Familienleben

387 8 7
                                    

Als Samantha wieder zu ihrer Familie stieß, fand sie diese genauso vor, wie als sie gerade mit Merle nach Alexandria zurückgekehrt war. Der einzige Unterschied war Jenna, die neben Lydia auf der Parkbank saß. Daryl unterwies die Mädchen wieder im Bogenschießen, als wäre nichts weiter gewesen. Samantha wollte ihm Zeit geben, sich an die neue Situation zu gewöhnen und sprach ihn deshalb nicht an. Stattdessen nahm sie Jenna Rovia ab und sagte, dass sie nun wieder zum Tomatenbeet gehen konnte. Als das brünette Mädchen weg war, ließ sie sich neben Lydia auf der Bank nieder und bedankte sich höflich bei ihr.

„Was habt du und Daryl besprochen?", fragte Lydia, während Janice und Annabeth wieder auf die Zielscheiben schossen, „als er zurückkam, wirkte er so wütend."

Samantha lächelte freudlos und schüttelte den Kopf. Lydia konnte Daryls Körpersprache inzwischen sehr gut lesen. Sie passte sehr gut in diesen Haushalt.

„Als ich draußen war, hab ich jemanden gefunden, einen Mann, der mehrere Monate allein dort draußen überlebt hat. Ich hab ihn mit nach Alexandria gebracht, weil ich ihn mehr oder weniger erkannt habe. Er ist Daryls Bruder", erklärte Samantha leise, damit nur Lydia sie hören konnte, „vor mehr als acht Jahren ist er abgehauen und Daryl dachte, er wäre tot. Er hat nicht gesagt, was er vorhatte und sich nicht verabschiedet, sondern ist einfach verschwunden. Du kannst dir wohl vorstellen, wie wütend Daryl auf ihn ist."

Lydia schaute Samantha mit großen Augen an. Die junge Frau wusste, wie unglaublich diese Geschichte sein musste.

„Du sagtest doch, dass ihr ursprünglich aus Atlanta kommt", meinte Lydia.

„So ist's auch. Merle verschwand, als unsere kleine Gruppe noch im Gefängnis lebte. Es war kurz bevor Daryl mich allein im Wald gefunden und mit zu seiner Gemeinschaft genommen hatte", erklärte sie, „Merle geriet zu einer anderen Gruppe – Lukes Gruppe. Sie sind gemeinsam gen Norden gekommen, ehe sie getrennt wurden."

„Was wird jetzt mit ihm geschehen?", fragte Lydia, nachdem sie kurz überlegt hatte.

„Nun... er wird bei uns leben. Daryl wird wenig erfreut sein, doch bei uns haben wir ihn immer im Blick. Es ist das beste so. Aber wundere dich nicht, wenn er anfangs etwas gereizt deshalb ist."

Samantha lächelte ein wenig und brachte Lydia mit ihrem verschwörerischen Blick zum Schmunzeln. Sie wusste nicht, wie lange Merle bei Gabriel sein würde, doch es war besser, wenn bei seiner Ankunft in ihrem Haus alles vorbereitet war.

„Lass uns reingehen und mit dem Kochen beginnen", meinte Samantha dann und stand mit Rovia am Arm auf.

Lydia tat es ihr nach und begab sich mit ihr zum Haus. Drinnen angekommen legten sie die Babys auf das Sofa. Samantha bat Lydia, schon mit dem Gemüseschneiden anzufangen, während sie noch die Zwillinge stillen wollte. Um Zeit zu sparen, legte sie beide Jungs gleichzeitig an, was gar nicht mal so einfach war, doch es gelang ihr. Nach etwa zwanzig Minuten legte sie die beiden in ihre Bettchen, wo sie sogleich selig einschliefen. Nachdem sie die Treppe zur Küche wieder hinabgekommen war, half Samantha Lydia beim Kochen.

In ihrem Haushalt war stets ein großer Wasservorrat in Kanistern vorhanden. Zwar gab es an der Wasserausgabe ein Filtersystem, sodass man dort bereits trinkbares Wasser konsumieren konnte, doch Samantha und Daryl waren es von ihrer Zeit in der Wildnis so gewöhnt, ihr Wasser immer abzukochen, bevor sie es zum Trinken oder Kochen verwendeten, dass sie es auch hier noch fortführten.

Nachdem der Gemüseeintopf fertig war, ließ Samantha den Topf am ausgeschalteten Herd stehen, um ihn warm zu halten. Dann lehnte sie sich gegen den Tresen und rieb sich die Schläfen. Es war ein aufwühlender Tag gewesen und so wie sie es einschätzte, würde dieser Tag auch noch weiterhin aufwühlend bleiben. Lediglich die Ausmaße dessen kannte Samantha noch nicht. Sie fühlte Lydias besorgten Blick auf sich ruhen.

Ein Neuanfang unter Beißern - Daryl DixonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt