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Für die Ungeduldigen...

Viel Vergnügen.

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  Im Lager herrschte schon reges Treiben, als die ersten Sonnenstrahlen durch die Baumstämme drangen und jeder machte sich eilig daran sein Lager abzubrechen. Zu grauenvoll waren die Ereignisse der letzten zwei Tage gewesen, als das man noch länger bleiben wollte.
"Ich überlasse von jetzt an euch das Kommando, bis Lady Lichtsprung und ich wieder zu euch stoßen, Borigan." Der Angesprochene salutierte und erwiderte: "Jawohl Herrin!" Er wandte sich ab, um bei den restlichen Gegenständen zu helfen, die noch zu verstauen waren.
Dolette drehte sich zu der Priesterin, die neben ihr auf ihrem Schimmel saß.

"Bereit, wenn ihr es seid!", kam es nüchtern. Sie hatte offenbar noch immer nicht die geringste Lust auf diesen Ausflug, aber Marialle dachte nur bei sich, Selbst Schuld und trieb ihr Pferd in Gang.
"Dann auf!", gab sie sich betont fröhlich. Innerlich überlegte sie wie sie die Stimmung der Elfe etwas anheben konnte. Die Spannung zwischen ihnen war keine gute Grundlage für das Gespräch das sie suchte. 
So ritten sie eine ganze Weile schweigend nebeneinander her, bis sie einen Versuch wagte.
"Sag mal, magst du eigentlich Feiern?", fragte sie bemüht beiläufig und bekam einen überraschten Blick als Reaktion.

"Feiern?", war die knappe Gegenfrage.
"Ja Feiern, Feste! Du weißt schon, ein wenig Spaß haben und naja loslassen, sich ablenken. Ich habe dir ja erzählt, dass ich fünf Brüder habe und drei davon sind verheiratet. Ich habe bereits fünf Nichten und Neffen, wenn ich nach Hause komme gibt es immer ein großes Fest, weil ich so selten Zeit finde, vorbei zu schauen", erklärte Marialle beinah überschwänglich und ein wenig zog sich ihre Brust zusammen, als sie zur Seite schielte. Sie sah die Elfe prüfend an, doch regte sich wenig in ihrem Gesicht, bis sie sich dann entschloss zu sprechen, da hellte sich ihre Miene sichtlich auf. Ebenso das Gemüt der Priesterin, die darauf erleichtert die Luft ausstieß.

"Ein großes Familienfest also? Das klingt wunderbar, Marialle." Ein ehrliches Lächeln zierte ihre vollen Lippen und die Priesterin entspannte sich schlagartig.
"So wie das klingt, wird das ja gar nicht so schlimm, wie es deine Miene noch vor ein paar Tagen vermuten ließ." 
Schon bemerkenswert, dass sich das Eis so schnell brechen lässt, dachte die junge Frau bei sich und schmunzelte.
"Hast du etwa eine Vorliebe für solche Feste?", fragte die Priesterin zaghaft.
"Kommt auf die Begleitung an." Dolette schien die aufsteigende Röte auf Marialles Wangen amüsiert zu registrieren. Die Frauen lächelten sich an und so verging der Ritt friedlich bis sie am frühen Nachmittag, das Landgut der Familie Lichtsprung erreichten.

Der Hof war groß, auch wenn er nicht prunkvoll war. Ein großes Haupthaus mit ganzen zehn Zimmern und zwei Nebenhäuser mit der Hälfte an Zimmern, standen am Ende eines breiten Trampelpfades, der durch eine Allee Obstbäume führte. Dahinter stand eine Scheune, mit kleinen Ställen an jeder Seite. Von ihr ab ging eine riesige Koppel, auf der allerlei Tiere grasten.
Eine Gruppe Kinder tobte bei einem der Apfelbäume, an dessen Ast zwei Schaukeln aufgehängt waren. Als sie Marialle entdeckten, stürmten sie mit lauten Willkommensrufen auf die beiden Reiterinnen zu.

Zwei kleine Mädchen von fünf Wintern liefen aufgeregt voran, während die älteren schlendernd folgten.
"Tante Mari!!! Tante Mariiiii! Endlich besuchst du uns mal wieder! Wen hast du denn da mitgebracht?"
" Sie ist eine Paladin oder was meinst du Leah?", rief erst eines der quirligen Mädchen. Die andere wandte sich zum Ende leiser an ihre Zwillingsschwester. "Auf jeden Fall, schau dir das Schwert an, Larah! Onkel Gustav hat mir erzählt, dass sie so eins bekommen wenn sie ihre Meisterprüfung bestanden haben!" Die Elfe lächelte amüsiert, von ihrer Stute, auf die beiden aufgeweckten Mädchen hinab.

Die dunkle RitterinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt