. Marialle hatte fast vergessen wie diese Augen eigentlich aussahen. Aber so dunkel hatte sie sie nicht in Erinnerung gehabt. Wortlos öffnete die Elfe, die Verschlüsse ihrer Rüstung, legte sie geräuschvoll ab und legte sich kurz danach zu der Menschenfrau, die auf dem unteren des Doppelstockbetts wartete.

Sie streichelte sanft die Wange der jungen Frau und ihr Blick entspannte sich zunehmends. "Es tut mir leid, Mari." Marialle legte ihr einen Finger auf die Lippen. "Nicht doch. Ich kann gut nachvollziehen was in dir vorgeht, also mach dir keine Gedanken deswegen." Sie verschloss die vollen Lippen der Paladin, bevor sie noch irgendwas sagen konnte, mit ihren eigenen und verwickelte sie in einen gefühlvollen, sanften Kuss.
Tatsächlich gab es in dieser Nacht eine Premiere. So konnte sie die Elfe zum ersten Mal beim Schlafen beobachten und auch im Schlaf, war sie wunderschön, erhaben und anmutig. Die junge Priesterin versuchte sich das Bild einzuprägen. Wer wusste schon wann sie wieder Gelegenheit dazu bekommen würde?

Die dunkle RitterinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt