Auf der Suche

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Als Samantha am nächsten Morgen erwachte, wunderte sie sich, dass sie niemand geweckt hatte, um Wache zu halten. Als sie sich umdrehte, konnte sie Daryl nirgends entdecken. Sie stand auf, zog sich ihre Kleider an und sah sich in den Räumen um. Erst als sie aus dem Fenster sah, wusste sie, wo sie ihn und Carol finden würde, denn aus einem Innenhof stieg Rauch auf. Samantha nahm ihre Waffen und ging damit in den Innenhof des Gebäudes. Daryl und Carol standen an einem Feuer. Unter den Flammen erkannte Samantha einige Leichen, vermutlich Frauen, die hier in diesem Haus den Tod gefunden hatten, als die Welt, wie sie sie früher kannten, ein Ende genommen hatte.

Samantha ging auf Daryl zu und legte ihre Arme um ihn, während sie an seiner Seite stand und ins Feuer schaute. Ihr Blick fiel auf Carol, deren Augen glasig waren, vermutlich weil sie genau wusste, was diese Frauen erlitten hatten, bevor sie ins Frauenhaus gekommen waren. Es war dasselbe, das auch sie durchleiden hatte müssen. Sie blieben alle still und sprachen nicht miteinander.

Nach einigen weiteren Minuten machten sie sich auf den Weg. Der Wagen war in die Innenstadt gefahren. Das Lager der Leute, die Beth hatten, musste in einem Hochhaus sein. Genau danach machten sie sich jetzt auf die Suche. Sie gingen an den Hausmauern entlang, bis sie bei einer Kreuzung ankamen. Die Querstraße zu ihrer Linken wimmelte nur so von Beißern.

Daryl blieb stehen und lugte vorsichtig um die Ecke. Dann legte er seinen Rucksack ab und holte einen Zeichenblock hervor, zündete ihn mit seinem Zippo an.

„Da könnten wir hochkommen, da gibt's einen Übergang", sagte Daryl leise zu Samantha und Carol.

Dann warf Daryl den Block auf einigen Müll in der nächsten Straße, um die Beißer abzulenken. