Ein Neuanfang unter Beißern - Daryl Dixon

Endspiel

Nur wenige Stunden später gab es eine Lagebesprechung. Sie alle wussten, dass sie in ihrer aktuellen Verfassung keine Chance mehr hatten, gegen die Saviors zu gewinnen. Doch auch die Saviors hatten vermutlich kaum noch Munition. Dafür allerdings hatten sie einen Mann, der wusste, wie man Kugeln anfertigte – Eugene. Wenn sie die nötigen Ressourcen hatten, würden sie bald neue Munition haben. Sie waren im Vorteil, in jederlei Hinsicht. Es war zum verrückt werden. Dennoch wollte niemand von ihnen aufgeben.

Samantha bekam mit, dass bei der Lagebesprechung weder Carol, noch Morgan oder Rick anwesend waren. Die junge Frau hatte die Vermutung, dass sie ebenfalls nach den aus Hilltop entflohenen Saviors suchten, um sie zu töten, und auch um Henry zu suchen, der sie ebenfalls verfolgte. Als Carol nach Mitternacht mit Henry zurückkam, waren alle erleichtert, doch die Frage, wo Rick und Morgan waren, blieb weiterhin bestehen. Jedenfalls bis auch die beiden nur zwei Stunden später wieder durch die Tore von Hilltop traten. Samantha hatte mit ihrer Vermutung richtig gelegen, sie waren den Saviors gefolgt und hatten sie getötet.

Samantha saß neben Michonne am Lagerfeuer, als die beiden zurückkamen. Rick ging lediglich an ihnen vorbei, doch Samantha konnte es ihm ansehen. Es wäre nicht nötig gewesen, die flüchtigen Saviors allesamt zu töten. Dennoch hatten sie es getan. Samantha sah es in Ricks Augen.

Daryl und Rosita waren losgezogen, um herauszufinden, ob die Saviors tatsächlich neue Munition herstellen konnten. Samantha hatte mitkommen wollen, doch Daryl war gerissen genug gewesen, ihr erst Stunden später mitteilen lassen, dass sie bereits gegangen waren, sodass es keine Möglichkeit zur Diskussion gegeben hatte. Samantha war wütend, dass er sie ständig von jeder Situation, die zwischen „gefährlich" und „zu 99 % nicht gefährlich" war, fernhalten wollte. Es gab der jungen Frau das Gefühl, dass sie eine Last und nicht mehr fähig wäre, irgendetwas auf die Reihe zu bringen.

Als die beiden auch am nächsten Nachmittag noch nicht zurückgekommen waren, verschwand Samanthas Wut jedoch, und wich unbezwingbarer Sorge. So lange dauerte es doch nicht, so eine simple Sache herauszufinden. Wo also blieben sie? Je mehr Zeit verging, desto kürzer wurden die Abstände zwischen den Momenten, in denen Samantha kurz davor war, sich auf die Suche nach ihnen zu machen.

Samantha stand den ganzen Tag über am Wachturm und hielt Ausschau. Doch als sie endlich Bewegung am Waldrand vernahm, war es nicht Daryl oder Rosita. Es war Gregory. Die junge Frau öffnete das Tor, hielt dem ehemaligen Anführer von Hilltop jedoch eine Machete an den Hals. Er war gemeinsam mit den Saviors, die in Hilltop eingesperrt gewesen waren, geflohen. Er hatte es sogar bis ins Sanctuary geschafft. Und nun kam er wieder zurück, allerdings nicht mit leeren Händen. Er reichte Samantha eine Karte, auf der jemand etwas eingezeichnet und eine Nachricht geschrieben hatte. Die junge Frau erkannte Dwights Handschrift und zog mit einer Mischung aus Überraschung und Skepsis die Augenbrauen zusammen.

Obwohl Gregory immer wieder beteuerte, dass er auf ihrer Seite stand, eskortierte Samantha ihn zu dem Gefängnis, das Maggie hatte bauen lassen und in dem die Saviors eingesperrt gewesen waren. Gregory bettelte, doch die junge Frau war unnachgiebig. Rick, Michonne und Maggie war dieses Spektakel nicht verborgen geblieben und so kamen sie auf Samantha zu. Diese streckte ihnen wortlos die Karte hin, auf die Dwight den Plan der Saviors geschrieben hatte, sowie die Bitte, diesen Krieg endlich zu Ende zu bringen und Negan zu töten. Rick begutachtete die Karte genau und sah sie dann an.

Ihnen blieb noch ein Tag Zeit. Am morgigen Nachmittag würden die Saviors anrücken und sie umstellen. Bis dahin mussten sie sich etwas überlegen. Bei der Lagebesprechung wollte Samantha nicht anwesend sein, sie wollte zurück zum Wachturm und dort Ausschau nach Daryl und Rosita halten. Sehr lange blieb sie jedoch nicht allein. Michonne gesellte sich zu ihr und drückte ihr einen Brief und ein Funkgerät in die Hand.