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   Sie ritten den ganzen Tag lang, bis die Sonne drohte unterzugehen. Als sie einen geeigneten Platz gefunden hatten, errichteten die Krieger ein Lager mit einem großen Feuer in der Mitte und einigen kleineren drumherum. Zwischen den Feuern stellten sie ihre Zelte auf.
Ein Krieger von muskulöser Statur und dichtem blonden Haar baute sich vor Dolette auf, die sich am großen Lagerfeuer neben der Priesterin nieder gelassen hatte.
"Kommandantin Glutklinge, das Lager ist errichtet", sagte er steif und beäugte die beiden Frauen vor ihm.

"Danke Borigan, dann esst und ruht euch aus, morgen bei Sonnenaufgang geht es weiter", antwortete sie ihm gut gelaunt.
"Darf ich euch etwas Eintopf zu reichen, Lady Lichtsprung?", fragte der Krieger höflich.
"Gern, Borigan." Sie hielt ihm die Hand hin und er führte sie zu dem Feuer an dem gekocht wurde. Während sie neben ihm her schritt spürte Marialle deutlich die Augen der Elfe auf sich, die sie erfasst hatten und nun forschend verfolgten.

Sie unterhielt sich den ganzen Abend ausgezeichnet mit dem jungen Krieger. Er war etwas plump, aber trotzdem nett und bemüht, doch schließlich entschuldigte sie sich und wünschte ihm eine gute Nacht. Ihr Felllager war genau gegenüber auf der anderen Seite der Feuer und die Priesterin ging gerade an dem großen Lagerfeuer in der Mitte vorbei, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte, die zu der Hochelfe gehörte, die ihr ernst ins Gesicht sah.
"Guten Abend, Lady Lichtsprung. "
Sie lächelte, doch der besorgte Ausdruck in ihren Augen sagte etwas anderes.

"Lady Glutklinge, was kann ich für euch tun?" Die Kommandantin schaute sie unverhohlenen Blickes an, ohne etwas zu sagen. Marialle drohte schon wieder rot anzulaufen, so lange wurde sie wortlos erforscht.
"Verzeiht, dass ich euch aufhalte, aber hättet ihr vielleicht noch einen Moment für mich übrig?" Ihre dunklen, blauen Augen waren in der Dunkelheit der Nacht fast schwarz, einzig das Spiegeln des Lagerfeuers ließ einen goldenen Schimmer in ihnen tanzen und die junge Priesterin hatte Mühe sich von dem Anblick loszureißen.
"Natürlich, worum geht es denn?" Sie ergriff die Hand der Menschenfrau und sprach gedrungen.
"Nicht hier, folgt mir!"

Die Paladin zog sie einige Meter weg vom Lager an einen See, hielt inne und ließ den Kopf leicht hängen.
"Also, was gibt es denn, Kommandantin?" Sie ließ ihren Blick über den See streifen, bevor sie wieder besorgt in die Augen der jungen Frau schauten.
"Ich wollte euch nur warnen, Mylady. Ihr solltet den Kriegern gegenüber nicht allzu vertrauensvoll sein, die werden dann schnell mal übermütig und schon habt ihr eine Hand auf eurem Hinterteil, oder unter eurem Rock, oder noch Schlimmeres! Es geht mich selbstverständlich nichts an, aber die Ruhe im Lager muss Bestand haben und das kann ich nicht gewährleisten, wenn ich einem meiner Männer den Kopf abschlagen muss, weil er euch unsittlich berührt hat. Also seid bitte einfach auf der Hut, dass es nicht zu solchen Situationen kommen kann."

Die Paladin überschlug sich regelrecht mit ihrer Ausführung und plapperte nur so drauf los, was die Priesterin innerlich schmunzeln ließ.
"Ich will euch auch nichts verbieten, nur bringt euch nicht in Begebenheiten, die ihr später bereuen würdet. Bitte verzeiht, ich möchte euch wirklich nicht zu nahe treten." Unbemerkt stahl sich das Schmunzeln wirklich auf Marialles Lippen. Das klang so gar nicht nach mahnenden Worten einer Befehlshaberin.
"Lady Glutklinge", begann sie beschwichtigend, "ich nehme eure Warnung durchaus ernst und verstehe eure Beweggründe, also seid unbesorgt. Ich kann schon auf mich aufpassen."

Marialle schenkte der Elfe ein strahlendes Lächeln, in der Hoffnung, ihren besorgten Gesichtsausdruck damit etwas lösen zu können.
Dolette atmete geräuschvoll aus und schien sich tatsächlich etwas zu entspannen.
"Am besten halte ich mich einfach immer in eurer Nähe auf, dann wird sich doch eh keiner eurer Männer trauen, mir auch nur auf den Hintern zu schauen, mh?", lachte sie und zwinkerte verspielt zu der Paladin rüber, der mittlerweile wieder eine gesunde Röte ins Gesicht gestiegen war.

Die dunkle RitterinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt