Das Gesetz der Serie

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Die nächsten Wochen verbrachten die Bewohner von Alexandria damit, die Mauer wieder aufzurichten und sämtliche toten Beißer nach draußen zu schaffen und zu verbrennen. Als besonders schwierig stellte sich dabei heraus, die Beißer aus dem See zu bekommen. Obwohl Samantha dabei helfen wollte, verbot ihr Denise an diesen Arbeiten teilzuhaben, da sie sich nicht überanstrengen sollte. Ansonsten hätten ihre Nähte reißen können und der Heilungsprozess wäre dadurch verlangsamt worden. Auf Besorgungstour durfte sie ebenfalls nicht gehen, da dies in ihrem Zustand zu gefährlich war. Somit blieb ihr nur noch die Möglichkeit auf den Wachtürmen nach Gefahren Ausschau zu halten. Samantha hasste es, sie war viel lieber in Bewegung, statt nur herumzusitzen und den anderen dabei zuzusehen, wie sie arbeiteten.

Nachdem die Mauer wieder aufgestellt und sämtliche Beißer aus der Stadt geschafft waren, begannen sie damit, Nutzpflanzen anzubauen und die Wagen vor der Stadt mit spitz zugeschnitzten Speeren auszustatten, in denen sich die Beißer verfingen, wenn sie sich näherten. Danach wurde Alexandria wieder der idyllische Ort, der er vor der Herde innerhalb seiner Mauern gewesen war. Dennoch war Samantha ständig unzufrieden. Sie wollte mehr tun, sie wollte nach draußen, statt immer nur am Wachturm zu sitzen.

Daryls Verletzung heilte schneller als ihre, weshalb er schneller wieder mitarbeiten und auch auf Touren gehen durfte. Wenn er draußen war, schlief Samantha des Nachts zumeist schlecht. Sie fühlte sich nicht wohl, wenn sie nicht bei ihm war, wenn sie nicht wusste, wo er gerade war und ob es ihm gut ging. Ihre Sorgen hatten immense Auswirkungen. Ständig war ihr übel und sie hatte Mühe, ihr Essen unten zu behalten. Wenn der Armbrustschütze zurückkam, begann ihr Herz jedes Mal zu rasen und sie musste sich übermäßig zurückhalten, um ihm nicht um den Hals zu fallen und dabei wie eine Glucke zu wirken.

Nach schier unendlich langer Zeit zog Denise ihr endlich die Fäden und erteilte ihr die Erlaubnis, nun wieder an allen Tätigkeiten, mit Ausnahme schwerer Arbeiten, teilzuhaben. Das bedeutete für Samantha, dass sie ab sofort mit auf Besorgungstour gehen durfte. Sie war froh, dass sie nun nicht mehr tagelang um Daryls Wohlbefinden bangen musste. Nach dem Besuch bei Denise lief sie in Windeseile zu ihrem und Daryls Haus, wo sie ihn auf der Veranda sitzend vorfand. Sie war froh, ihn noch erwischt zu haben, denn er und Rick würden heute noch auf eine kurze Tour gehen.

Sie stellte sich breit grinsend vor den Armbrustschützen, zeigte ihm ihre fädenlosen Wunden und teilte ihm mit, dass sie heute mit ihm und Rick mitkommen würde. Daryl war darüber alles andere als erfreut, versuchte es ihr auszureden und sie davon zu überzeugen, dass sie erst das nächste Mal mitkommen sollte, damit ihre Wunden noch länger Zeit hatten, um zu heilen. Doch Samantha wollte davon nichts hören.

Daryl schnaufte einmal durch, dann nickte er widerwillig. Samantha klatschte glücklich in die Hände, wie ein kleines Kind vorm Weihnachtsbaum und machte sich dann gemeinsam mit Daryl auf den Weg zur Waffenkammer. Dort angekommen schnallte sie sich ihre Macheten um die Hüften, ließ den Compoundbogen allerdings liegen. Daryl streckte ihr eine Pistole entgegen, doch sie winkte ab. Der Blick des Fährtenlesers verfinsterte sich erneut, doch er begann keine Diskussion.

Anschließend begaben sie sich zu Ricks Haus, wo Rick gerade Daryls Rucksack mit einigen Vorräten ausstattete und ihn schließlich in den Wagen legte. Er warf Samantha einen fragenden Blick zu, und sie erklärte ihm, dass Denise ihr das „Okay" gegeben hatte. Er nickte lächelnd und sie stiegen ein. Rick fuhr, Daryl nahm auf dem Beifahrersitz Platz und Samantha auf der Rückbank. Sie fuhren auf das Tor zu und wurden dort langsamer. Eugene öffnete das Tor vor ihnen und reichte Daryl dann einen Zettel durchs Beifahrerfenster. Darauf war eine Karte, wo Eugene einige Punkte eingekreist hatte.

„Ich habe ein paar Läden für Landwirtschaftsbedarf in der Gegend eingezeichnet. Auch wenn sie ausgeplündert sind, wette ich, dass die Hirse nicht angerührt wurde", sagte er, während er am Auto lehnte, „sie ist ein ziemlich unterschätztes Getreide, das unsere Nahrungssituation wieder in den grünen Bereich bringen könnte. In Bezug auf Widerstandsfähigkeit, Dürrebeständigkeit, Kornanteil die Nummer eins aller Getreidesorten. Denkt drüber nach."

Ein Neuanfang unter Beißern - Daryl DixonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt