Verschwunden

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Als es draußen dunkel war, kam Beth auf die Idee, dem Besitzer der Vorräte eine Dankeskarte zu schreiben. Samantha fand die Idee süß, denn sie zeigte ihr, dass Beth immer noch an das Gute in den Menschen glaubte. Daryl jedoch meinte, dass sie das nicht zu tun brauchte.

„Wir könnten noch eine Weile hierbleiben", erklärte er ruhig, als Beth ihn fragend anschaute, „wenn sie wiederkommen, werden wir uns mit ihnen einig. Ich meine vielleicht sind es Spinner, oder sie sind okay."

Daryl löffelte weiter Marmelade aus dem Glas und Beth begann zu lächeln.

„Du glaubst also noch daran, dass es gute Menschen gibt."

Bevor Daryl antworten konnte, hörten sie das Geklapper von Dosen draußen und das Bellen und Winseln des Hundes, der schon einmal an ihrem Haus gewesen war. Samanthas Lächeln verschwand und ihre Alarmglocken schrillten. Daryl legte die Marmelade weg und schraubte das Glas mit den Schweinepfoten auf.

„Ich geb' diesem Hund noch 'ne Chance", sagte er dann und erhob sich von seinem Stuhl.

Als er aufstand, stellten sich bei Samantha die Nackenhaare auf und ihre Sinne liefen auf Hochtouren. Irgendwas stimmte nicht.

„Daryl, warte", versuchte Samantha den Armbrustschützen aufzuhalten.

Daraufhin drehte Daryl sich um und zuckte nur mit den Schultern.

„Ist doch nur ein Hund", sagte er und ging dann zur Tür.

Samanthas schlechtes Gefühl blieb bestehen. Dann plötzlich rief Daryl laut nach ihr und Beth. Sofort rannten sie zu Daryl, der die Tür nur mit Mühe geschlossen halten konnte, während die Beißer, die von draußen zu hören waren, sich dagegen drängten. Beth hatte Daryls Armbrust und warf sie ihm zu.

„Lauft", schrie Daryl dann und ging von der Tür weg.

Samantha jedoch dachte nicht daran, ihn hier allein mit den Beißern zurückzulassen. Sie zog ihre Macheten und ging in Angriffsposition. Daryl schoss einen Bolzen ab und Samantha schlug zwei Beißern die Köpfe ab, dann wurden sie zurückgedrängt.

„Beth, brich ein Fenster auf, nimm deine Sachen und lauf", schrie Daryl.

Samantha konnte das Mädchen nirgendwo entdecken, doch dann ertönte seine Stimme von irgendwo in dem Haus.

„Ich lasse euch nicht allein zurück", rief sie verzweifelt.

„Lauf die Straße hinauf, wir kommen gleich nach und treffen dich dort", schrie Samantha, während sie ihre Macheten nach den Beißern schwang und zwei weitere erledigte.

Es ging alles so schnell, Daryl und Samantha entkamen den Beißern kaum. Sie wurden in den Keller zurückgedrängt, von wo es keinen Ausweg mehr gab. Gut ein Dutzend Beißer kam ihnen nach. Die beiden nahmen die Baren mit den Leichen als Schutzschild, bevor sich die Beißer auf sie stürzten. Nur knapp schafften sie es, alle zu erledigen. Danach sprangen sie über die Körper hinweg und rannten die Treppen hinauf und schließlich durch die Tür aus dem Haus.

Draußen waren noch mehr Beißer, die sich dem Haus näherten. Samantha konnte sie bereits hören. Sie und Daryl verloren keine Zeit und liefen mit halsbrecherischem Tempo über den Friedhof und in den Wald, obwohl sie kaum etwas sehen konnten. Als sie bei der Straße ankamen, begegneten sie einem Beißer, dem Daryl mit einem Schlag seiner Armbrust erledigte. Samantha blieb wie angewurzelt stehen.

„Daryl", flüsterte sie atemlos und zeigte auf einen bekannten Gegenstand, der auf der Straße lag.

Es war Beths Rucksack. Da ertönte das Quietschen von Reifen. Daryl und Samantha sahen gleichzeitig die Straße hinauf, wo sie die Rücklichter eines Wagens erspähten. Ohne zu zögern, rannten sie los und die Straße entlang. Abwechselnd schrien sie und Daryl Beths Namen, doch es war zwecklos. Als der Wagen um die Ecke bog, verloren sie ihn aus dem Blickfeld. Es machte keinen Sinn mehr, ihn weiter zu verfolgen, sie hätten ihn ohnehin niemals eingeholt. Doch sie wollten nicht aufgeben. Der Wagen hatte Spuren hinterlassen, denen Daryl folgen konnte. Samantha wich nicht von seiner Seite und lief mit ihm. Ihr Tempo wurde irgendwann langsamer, als die Sonne schon längst aufgegangen war.

Ein Neuanfang unter Beißern - Daryl DixonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt