Die folgenden Tage strichen ereignislos, wie die Wellen an ihnen vorbei. Ihre Gefährten hatten sich von ihren Wunden und den Strapazen erholt und versuchten die Tage irgendwie mit Training und der kleinen Bibliothek, die Jaina an Bord hatte, zu überbrücken. Marialle stand wie so oft, mit einem Buch in der Hand, an Deck und genoss die frische Luft und die gleichmäßigen Geräusche des Wellengangs.
Ein lauter Ruf zerriss plötzlich die gewohnte Geräuschkulisse.
"Land in Sicht!", ertönte es weit über ihr. Sie klappte ihr Buch aufgeschreckt zusammen und rannte mit Teilen der Mannschaft und ihren Gefährten zum Bug, um sehen zu können, was der Ruf ankündigte."Beim Licht!", stieß die Priesterin aufgeregt hervor. Konnte das war sein? Keinen Augenblick zu früh, wenn sie an die Wasservorräte dachte, die langsam zu Neige gingen.
Tatsächlich. Ein wunderschöner weißer Strand mit einem Palmenwald dahinter ragte am Horizont hervor und wurde Stück für Stück besser erkennbar.
Die Schiffe der Flotte ankerten allesamt, ließen eine Menge Beibote zu Wasser und diese ruderten nun auf den Strand zu. Einige sprangen ins Wasser und rannten auf den Strand zu, um Sand durch die Hände rieseln zu lassen. Marialle wurde von einem der Kommandeure der anderen Schiffe aus ihren Gedanken gerissen."Mylady Prachtmeer, mein Ausguck ist der Meinung, dass das hier nur eine Insel ist." Sie sah enttäuscht aus, aber Entschlossenheit wischte die Enttäuschung schnell aus ihrem Gesicht. "Nun denn, dann füllen wir nur unsere Vorräte wenn möglich auf und segeln morgen früh weiter. Eine Insel so weit draußen lässt darauf schließen, dass wir dem Ziel nicht mehr weit entfernt sind. Sagt den anderen Kommandanten und dem Kapitän Bescheid, wir sehen uns hier mal um." Der Kommandant drehte auf dem Absatz um und stieg wieder in sein Beiboot um sich von Schiff zu Schiff rudern zu lassen. "Wir werden ins Landesinnere gehen und sehen, dass wir eine Süßwasserquelle finden", wandte sie sich an ihre Begleiter. Und so setzte sich der Trupp in Bewegung.
Die Palmen wichen bald einem dichten Dschungel, ihren Weg mussten sie sich mit ihren Schwertern freischlagen. "Mylady Glutklinge." Marialle richtete ihre Aufmerksamkeit auf Malek, der die Paladin ansprach. "Dieser illustre Spaziergang durch diesen...nennen wir es mal Wald...macht ja wirklich Spaß, aber hier lauert irgendetwas. Ich sehe Bewegungen in den Schatten. Ich denke...Aua!" Er stieß gegen etwas deutlich Kleineres. "Verdammt, Zwerg. Passt doch auf wo ihr stehen bleibt. Ich kann doch nicht ständig hinab schauen, nur um nicht Gefahr zu laufen, über euren kugelgleichen Körper zu stürzen!" Bertak beachtete den vermummten Schurken gar nicht, fixierte eine Stelle tief hinten im Dschungel.
Dolette folgte seinem Blick und ihre Augen verengten sich bedrohlich. "Schweig, Langfinger! Da hinten ist jemand." Der Zwerg ahmte den Pfiff eines Vogels nach um die vor ihm gehenden zum Stoppen zu bewegen. "Was ist das?", fragte Marialle flüsternd. "Trolle, Lady Lichtsprung!", ließ sich der alte Magier gedämpft vernehmen. "Beim Licht! Trolle, diese widerwärtigen Kannibalen?", stieß Maxime angewidert hervor. "Wir sind so weit weg, vielleicht haben sie ja gar nichts mit den Trollen, die wir kennen, gemein?", gab Odessa überraschend gefasst zu bedenken. "Deinen Optimismus möchte ich haben, Odi. Wir dringen hier in ihr Gebiet ein. Vermutlich wissen sie nicht einmal was für Wesen wir sind", nahm der Kleriker William der jungen Magierin ihre Illusionen.
"Schweigt! Allesamt! Sie haben uns bereits umzingelt." Der Blick des Schurken huschte im Kreis um sie herum, da trat Jaina an die Gruppe heran. Auch sie sprach leise und hatte instinktiv eine geduckte Haltung angenommen. "Was ist los?", wollte sie wissen. "Lady Prachtmeer, wir sind von Trollen umzingelt. Gebt euren Leuten Anweisung zu uns zukommen", erklärte nun auch Borigan mit gedämpfter Stimme. Sie nickte und machte gerade ein Zeichen mit der Hand, als gut ein Dutzend Trolle aus allen Richtungen um sie herum, aus dem Dickicht sprangen und mit Speeren auf sie einschlugen und stachen. "Verteidigt euch! Unsere Reise darf hier kein Ende nehmen!"
Augenblicklich flogen Zauber und Pfeile pfeifend und zischend durch die Luft und rissen einige Trolle zu Boden. Die Nahkämpfer streckten einen nach dem anderen mit mächtigen Schwerthieben nieder und so schnell wie der Angriff begonnen hatte, war er abgewehrt. Das war viel zu einfach. "Lady Prachtmeer, einige von ihnen fliehen sollen wir ihnen nach?", fragte einer. "Ja! Geschwind! Sie wollen sicher Verstärkung holen!", rief sie dem Fragesteller entgegen. Gemeinsam folgten sie den Trollen bis zu einer riesigen Lichtung auf der Hütten standen und viele andere ihrer Spzies auf sie warteten. "Angriff!", schrie die Magierin und so wurde der Kampf im Dorf der Trolle fortgeführt.
Der Bund von Jaina Prachtmeer und Dolette Glutklinge gewann erneut schnell die Oberhand, bis Plötzlich ein Markerschütternder Schrei das Kampfgetümmel durchbrach. "Orks!!!" Eine Armada grünhäutiger Ungetüme stürzte auf die Menschen und drängte sie langsam mit gewaltigen Streichen ihrer groben Äxte und Keulen zurück. "Herrin, mein Volk sagt: Iss so lange es warm ist! Das sind Unmengen von Orks!", rief der Zwerg rüber zu Dolette. "Ich sehe es, Bertak! Mylady Prachtmeer, es sind zu viele! Wir sollten uns zurück ziehen, bevor wir noch mehr Verluste erleiden." Jaina verschaffte sich einen Überblick, nickte nur und schrie mit einer magisch verstärkten Stimme: "Rückzug!"
Unzählige Zauber und Pfeile schossen über die Nahkämpfer hinweg und gaben ihnen Luft, um sich den weg zurück zu erkämpfen. "Rennt ins Dickicht! Bumer komm!", befahl der Zwerg, der Pfeil um Pfeil in die Reihen der Orks und Trolle jagte. Sie rannten allesamt so schnell sie konnten. "Sie scheinen uns nicht zu folgen, Mylady", flüsterte William der Elfe zu, die daraufhin nickte und den Dschungel mit ihren scharfen Augen Stück für Stück absuchte. "Ja es scheint so. Lady Prachtmeer, ich denke wir sollten hier nun nicht mehr länger bleiben als unbedingt nötig. Wir brauchen den Rest unserer Leute, wenn wir in Kalimdor landen."
Jaina schaute über ihren Trupp, er hatte sich in der kurzen Zeit merklich dezimiert. "Ja ihr habt recht."
"Falls es die Damen Befehlshaber eventuell noch interessieren sollte; ich habe auf dem Weg zum Dorf eine Quelle entdeckt. Da können wir unsere Wasserreserven wieder auffüllen. Nicht, dass es nötig wäre...", ließ sich der Schurke sarkastisch vernehmen. Jaina und Dolette überhörten den Unterton, nickten nur und gaben ihren Leuten ein Zeichen, woraufhin sich alle in die Richtung begaben, die der Schurke vorgab.Nachdem sie einige Fässer mit Süßwasser befüllt hatten und sich wieder zurück auf den Schiffen befanden, fiel die Anspannung von den Kämpfern ab. Man ließ sich heilen und stärkte sich, bevor der Großteil in ihre Kajüten verschwand. Jaina, Dolette, Marialle, Orphan und Malek saßen noch in Jainas Kajüte, die einen großen Tisch bot und ansonsten nur mit dem Nötigsten ausgestattet war. Sie hörten wie der Anker eingeholt wurde und atmeten erleichtert auf. "Die Orks sind also auch auf dem Vormarsch, das gefällt mir nicht", sprach der Schurke mürrisch aus, was alle anderen dachten. "Ich finde es auch bedenklich. Womöglich habt ihr einen Spitzel in euren Reihen, Lady Prachtmeer. Und wir laufen nun alle in eine Falle."
Die Magierin sah den älteren ihrer Zunft an. "Darüber muss man durchaus nachdenken, Meister Dunkelschimmer. Aber obwohl wir genau damit rechnen müssen, sollten wir dem dennoch nachgehen. Ich spüre einfach, dass der Urheber dieser Nachricht uns freundlich gesonnen ist. Ihr habt natürlich nur meine Einschätzung und mein Wort, aber ich denke, das war allen von vornherein klar, oder?" Sie erhielt von allen nachdenkliches Nicken als Reaktion. "Nein, die Flucht ergreifen werden wir sicher nicht. Wir sollten eher froh sein, dass wir den Orks jetzt schon begegnet sind. Wer weiß wie es auf Kalimdor ablaufen würde, wenn unsere ganze Armee unvorbereitet in ihre Arme laufen würde?", kam es zustimmend von der Paladin.
"Ich denke da sind wir uns einig, Dole. Wir sollten versuchen den Vorsprung den wir nun hoffentlich schaffen, in Kalimdor zu bewahren, damit wir nicht wieder an die Orks geraten. Es dezimiert nur unnötig unsere Truppen", gab nun die junge Priesterin zu bedenken. "Da ist was dran. Wie steht ihr dazu Lady Prachtmeer?" Die Angesprochene hing ihren Gedanken noch einige Herzschläge nach, ehe sie Marialle direkt ansah. "Ich sehe das genau so wie Lady Lichtsprung. Viel wichtiger ist mir derzeit allerdings Kalimdor überhaupt zu erreichen!"
Und tatsächlich war von den Orks nichts am Horizont zu sehen und Tage später erreichten sie schließlich die Küste Kalimdors.
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Die dunkle Ritterin
FantasyDie Geschichte einer Todesritterin, die durch einen Auftrag für Sylvanas Windläufer, an ihrem vergessenem Leben rührt. Wer war sie einst? Wer ist sie heute? Und was wird aus ihr werden? Liebe, Freundschaft, Leid und Tod begegnen Dole auf ihren Rei...