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   Ihr Kopf hämmerte, als die dunkle Ritterin langsam aus ihrer Benommenheit erwachte. Der Raum war viel heller erleuchtet als vorher. Das ließ die blutende Wunde, wie sie gerade ertastete, an ihrem Hinterkopf noch mehr dröhnen.
Sie schaute sich um. Im Käfig neben ihrem entdeckte Dolette ihren untoten Begleiter, der bewusstlos am Boden lag, ebenfalls mit einem klaffenden Riss am Kopf. In der Mitte des Raumes in einem großen Käfig, stand Marialle, daneben Therez in einem kleineren. Die Wachen standen mittlerweile wieder versammelt am Eingang des Labors, weitere hatten sich dazu gesellt, sowie einige Laborassistenten und Varimathras der sich angeregt mit Putress unterhielt.

"... saugt die Vorrichtung die Kraft ein und speist sie direkt in dieses Gefäß." Der Großapotheker deutete auf einen Flacon, der an einen langen Schlauch gesteckt war, der bis in den Käfig der Hohepriesterin führte. Diese verfolgte das Gespräch ebenfalls mit finsterer Miene.
"Fabelhaft Putress! Und wie gedenkt ihr sie dazu zu bringen ihre ganze Macht auszustoßen?" Varimathras trat an den Käfig der Priesterin und musterte diese interessiert.
"Es reicht wenn sie das Licht einmal freisetzt, sobald der Kontakt vorhanden ist, wird die Maschine das Licht aus ihr heraus saugen, bis sie nur noch eine leere Hülle ist."

Therez stieß einen spitzen Schreckenslaut aus und ihre Meisterin warf Dolette einen erschütterten Blick zu. Die Gesichtszüge der Elfe verzerrten sich vor Wut und glichen immer mehr einer Maske des Hasses.
"Es wird euch beide den Kopf kosten, wenn Sylvanas das erfährt!", rief sie erzürnt quer durch den Raum. 
"Mylady Glutkling! Der geehrte Großapotheker hat mir schon berichtet, dass ihr von unserer Vorgehensweise wenig angetan seid. Das tut mir wirklich furchtbar leid. Ich bin sicher Lady Windläufer wird keine Zeit mehr haben, sich über unsere Methoden zu beschweren, wenn sie unsere Seuche an der Pforte des Zorns, vor Ort und am eigenen Leibe erfahren wird. Und so werden wir der Geißel, Horde und Allianz allen auf einmal einen vernichtenden Streich spielen!" Ein hämisches Grinsen lag auf den Lippen, des Nathrezims.

"Wisst ihr, ich sehe das ganz einfach. Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich. Seid gewiss, der gute Putress wird ganz sicher auch für euch noch Verwendung finden." Der Apotheker fing ebenfalls boshaft an zu grinsen.
"Das hier wird nicht ungestraft bleiben, dafür sorge ich, Abschaum!" Ihre hell erleuchteten, blauen Augen funkelten gefährlich auf, als sie diese Drohung aussprach.
Varimathras brach nun in verhöhnendem Gelächter aus.
"Ihr findet also, ihr wäret in einer Position, die es euch erlaubt, Drohungen auszusprechen, Glutklinge?" Als Antwort bekam er nur ein hasserfülltes Knurren. 

"Nun denn, Putress. Wie bekommt ihr die Priesterin dazu ihre Macht freizugeben?" Der Untote grinste wieder zu dem Schreckenslord hinauf.
"Ich gebe ihr einen Anreiz, Majordomus. Ich denke nicht, dass sie es lange ertragen kann, wie die andere Priesterin gefoltert wird." Dolette fühlte wie sich alle Muskeln in ihrem Körper anspannten. Sie musste doch irgendetwas tun können!
Der Hohepriesterin wich jegliche Farbe aus dem Gesicht und Therez begann leise zu schluchzen. Angst spiegelte sich in den grünen, träengetränkten Augen wieder.

Zwei Wachen bugsierten die junge Frau aus dem Käfig, setzten sie auf einen Stuhl und fesselten sie an diesen.
"Dann wollen wir mal. Braucht ihr eigentlich eure Hände um das Licht wirken zu lassen, junge Priesteranwärterin?" Erschrocken sah Therez zu dem Großapotheker auf. Das boshafte Grinsen wurde immer breiter, als Putress zu Marialle linste. Diese warf Dolette einen hilfesuchenden Blick zu und begann leicht zu zittern. Die Todesritterin fing an verzweifelt an den Gitterstäben zu zerren und zu reißen und diese knarrten und knackten bedrohlich, als sie anfingen unter ihrer Kraft nachzugeben.

Putress nickte einem seiner Assistenten zu, der bei den Wachen gestanden hatte. Dieser erwiderte die Geste verstehend und eilte geschwind zu dem Käfig und warf eine Phiole auf die Elfe, die an ihrer Schulter zerbarst.
Sie spürte die Flüssigkeit heiß an ihrem Oberarm hinab rinnen und wie ein stechender Schmerz in ihrer ganzen rechten Körperhälfte einsetzte und sie zu Boden rang. Der Schmerz ließ sie erstarren.
"Dolette!", erklang der besorgte Ruf der Priesterin, deren Augen silbern leuchtend, zu flackern begannen. Ein Schmerzenslaut verließ die Kehle der Todesritterin bevor sie hasserfüllt zu den beiden Gestalten rüber brüllte: "Was für ein Teufelszeug ist ..."

Sie sackte noch weiter zusammen und hörte den Großapotheker gehässig lachen. "Seht nur Putress, wir haben anscheinend noch einen Trumpf im Ärmel, falls das kleine Menschenweib zu schnell stirbt", schaltete sich Varimathras ein und nickte zu der Hohepriesterin. "Wie nett, dann müssen wir ja nicht allzu vorsichtig sein. Folter wird doch eh vollkommen überschätzt, ist so furchtbar zeitraubend." Unvermittelt ließ der Großapotheker einen Dolch aus seinem Gürtel erscheinen. Im Gesicht der jungen Schülerin zeichnete sich blankes Entsetzten ab und sie schaute verzweifel zwischen Marialle, Dolette und dem Dolch hin und her.

Die verzweifelten Schreie der Hohepriesterin drangen dumpf an die langen Ohren der Elfe, doch mit jedem Herzschlag, den sie länger in die angsterfüllten grünene Augen von Therez blickte, schienen sich die Schreie weiter zu entfernen. 
Wie in Zeitlupe zog Putress die Klinge unbarmherzig von einem Ohr zum anderen, über die Kehle der jungen Schülerin. Ihre Augen sahen flehentlich zu ihm auf, als ein Schwall roten Blutes, aus der tiefen Wunde quoll und sich zu den Füßen des grinsenden Apothekers ergoss. Marialles Schreie waren für den Augenblick in Schockstarre verklungen, bis Therez' Kopf leblos nach vorne kippte.

Der Großapotheker beobachtete mit Genuss, wie sich das dunkle Blut der jungen Menschenfrau um die vier Stuhlbeine ausbreitete und lachte dann schallend auf.
"Nein!", keuchte Dolette atemlos und schaute direkt voller Anspannung zu Marialle. Das Flackern war zu einem Lodern geworden und breitete sich um den zierlichen Körper der heiligen Frau aus, der nun in einem sanften Silberton glomm.
"Thereeeeeeez!", schrie sie ihren Schmerz heraus. Das Grinsen auf Putress Gesicht wurde immer breiter in freudiger Erwartung.
Marialle rannen silbern glänzende Tränen die Wangen hinab und ihr Brustkorb hob und senkte sich heftig.

Das Licht, das sie umgab, leuchtete grell auf, als sie einen weiteren markerschütternden Schrei ausstieß der einige Herzschläge lang andauerte und schmerzhaft widerhallte.
Die Vorrichtung über ihr setzte sich in Gang und saugte das Licht beständig ein und Marialle erschrak, als sie es schließlich spürte. Zu spät.
"Hahaha! Jetzt könnt ihr es auch nicht mehr aufhalten, Lady Hohepriesterin!", lachte Putress noch gehässiger und Varimathras stimmte erfreut mit ein. Dolette sah der Szenerie mit entsetzter Miene zu und spürte gleißende Wut in sich aufsteigen, als die Priesterin kraftlos in ihrem Käfig zusammenbrach.

"Das ist es! Jetzt ist die Seuche perfekt!" Die Stimme des Großapothekers drang aus scheinbar riesiger Entfernung zu ihr und sie konnte es kaum noch hören. Dolette wurde beim Anblick der in sich gesunkenen Priesterin von einem goldenen Leuchten umschlossen und ihre Miene war frei von jeglicher Gefühlsregung, als sie sich wie in Trance erhob und ihrer Kraft freien lauf ließ. 

Die dunkle RitterinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt