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   Eine warme Hand strich sanft ihre Wange auf und ab und zog sie so aus ihren Träumen. Oder war es umgekehrt?
Sie linste durch ihre halb geöffneten Augen und erblickte das makellose Gesicht der Paladin, umrahmt von wild abstehendem, blond gewelltem Haar. Marialle seufzte wohlig als ihr bewusst wurde, wo sie sich befand.
"Guten Morgen, Dole. Wird es etwa schon Zeit?", fragte sie während sie sich wieder eng an die Geliebte schmiegte. Sie vernahm ein wohlklingendes Schmunzeln.
"Du weißt doch was ich übers Schlafen denke und da fallen mir doch viele andere Dinge ein, die man stattdessen tun könnte." Die junge Priesterin musste Grinsen als die Bilder des Morgens dabei in ihr Bewusstsein hoch stiegen.

"Doch da die Sonne mittlerweile schon hoch am Himmel steht sollten wir vielleicht lieber zurück zu deiner Familie, bevor man uns anfängt zu vermissen." Marialle zog die Elfe in einen innigen Kuss bevor sie ihr antwortete. "Stimmt schon." Die Menschenfrau schob schmollend die Unterlippe vor und öffnete erst jetzt wieder die Augen. Dolette hatte recht es war schon Mittag und so wollte sie nicht unbedingt von einem Mitglied ihrer Familie vorgefunden werden. Sie schaute in die Augen der Paladin die noch immer satt und golden leuchteten und eine Woge unendlichen Glücks stieg in ihr auf.
"Beim Licht! Ich bin in dir", sagte sie verblüfft und zu gleich liebevoll. Und im Gesicht der Paladin las sie, dass sie in ihren Augen dasselbe sah. "Und ich in dir", kam es daher glücklich lächelnd von der Elfe zurück.

Marialle gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange und machte Anstalten sich zu erheben. Doch Dolette hielt sie mit sanfter Gewalt zurück. Unvermittelt spürte sie ihre weichen Lippen auf ihren eigenen und sie ließen die Zeit noch einen Moment länger stillstehen, bevor sie sich gemeinsam erhoben, ihre Kleider zusammen suchten und diese anzogen.
Als sie damit fertig waren legte Marialle noch einmal die Arme um den Hals der Elfe und schmiegte ihren Kopf an deren Schulter. Dolette umschlang zärtlich ihre Taille und so verharrten sie weitere Herzschläge. "Meinst du eigentlich, dass wir auch mal wieder aufhören, wie Glühwürmer zu leuchten?", fragte sie in die Umarmung.

"Um ehrlich zu sein, ist mir das ganz egal. Am liebsten wäre es mir, wir würden damit nie wieder aufhören", gab sie zwinkernd zu und die Priesterin strahlte. "Wir fangen mal damit an, uns auf dem Weg zum Haupthaus nicht zu berühren und vielleicht sollten wir auch einfach zu Fuß gehen? Dadurch hätten wir mehr Zeit und naja es sollte eh nicht zur Gewohnheit werden, dass du mich ständig trägst", lachte Marialle.

Als sie beim Haupthaus ankamen, hatte das Leuchten tatsächlich soweit abgenommen, dass nur noch ihre Augen sanft in ihren Farben schimmerten und davon zeugten, was am Morgen zwischen ihnen geschehen war.
Ihr Vater saß auf der Veranda im Schatten eines Baumes und schnitzte etwas für die Kleinen, die ihm ungewohnt schweigsam zusahen. Als sie allerdings Dolette und Marialle entdeckten kamen sie auf die beiden zugerannt. "Dolette, Tante Mari! Verbringt ihr heute den Rest des Tages mit uns? Bitte!"
"Jaaa bitte!", bat Leah ebenfalls. Sie und ihre Schwester legten ihren besten Hundebabyblick auf. Die Priesterin und Paladin nahmen je eins der Mädchen auf die Arme und sahen sich dann gegenseitig prüfend an.

Dolette zuckte lächelnd die Schultern. "Wir werden unsere Truppe schon rechtzeitig einholen, auch wenn wir erst morgen aufbrechen", erklärte sie den beiden lächelnd, die so gleich wieder in aufgeregte Schwärmereien verfielen. "Das wäre so toll! Erzählt uns eine Geschichte!", freute sich Larah. "Und erzählt uns wie dieser Zauber funktioniert hat, gestern Abend beim Tanzen!", forderte Leah die beiden auf.
Marialle konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Ihre beiden Nichten waren einfach zu niedlich, wie sie so interessiert und neugierig versuchten die beiden Frauen auszuquetschen. Dolette legte ihren Handrücken auf ihre Stirn wobei sie gespielt drohte die kleine Leah fallen zu lassen.

"Ohh, Kinder! Es ist gar kein Zauber! Es passiert einfach so. Wir haben gar keinen Einfluss darauf und wissen nicht warum das passiert. Seht nur!", erklärte sie theatralisch und hielt Marialle ihre Hand hin. Die griff lächelnd zu und das Licht begann augenblicklich zu erstrahlen. Das Leuchten schien stärker geworden zu sein, so blendete es jetzt am Tage fast, wo es bisher abends noch immer nur angenehm schimmerte. Die Mädchen stießen Laute des Staunens aus und konnten ihre Augen nicht von dem Lichtspiel nehmen. "Ist das denn nur an den Händen?" fragte Larah mit großen, runden Augen.
Die Paladin senkte andächtig ihren Kopf, sodass nur die Zwillinge sie hören konnten.

