Der Govenor

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Am nächsten Morgen half Samantha Rick bei den Farmarbeiten. Er erzählte ihr, dass die Patienten, die noch nicht an der Grippe gestorben waren, wegen der Medikamente schon auf dem Weg der Besserung waren und es überstehen würden. Als Samantha gerade Unkraut jätete, sah sie im Augenwinkel, wie jemand mit eiligen Schritten auf sie und Rick zueilte. Sie sah zur Seite und erkannte Daryl, dessen Gesichtsausdruck finster war.

„Hättest du nicht warten können, bis wir zurück sind?", rief er laut in ihre Richtung, noch bevor er bei ihnen angekommen war.

Seine Stimme triefte vor Wut. Wie immer, wenn er wütend war, kam sein Südstaatenakzent deutlicher hervor, doch wenn er laut brüllte, sowie jetzt, dann war der Akzent sogar noch stärker.

Samantha schaute Daryl verwirrt an, doch seine Wut galt nicht ihr, sondern Rick. Die junge Frau richtete sich auf und sah zu Rick. Er schien genau zu wissen, worum es sich handelte. Er senkte resigniert den Kopf.

„Bis Tyreese wieder da ist?", fragte er stirnrunzelnd.

„Das hätte ich schon geregelt", erwiderte Daryl und ging unruhig hin und her.

„Was ist denn passiert?", fragte Samantha vorsichtig.

„Farmer John hier", begann Daryl zornig und deutete mit dem Finger auf Rick, „hat Carol aus der Gemeinschaft verbannt!"

Samantha blieb der Mund offen stehen und sie sah entgeistert zu Rick.

„Wieso hast du das gemacht?", fragte sie ihn tonlos.

„Weil sie zwei unserer Leute getötet hat. Sie musste hier weg", erklärte Rick und Samantha war nicht sicher, ob er das zu ihr, oder zu Daryl sagte.

Karen und David, schoss es Samantha durch den Kopf. Vermutlich hatte Carol verhindern wollen, dass sich die Krankheit ausbreitete. Rick wandte sich nun wieder an Daryl und versuchte ihn zu beschwichtigen.

„Sie kommt schon klar. Sie hat einen Wagen, Vorräte, Waffen, sie ist der Überlebenstyp", meinte Rick, doch Daryl ließ ihn nicht ausreden.

„Das glaubst du doch wohl selbst nicht", brüllte Daryl.

„Doch sie war es. Sie hat es für uns getan, so hat sie es gesehen. Es tat ihr nicht leid", rechtfertigte sich Rick.

„Mitleid haben ist nicht ihre Art", erklärte Daryl und war schon kurz davor, davon zu rauschen.

„Ich hab's Tyreese noch nicht gesagt", sagte Rick dann und hielt Daryl damit zurück, „ich weiß nicht, wie er es aufnimmt."

Daryl drehte sich zu Rick um und sah ihn wütend an.

„Dann finden wir es raus", sagte er und ging wieder in Richtung Gefängnis.

Samantha blieb zurück und musste diese neuen Informationen erst einmal verdauen. Viel Zeit blieb der jungen Frau hierfür jedoch nicht. Etwa nach zehn Minuten hörte sie Motorengeräusche, die aus dem Wald drangen und stetig näher kamen. Niemand war auf Tour, also waren es nicht ihre eigenen Leute. In Samantha machte sich augenblicklich ein unangenehmes Gefühl breit, sie spürte die aufkeimende Gefahr bereits. Sofort ließ sie den Spaten fallen und verließ den Außenbereich des Gefängnisses. Als sie sich hinter dem Tor zurückgezogen hatte, suchte sie nach jemandem, dem sie ihre Befürchtungen schildern konnte. Doch sie konnte Michonne und Hershel nirgends entdecken. Maggie war in der Quarantänestation und umsorgte die Rekonvaleszenten, einschließlich Glenn und Sasha. Damit blieben nur noch Rick und Daryl übrig, die jedoch waren im Gebäude auf der Suche nach Tyreese, um ihm das mit Carol zu erzählen.

Samantha stieß einen Fluch aus und rannte dann ins Gefängnis. Sie rief lauthals nach Rick und Daryl, während sie planlos durch die Flure hetzte. Dann endlich schienen sie sie gehört zu haben und riefen ihren Namen ebenfalls. Anhand dessen war sie in der Lage, sie zu finden. Sie bog eilig um die Ecke und fand dort die drei Männer vor. Scheinbar hatten sie es Tyreese noch nicht gesagt, doch dafür war jetzt keine Zeit.

Ein Neuanfang unter Beißern - Daryl DixonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt