Dolette schien auf diese Frage gewartet zu haben und gleichzeitig schien sie sich gegen die Antwort zu sträuben. Was ging nur in diesem Wesen vor sich, das die ganze Last dieser Welt zu schultern schien?
"Man sagt, wenn man jemanden findet, dem man vertraut, der immer da ist wenn man schweißgebadet aus seinen Albträumen erwacht, mit dem man lachen und weinen kann... Wenn man so jemanden findet, dann bindet man sich auf ewig an ihn und man teilt die Last und so wird sie nur noch halb so schwer." Dolette musste wehmütig schmunzeln."Heilen ist also vielleicht ein etwas zu hochgestecktes Ziel, aber es wird auf diese Weise erträglich und vor allem hat man einen Grund zu leben." Aus dem Schmunzeln wurde ein warmes Lächeln und sie ergriff die Hand der Priesterin, die auf ihrer Schulter ruhte und dann geschah etwas Seltsames.
Aus den Augenwinkeln bemerkte die Menschenfrau wie ein seichtes Leuchten von ihren Händen ausging, als Dolette die ihre ergriff. Ihre eigene leuchtete silbern wie der Mond und die Hand der Elfe, golden wie die Sonne. Sie wagte es nicht ihre Hand aus dem Griff zu lösen, als die Paladin sie langsam von ihrer schulter führte.Sie schaute ebenfalls voller Staunen auf die ineinander verschränkten Hände und dann in die Augen der Priesterin. Jetzt schien sie sogar erschrocken und auch Marialle erschrak, als sie einen satten goldenen Schimmer in den Augen der Paladin erblickte.
"Was ist das? Leuchten meine Augen auch so silber?", unterbrach die Elfe, unverhofft die bedrückende Stille.
"Bitte? Also eure leuchten golden, aber wer ist denn hier die uralte, weise Elfe?" Unvermittelt fingen beide an zu lachen, wobei sich ihre Hände voneinander lösten und das Leuchten jäh erstarb, genau so wie das Lachen kurz darauf."Seltsam!", sagte die Paladin und hielt ihr wieder die Hand hin. Die Priesterin griff zu und das Leuchten erstrahlte aufs Neue.
"Jetzt mal im Ernst, Lady Paladin. Ihr müsst doch eine Idee haben was das sein kann", ließ sich die Menschenfrau vernehmen.
"Mehrere um genau zu sein, eine unwahrscheinlicher als die andere." Sie ließen sich wieder los.
Dolette erhob ihre Hand und führte sie langsam zu Marialles Gesicht.
"Darf ich?" Die junge Priesterin schluckte schwer, die Berührung die nun folgen würde, jagte ihr jetzt schon eine Gänsehaut über den Rücken, aber sie nickte.Sie hatte nicht zu viel erwartet, als sie die warme Hand der Quel'dorei auf ihrer Wange spürte. Ein Schauer nach dem anderen lief ihr über den Rücken, ihre Nackenhaare stellten sich auf, sie bekam eine Gänsehaut und ganz nebenbei leuchtete ihre Haut silbern auf.
"Verblüffend!", kam es leise, fast andächtig von der Paladin, die mit großen Augen ihre Hand betrachtete, aber keine Anstalten machte sie zurück zuziehen. Stattdessen strich sie sanft mit ihrem Daumen die Wange der jungen Frau auf und ab und fixierte ihren Blick mit den leuchtenden goldenen Augen.Marialle wagte es nicht sich zu bewegen und starrte nur stumm zurück. Sie verfolgte den Blick der Paladin, der nun von ihren Augen immer wieder hinab zu ihren Lippen huschte und auch die Priesterin konnte ihren Blick nicht von den vollen Lippen abwenden, die nur noch einen Herzschlag von ihren entfernt waren. Ihr Herz hämmerte rasend gegen ihre Rippen und so schloss sie in gespannter Erwartung instinktiv die Augen, bis sie die weichen Lippen der Elfe auf ihren spürte. Unter ihren Liedern konnte sie erkennen, dass auch diese Verbindung zwischen ihnen, ihre Haut aufleuchten ließ und plötzlich fand sie es ganz natürlich.
Dolette schlang ihre Arme um die schlanke Taille der Priesterin und drückte sie eng an sich. Marialle legte ihrerseits die Arme um ihren langen Hals und konnte die wohlgeformten Rundungen der Paladin deutlich an ihrem Körper spüren. Die Elfe strich sanft über den Rücken der jungen Frau, bis sie ihre Hände hinab zu ihren Hüften gleiten ließ, auf denen sie zur Ruhe kamen. Sie löste sich zaghaft aus dem Kuss und das Leuchten erstarb, aber ein Schimmer schien in den dunkelblauen Augen zurückgeblieben zu sein, was der Priesterin ein leichtes Schmunzeln abverlangte.
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Die dunkle Ritterin
FantasyDie Geschichte einer Todesritterin, die durch einen Auftrag für Sylvanas Windläufer, an ihrem vergessenem Leben rührt. Wer war sie einst? Wer ist sie heute? Und was wird aus ihr werden? Liebe, Freundschaft, Leid und Tod begegnen Dole auf ihren Rei...