"Überall!" Und sie lachte in das Gemurmel der beiden hinein. Dann gab sie Marialle einen kleinen Kuss auf die Wange. Als Beweis. Worauf die beiden anfingen wilde Theorien auszutauschen. Und schließlich kam ein interessanter Gedanke von der kleinen Leah, der die beiden Frauen dazu brachte sich verwundert und grübelnd anzusehen. "Vielleicht sind ja ihre Lebensflüsse auf merkwürdige Weise miteinander verwoben?", überlegte sie laut. "Willst du etwa Schamane oder Druide werden wenn du groß bist?", fragte Larah neckend, worauf sie als Antwort nur eine rausgestreckte Zunge bekam. Innerlich schmunzelte Marialle, als wäre es den kleinen Menschenkindern überhaupt möglich derlei Künste zu erlernen.

"Mädchen, jetzt lasst die beiden doch wenigstens erstmal ankommen und etwas zu sich nehmen!", rief der Alte den Vieren zu.
Als die Mädchen von ihren Armen gerutscht waren liefen sie an dem Haupthaus vorbei und waren verschwunden. Marialle und Dolette tauschten einen Blick aus und die junge Frau konnte in den Augen der Elfe sehen, dass sie dasselbe dachte wie sie selbst. Sie würde nach einer Antwort suchen wollen, was das ist das sie so einzigartig miteinander verbindet. Sie bedankte sich mit einem Kuss auf die Stirn bei ihrem Vater und ging dann gemeinsam mit Dolette in die Küche, in der ihre Mutter mit Meredith und Katrice tätig war.

"Da seid ihr ja, Mädchen! Ihr habt sicher Hunger mitgebracht. Katrice hol ihnen doch bitte einen Laib Brot und eine der frisch geräucherten Würste", wurden sie von Magereth begrüßt und Marialle registrierte amüsiert das kurzzeitig irritierte Gesicht der Paladin, die sicher schon ewig nicht mehr so genannt wurde. "Gerne, wartet kurz ich bin gleich wieder zurück", sagte die Angesprochene lächelnd. "Meridith, reichst du mir zwei Teller und Becher? Die Milch findest du sicher noch selbst, Mari." Marialle nickte und wandte sich zu dem Kühlraum, der von der Küche abging und einige Stufen hinunter führte. "Setz dich!", hörte sie noch ihre Mutter sagen und als sie mit der Flasche Milch in der Hand wieder hochstieg, sah sie Dolette an dem relativ kleinen Küchentisch sitzen, das Geschirr vor sich verteilend.

Marialle lächelte sanft als sie sich dazu setzte. "Magereth ist wirklich die Herrin in der Küche, oder?", fragte Dolette nun als sie das Treiben in der Küche beobachteten, während sie aßen.
Marialle ließ das Treiben in der großen Küche noch eine Weile auf sich wirken, bevor sie antwortete. "Ja, natürlich. Sonst würde es auf dem Hof nicht tagtäglich seinen Gang gehen. Dasselbe gilt natürlich für meinen Vater, der aber an Gustav mittlerweile die meiste Verantwortung übertragen hat", erklärte Marialle verträumt.
"Zum Glück!", erklang die Stimme ihrer Mutter. "Sein Genörgel hat seit dem auf ein erträgliches Maß abgenommen. Alle hier sind überaus dankbar."

Die drei Frauen lachten laut und Marialle und Dolette stimmten mit ein. "Reist ihr eigentlich noch heute ab oder bleibt ihr noch etwas?", fragte nun Charlotte, die grade die Küche betrat. "Wir werden morgen Früh abreisen, so wie es aussieht."
"Wie schön Mari, dann freut euch. Mutter kocht gerade einen herrlichen Steckrübeneintopf. Den musst du probieren, Dolette", sagte sie lächelnd, an die Paladin gewandt. "Das werde ich mir nicht entgehen lassen, meine Damen!", gab sie übertrieben höflich zurück und wieder lachten die Frauen heiter. Marialle spürt wie ihre Mutter ihr auf die Schulter tippte und ihr bedeutet ihr in den Flur zu folgen. Sie tat wie ihr geheißen.

"Du siehst glücklich aus, mein Kind." Prüfend sah sie ihre Jüngste an und ein Lächeln huschte ihr bei diesen Worten über die Lippen. "Das bin ich Mutter. Ich muss dir wirklich danken. Und laut Dolette war Vater auch nicht ganz unschuldig am glücklichen Ende dieser Geschichte." Sie spürte die sanfte Berührung der Hand von Magereth auf ihrer Wange. "Das ist kein Ende, meine Tochter. Das ist ein Anfang." Marialle spürte einen dicken Kloß in ihrem Hals aufsteigen und so nahm sie ihre Mutter nur nickend in die Arme. Wie recht die betagte Frau doch hatte.

Die dunkle RitterinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt