Tage später erreichte das ungewöhnliche Bündnis aus Menschen, Orks, Tauren und Trollen die Ausläufer des dich bewaldeten Berges Hyjal, an dem sie auf die ersten Nachtelfen stießen. Große aufrechte Wesen, die mit Dolette kaum noch etwas gemein hatten. Wo die Paladin in Größe, Statur und vor allem Hautfarbe beinah einem Menschen glich, unterschieden sie sich ganz prägnant. Die männlichen Wachen hier waren sicher drei Köpfe größer als Marialle. Recht breit gebaut und sehr muskulös. Die Hautfarbe war in unterschiedliche Blautöne bis hin zu violette getaucht und Marialle wunderte sich nun nicht mehr warum man die Kaldorei Nachtelfen nannte.
Sie waren kein bisschen freundlich gesonnen. Der Tod von Cenarius, einem Waldgott und Anführer der nachtelfischen Druiden, und ihren Brüdern und Schwestern, die an seiner Seite starben, hatte zu tiefe Spuren hinterlassen.
Nach einigen zähen Verhandlungen mit den Wachen hatten sich die Nachtelfen, jedoch schließlich bereit erklärt, eine kleine Gruppe zu ihren beiden Anführern auf den Gipfel des Berges steigen zu lassen und dort die Verhandlungen von ihren Oberhäuptern weiter führen zu lassen. Dolette, Marialle, Jaina, Thrall, Cairne und Vol'jin würden den Berg besteigen, um die Nachtelfenfürsten aufzusuchen, wie das Orakel es ihnen befohlen hatte.Die sechs ungleichen Gefährten wurden von einem Dutzend Nachtelfen auf den Gipfel des Hyjal geführt. Die Umgebung erblühte satt und grün. Marialle fühlte sich von der Aura die hier herrschte sofort in ihren Bann gezogen. Eine natürliche Magie schien hier in jedem Baum, jedem Busch und jedem Tier zu wohnen. Sie wurden in ein Haus geführt, das mit schönen Holzschnitzereien verziert war. Im Inneren wurden sie von zwei Nachtelfen erwartet. Der Mann war von beeindruckender Größe. An seinen Armen hatte er Flügel und auf dem Kopf wuchs aus seinem grünen Haar, ein mächtiges Geweih, was ihn stark von seinen Artgenossen unterschied. Trotz seines Äußeren umgab ihn eine Sanftmut und Weisheit, die seinesgleichen suchte.
Die Frau an seiner Seite war von atemberaubender Schönheit, schlank und Hochgewachsen, ihr Türkises Haar umspielte offen die filigranen Gesichtszüge und vollen Lippen.
Einige Körperlängen hinter ihnen Stand eine weitere Frau mit dunkelblauen Haare, aus denen, genau wie bei den beiden anderen, lange, blaue oder violette Ohren ragten. Sie trug eine dunkle Rüstung und den kunstvollen Bogen im Anschlag. "Der Erzdruide Malfurion Sturmgrimm und die Hochpriesterin Tyrande Whisperwind", wurden sie von einer der Wachen vorgestellt. "Wir haben euch erwartet, Fremde", erklang die ruhige, aber bestimmte Stimme des Nachtelfenmannes."Wir sind zu Verhandlungen über ein Bündnis bereit, sofern ihr euch von den Mördern meines Shan'dos und der Verräterischen Hochgeborenen lossagt", erklärte er erhaben und bedachte Thrall und Dolette mit einem missgünstigen Blick. Hochgeborene war eine Bezeichnung für Dolettes Volk aus der Zeit, als sich die Quel'Dorei von ihren Brüdern und Schwestern, de Kal'Dorei lossagten. Großes Unheil für ganz Azeroth war die Folge dieser Entzweiung und es löste die Zerstörung des Brunnens der Ewigkeit aus, der ersten Quelle der Macht der Nachtelfen. Kalimdor riss es dabei auseinander und alles was davon übrig blieb war der Mahlstrom mitten im Meer.
"Meister Sturmgrimm, mit denen die euch vor tausenden von Jahren betrogen haben, haben die wenigsten meines Volkes heute noch etwas gemein. Dazu kommt, dass ein Großteil von ihnen im Kampf gegen unseren gemeinsamen Feind gefallen ist. Der Ork, der die Euren und den Halbgott getötet hat, stand unter einem mächtigen Fluch. Er und sein Gefolge wurden von unseren Priestern, Schamanen und Hexendoktoren in einem Ritual gereinigt. Bei dem Unterfangen, den Verantwortlichen dieses Fluchs zur Strecke zu bringen, ließ dieser Ork sein Leben. Ausserdem..." Dolette sprach ruhig und unterwürfig, nichts von der Erhabenheit, die ihre Worte sonst begleitete lag in ihnen.
Und zumindest bei Tyrande schien sie nicht auf taube Ohren zu stoßen, doch sie wurde jäh vom Krächzen einer Krähe, die zwischen ihnen landete und augenblicklich die Gestalt eines vermummten Mannes annahm, vom Weiterreden abgehalten. "Das Orakel!", flüsterte Marialle, ehrfürchtig. "Ihr!", rief Malfurion überrascht. Das Orakel nahm seine Kapuze ab und unter ihr kamen die grauen Haare eines gealterten Menschen zum Vorschein.
DU LIEST GERADE
Die dunkle Ritterin
FantasyDie Geschichte einer Todesritterin, die durch einen Auftrag für Sylvanas Windläufer, an ihrem vergessenem Leben rührt. Wer war sie einst? Wer ist sie heute? Und was wird aus ihr werden? Liebe, Freundschaft, Leid und Tod begegnen Dole auf ihren Rei...