Leise Stimmen weckten sie und sie brauchte eine Weile um sie zuzuordnen, bis sie Dolette, Jaina, Vol'jin und Cairne erkannte, die offenbar außerhalb ihres Zeltes gedämpft sprachen. "...den Berg Hyjal von hier aus schon sehen, wir sollten keine zu lange Rast einlegen." Sie erkannte die ruhige, dunkle Stimme des Tauren. "Ich denke auch, dass wir so schnell wie möglich weiter reisen sollten, doch was ist mit den geläuterten Orks? Wir wissen nicht wie kräfteraubend die vergangenen Tage für sie waren. Ich würde sie nur ungern nach kommen lassen, wer weiß wie gut die Reinigung tatsächlich funktioniert hat", gab die Paladin zu bedenken. Eine Pause entstand, offenbar wurde das gesagte, genau überdacht.
"Dann machen wir es anders rum, eine kleine Gruppe von uns reist vor, um die Verhandlungen mit den Nachtelfen zu führen und der Rest bleibt hier und schaut wie die Kriegshymnenorks sich machen. Vielleicht ist Thrall bis zum Morgengrauen ja auch schon wieder da, dann beraten wir neu", ließ nun Jaina verlauten. "Gut, dann kann ich mich ja endlich'n bisschen aufs Ohr pack'n", stimmte der Troll fröhlich mit ein und Marialle hörte wie sich die Schritte, außerhalb des Zeltes entfernten, alle bis auf einer. Dolette betrat behände das Zelt und trat langsam zum Lager der Priesterin. Als sie sah, dass diese wach war, lächelte sie zärtlich zu ihr hinab, bevor sie sich niederkniete.
"Wie fühlst du dich, Mari?" Die Elfe legte eine Hand auf ihre Stirn und so war eigentlich keine Antwort mehr nötig. "Mir geht's gut, Dole. Mich nervt nur der Gedanke, dass ich jetzt ein paar Tage nicht vernünftig laufen kann." Das Gesicht der Paladin wurde sanft und weich, als sie ihre Hand an der Wange der Priesterin hinab gleiten ließ. "Ich fühle mich wirklich nicht wohl, dich in so gefährlichen Situationen, nicht an meiner Seite zu wissen, wie soll ich dich so beschützen?" Die dunkelblauen Augen waren traurig, da konnte auch der goldene Schimmer nicht drüber hinweg täuschen.
"Du musst vertrauen haben, Liebste. Vielleicht tragen wir ja wirklich die Lichter der Herrinnen von Sonne und Mond in uns. Ich denke nicht, dass sie sich so leicht wieder trennen lassen, nachdem sie Jahrtausende ihr Gegenstück gesucht haben." Die Menschenfrau sah die schöne Paladin warm an und die Angst schien aus ihren Augen zu weichen. "Komisch, so eine Geschichte ausgerechnet von einem Troll zu hören, meinst du nicht?" Da hatte sie noch gar nicht drüber nachgedacht, aber die Paladin hatte recht, es war merkwürdig. Der glaube an die Lao, den Göttern an die die Trolle glaubten, schwang mit keiner Silbe in dieser Legende mit.
"Naja, man sagt ja, dass die Trolle schon auf dieser Welt wandelten, noch bevor die alten Götter versiegelt wurden. Davon ausgehend, dass die ganzen alten Legenden wahr sind, ist diese hier viel mehr Geschichte, als eine Sage und wenn es sich so zugetragen hat, dann war es tatsächlich so, da können die Lao rumspuken wie sie wollen." Die Kommandantin schmunzelte bei diesem Gedankengang. "Also gehen wir davon aus, dass diese Geschichte etwas mit uns zu tun hat?"
"Warum nicht? Ändert das etwas für dich?" Marialle überlegte kurz. "Nicht im geringsten, aber es interessiert mich dennoch. Hast du eigentlich mal Gelehrte aus Silber..." Sie unterbrach sich, erschrocken über ihre Unachtsamkeit.Silbermond lag vermutlich in Schutt und Asche. "Bitte entschuldige." Dolette sah sie sanft an, keine Spur Anklage oder auch nur Trauer lag in ihrem Blick. "Schon gut Mari. Wenn das hier vorbei ist gehen wir nach Quel'Thalas. Vielleicht tut es denen die von meinem Volk übrig geblieben sind, ja auch ganz gut ohne die Macht des Sonnerbrunnens leben zu müssen." Marialle wusste genau, welche Mühen die Paladin auf sich nahm, um nicht mehr von der Macht des Sonnenbrunnens abhängig zu sein und sie war froh, dass sie sich schon lange in der Kunst übte ihre eigene Sucht nach Magie, durch ihren Glauben und Meditation, in geregelte Bahnen zu lenken. Ansonsten würde die Hochelfe unter Umständen in Krankheit oder Wahnsinn verfallen.
"Wenn wir in dem Zuge auch kurz nachsehen könnten, wie es meiner Familie ergangen ist, kann mich keine Macht auf Erden davon abhalten dich zu begleiten."
"Dass du das überhaupt fragen musst, Mari." Sie lächelte die Paladin an und zog sie am Kragen zu sich hinab in einen sanften Kuss. Die Priesterin spürte Dolettes Hand, wie sie von ihrer Wange ihren Hals hinab strich und ein wohliger Schauer durchströmte ihren Körper, der ihren Kuss fordernder werden ließ. Die Paladin schmunzelte in den Kuss hinein. "Spielt dein Bein hierbei überhaupt mit?" Ein frecher Schalk legte sich auf das Gesicht der Elfe, dem Marialle nicht zu widerstehen vermochte.Sie zog sie wieder zu sich und stoppte nah bei ihrem Ohr. "Ich werde dir schon zeigen was es alles mitmacht!", hauchte sie verführerisch. In dem Moment spürte sie wie die langen Ohren der Hochelfe leicht zuckten. "Was ist, Dole?", fragte sie daher. "Ach nichts", sagte sie ausweichend, doch sie konnte ihrer Geliebten nur schwer etwas vor machen. Die Priesterin drückte sie von sich weg, um ihr in die gold leuchtenden Augen schauen zu können. "Vergiss nicht mit wem du sprichst. Mich kannst du nicht belügen, Dole." Dolette seufzte leise. Sie wusste genau, dass die Priesterin damit recht hatte. "Ich denke, Thrall ist gerade ins Lager zurückgekehrt und wie mir scheint, allein", erklärte sie wehmütig und jetzt war der Menschenfrau klar, weshalb sie nicht sofort damit rausrücken wollte.
"Liebste, wir sollten hier so oder so bei der Sache bleiben, auch wenn wir ein Bündnis mit ihnen haben, ist es nicht unbedingt ratsam sich in einem Lager voller Orks, Tauren und Trolle auf diese Art fallen und gehen zu lassen." Sie zwinkerte ihr sanft zu, um ihren Worten ein wenig die bedrückende Brisanz zu nehmen und Dolette verstand. Diese nickte und reichte ihr die Hand um ihr aufzuhelfen und stützte die junge Frau, bis sie gemeinsam aus dem Zelt traten. Überrascht, blinzelten sie in den schon beginnenden Sonnenaufgang, als sie Thrall einige Körperlängen entfernt durch die Reihen der Zelte gehend, erkennen konnten. Über seine Schulter war der Körper des anderen Orks gelegt und Marialle überkam eine dunkle Vorahnung.
"Kriegshäuptling, lasst euch helfen, Freund!" Der Ork schaute auf, sein Blick war erschöpft, aber noch immer klar. Ein schwaches Lächeln glitt über seine wulstigen Lippen. "Heute Nacht sind die Toten mir überlassen, Lady Glutklinge. Kümmert euch lieber um die Lebenden. Lady Lichtsprung hat es ganz schön erwischtvorhin." Er ging ungehindert weiter, während die Frauen einen Blick austauschten. Die Gedanken der Priesterin lesend, hob sie diese in einer einzigen geschmeidigen Bewegung auf ihre Arme und eilte dem Kriegshäuptling hinterher.
Das Schauspiel wiederholte sich einige male und schließlich kam Thrall, samt Gefolge, das mittlerweile aus Dolette, Marialle, Jaina, Malek, Cairne,Vol'jin und einem weiteren älteren Ork bestand, den Marialle als Thralls Stellvertreter erkannte, in der Lagermitte am großen Feuer an. "Lasst mich euch erzählen was geschehen ist", begann der Kriegshäuptling, nachdem er den toten Körper neben sich abgelegt hatte. Mittlerweile waren viele Orks und auch einige der anderen Völker, dazugetreten.
"Wir fanden etwas weiter im Norden einen Canyon, in dem sich der Grubenlord Mannoroth versteckt hielt. Er war, wie einst schon in unserer Heimat, dafür verantwortlich, dass die Orks von dem Dämonenblut tranken. Wir griffen ihn sofort an, jedoch überwältigte er mich schnell. Als ich wieder zu mir kam, sah ich gerade, wie Grom, beseelt vom Blutrausch, seine Axt Blutschrei in den Dämonenlord trieb. Als der Grubenlord starb setzte er eine Menge Energie frei, die auch Grom letzten Endes verzehrte. Im Sterben liegend, erklärte er mir noch, dass er einmal mehr den Blutrausch spürte und die Macht des Dämonenblutes nutzte, um Mannoroth endgültig zu vernichten. Dann verschwand der rote Schleier aus seinen Augen und er konnte befreit hinüber zu seinen Ahnen gehen. Und jetzt bin ich hier."
"Freund, ich weiß gar nicht was ich sagen soll", sprach Cairne ruhig. Thrall sah in die betretenen Gesichter seiner Verbündeten und lächelte wehmütig. "Eure Anteilnahme ehrt Grom, genau so wie mich, Freunde. Wir wollen nicht Trauern, sondern dem ersten Helden der neuen Horde, die letzte Ehre erweisen und ihm den Weg zu den Ahnen bereiten." Er warf dem alten Ork einen Blick zu, woraufhin dieser kurz verschwand und mit einer Holzplatte wieder auftauchte. Zusammen mit Thrall legte er den Körper auf das Brett und hob es in die Flammen, die den Körper schließlich umringten. "Danke, Varok, mein Freund." Der Alte nickte grimmig.
Er trug eine graue stachelbewährte Rüstung und schwarzes Haar, ebenso wie Thrall. "Grommash Höllschrei, war eine der wichtigsten Persönlichkeiten unseres Volkes. Er brachte großes Unheil über jeden von uns, doch letzten Endes machte er seinen Fehler wieder gut. Führte uns in die Freiheit und befreite uns von der Last des Dämonenblutes. Freund, Bruder, Vater. Grom geh hin in die Reihen unserer Ahnen, hab von dort ein Auge auf uns, bis wir uns irgendwann wieder sehen. Auf bald Gromash Höllschrei, Häuptling des Kriegshymnenclans, Held der Horde", sprach der Ork namens Varok, würdevoll.
"Lok'tar Ogar, Bruder! Lasst das Lok'vadnod erklingen Brüder!", brüllte Thrall und einige Orks holten Trommeln, um sie Momente später ertönen zu lassen, laut und donnernd formten sie einen langsamen Rhythmus. Augenblicke später erklangen die dunklen Stimmen der Orks und stimmten eine traurige Melodie in das Trommelspiel ein. Die Umstehenden schauten in das Feuer und lauschten dem Lied, das nur wahren Helden der Horde, bei ihrem Tod zu Teil wurde.
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Die dunkle Ritterin
FantasyDie Geschichte einer Todesritterin, die durch einen Auftrag für Sylvanas Windläufer, an ihrem vergessenem Leben rührt. Wer war sie einst? Wer ist sie heute? Und was wird aus ihr werden? Liebe, Freundschaft, Leid und Tod begegnen Dole auf ihren Rei...