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   "Schön euch wach zu sehen, Kinnab! Ich hoffe es geht euch besser, damit wir endlich wieder in vernünftigem Tempo voran kommen", ließ die dunke Ritteri sarkastisch verlauten, drehte sich um und setzte sich dem Hexenmeister gegenüber ans Feuer.
"Danke, Lady Glutklinge. Mir geht es schon wieder ganz gut. Ich wusste gar nicht, dass ihr so bewandert in der Heilkunst seid", erwiderte der Verlassene gut gelaunt.
Sie schmunzelte und warf einen Blick auf Marialle.
"Das war nicht mein Verdienst, Kinnab. Die geehrte Hohepriesterin hat das vollbracht", erklärte sie wieder anteilnahmslos.

"Dann ist mein Dank wohl der Eure, Mylady. Und wie ich sehe haltet ihr die Fesseln nicht mehr für nötig, Herrin?" Missfallen lag irgendwo in seinem Blick und er verzog das Gesicht ein wenig, was seine untoten Züge zu einer gruseligen Fratze wandelten. Dolette knurrte kaum merklich. Marialle schmunzelte nur.
"Ohne ihr beherztes Eingreifen wäret ihr jetzt vermutlich nur noch ein Haufen Knochen, nicht dass es einen nennenswerten Unterschied machen würde." Ihr Blick zeugte von Missgunst, seiner Undankbarkeit gegenüber, aber es war vielleicht auch zu viel von dem Hexenmeister verlangt, es zu verstehen. Er betrachtete die Hohepriesterin und schien die Angemessenheit seiner Worte tatsachlich zu überdenken.

"Lassen wir das. Hast du auch schon etwas gegessen, Therez?", fragte sie die Priesterinnenschülerin, die den Untoten immer noch finster musterte. Die junge Frau war leicht zu lesen und das Wechselspiel, das sich auf ihrem Gesicht abzeichnete amüsierte Dolette irgendwie. Ihr Gemüt schien von Hass über Angst und Ablehnung zu einer gewissen Dankbarkeit der Untoten gegenüber, Verständnis und vielleicht sogar einem kleinen Zuspruch, zu springen und wieder zurück. Das hatte die dunkle Elfe am Abend zuvor schon beobachtet und als der Verlassene wieder zu Bewusstsein kam, verstärkte sich dieser Anblick auf ihren Zügen noch enorm.

"Eh ja. Habe ich, Todesritterin. Herrin, wie soll das denn hier weiter gehen?" Therez Antwort brauchte einige Augenblicke. Die Priesterinnenanwärterin fühlte sich sichtlich unwohl, nicht wissend wohin mit ihren Gedanken und suchte nun bei ihrer Lehrmeisterin nach einer Lösung.
Marialle schien aus einer Trance zu erwachen, als sie angesprochen wurde und sammelte sich die Worte zusammen, die sie ihrer Schülerin als Antwort geben würde.

"Es ist so, dass die Verlassenen mit meiner Hilfe eine Seuche erschaffen wollen, mit der die Armee der Geißel stark dezimiert, wenn nicht gar ganz vernichtet werden soll. Und damit haben wir ein gemeinsames Ziel. Ich habe mich dazu entschlossen diese Reise nicht als Gefangene zu unternehmen. Das ist im Grunde schon alles, Therez." Ihr Ton klang sanft und bemüht ihren Standpunkt der jungen Frau verständlich zu machen, aber auch bestimmt. Keine Wiederrede zulassend.
Die nickte sachte, aber in ihrem Antlitz war deutlich abzulesen wie wenig sie mit der Entwicklung der Dinge einverstanden war.

"Also brechen wir gleich auf nach Lordaeron?", fragte sie nun wieder an die Elfe gewandt.
"Marialle wenn ihr auch noch Frühstücken möchtet? Danach würde ich aufbrechen wollen, damit wir nachmittags in Unterstadt eintreffen." Die Priesterin sah sie an, schien aber immer noch einen verträumten Funken in ihrem Blick zu haben.
"Wenn ihr euch dazu gesellt würde ich gern eine Kleinigkeit zu mir nehmen, Dolette." Ihre Irritation verdrängend wies diese mit der Hand auf ihr Felllager. Setzte sich nach der Frau dazu und sie fingen an sich an den Resten des Fisches und etwas Brot zu bedienen.


Therez musterte die Todesritterin und ihre Meisterin, verblüfft. Sie waren so vertraut miteinander als würden sie sich schon Jahre lang kennen, dabei waren sie doch in vielerlei Hinsicht Todfeinde. In der Visage des Verlassenen sah sie dieselbe Ungläubigkeit, was sie nur bedingt beruhigte. Diesen Gedanken hing sie noch die ganze Zeit nach bis sie ihr Lager abbrachen und sich anschickten ihre Reise fortzusetzen.

Die dunkle RitterinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt