Als die sechs sich aus der Gaststube verabschiedeten, um ihre Aufträge zu erledigen, erhob die Kommandantin das Wort an den Schurken, ohne sich um den weiter verbliebenen Magier zu kümmern. "Malek, für dich habe ich einen Sonderauftrag. Schleich dich in die Burg! Irgendwas liegt im Argen und weder Fordring noch Varian wollten mir sagen, was vor sich geht. Wir müssen wissen was im Königreich nicht stimmt." Auf dem Gesicht des schmächtigen Mannes bildete sich ein verschlagenes Lächeln. Das war ein Auftrag, ganz nach seinem Geschmack. "Sofort, Herrin. Ich sehe zu, dass ich rechtzeitig vor den Toren der Stadt bin, wenn wir aufbrechen." Sie nickte ihm zufrieden zu. "Gut, mein Freund. Lass dich nicht erwischen."
"Wenn ich mich beleidigen lassen will, gebe ich euch bescheid, Spitzohr." Murrend verschwand er in den Schatten. "Gut. Orphan, Marialle und ich möchten dir etwas zeigen, würdest du uns bitte begleiten?" Der Mann war zwar mit Abstand der älteste der Menschen, aber davon abgesehen war er noch immer eine beeindruckende Erscheinung, wie Marialle fand. Er nickte stumm und erhaben und so schritt er hinter den beiden Frauen hinterher.
Sie führten ihn auf eines der Zimmer, des Gasthauses, das sie für eine Stunde gemietet hatten. Sollte die Barfrau doch denken was sie will."Du bist hier weil wir dir vertrauen, Orpha. Wir hoffen, dass du eine Idee hast was es hier mit", sie zog ihren Handschuh aus und reichte Marialle ihre Hand, die diese augenblicklich ergriff. Sofort begannen ihre Hände hell in silber und gold zu leuchten und der Magier musste sich etwas abwenden, "auf sich hat." Als sie einander wieder losließen, konnte man tatsächlich einen leicht erstaunten Ausdruck auf seinem Gesicht erkennen und es dauerte viele Herzschläge, bis die klare, dunkle Stimme des alten Magiers erklang. Er räusperte sich merklich. "Könnt ihr mir noch mehr dazu sagen? Wie lange besteht diese Verbindung schon? Ist es nur an den Händen? Hat es sich im Laufe der Zeit irgendwie verstärkt oder verändert?"
Die beiden Frauen sahen ihn eindringlich an und es war Marialle die nun antwortete. "Wir sind uns da zwar nicht eindeutig sicher, aber die Verbindung scheint zu bestehen, seit wir uns kennen. Das Leuchten erschien bei der ersten bewussten Berührung. Das ist jetzt fast zwei Winter her. Es ist überall, egal wo wir uns berühren." Die junge Priesterin errötete leicht bei ihren Ausführungen, fuhr aber unbeirrt fort. "Unsere Augen leuchten bei jedem Kontakt mit auf und ja es hat sich verändert erst blieb nur in den Augen ein kleines Schimmern zurück. Mittlerweile kann es passieren, dass wir...nun ja, am ganzen Körper einige Zeit lang leuchten und das Schimmern in den Augen ist eigentlich immer da. Insgesamt ist es auch heller geworden."
Als Marialle geendet hatte rieb der Alte sich das Kinn, an dem ein feiner schwarzer Spitzbart wuchs und schien zu überlegen. Die Paladin und Priesterin warteten geduldig bis er irgendwann zu ihnen aufschaute. "Ich habe von solch einer Verbindung auch noch nie gehört, Myladys. Wenn ihr mir eure Hände reichen wollt, versuche ich die Lebensströme von uns dreien zu verbinden und kann vielleicht auf diese Weise herausfinden was vor sich geht." Sie nickten ihm zu und er fuhr fort. "Gut dann gebt erst mir jeweils eine eurer Hände, bevor ihr dann auf mein Zeichen, einander die anderen reicht." Er streckte ihnen jeweils eine Hand entgegen, die sie wie geheißen ergriffen.
Um die beiden Handpaare erschienen rankenähnliche Leuchtgebilde die blau und lila schimmerten. Der Magier schloss seine Augen, die einen Moment zuvor begannen in einem sanften und hellen Blau zu aufzuleuchten und die Ströme dehnten sich hoch bis über die Schultern der Frauen aus. Schließlich auch über die Oberkörper bis zu den Köpfen und hinab, die Beine entlang.
Er öffnete seine Augen die nun in einem satten hellblau strahlten. "Jetzt reicht einander die Hände!", befahl er und als sie sich die Hände gaben, leuchteten sie in ihren Farben, die die blau-lilanen Ströme verdrängten. Marialles und Dolettes Augen leuchteten hell auf und die des Magiers fingen an zu flackern.Als sich das Silber auf Marialles Haut und das Gold auf Dolettes ausweitete, hörten die Ranken auf sich zurückzuziehen und färbten sich stattdessen in die jeweiligen Töne. Das goldene und silberne Licht breitete sich immer mehr über die beiden Frauen und die Ströme aus, bis es eine mächtige Entladung gab, die den Alten rücklings umriss und auf das Bett hinter ihn schleuderte, das unter dem Aufprall bedrohlich knarrte. Die beiden wollten gerade auf ihn los stürzen, als er sich schon wieder von allein rührte. Er setzte sich auf und machte einen ausgelaugten Eindruck, erhob allerdings abwehrend eine Hand um zu signalisieren, dass er keine Hilfe benötigte.
DU LIEST GERADE
Die dunkle Ritterin
FantasíaDie Geschichte einer Todesritterin, die durch einen Auftrag für Sylvanas Windläufer, an ihrem vergessenem Leben rührt. Wer war sie einst? Wer ist sie heute? Und was wird aus ihr werden? Liebe, Freundschaft, Leid und Tod begegnen Dole auf ihren Rei...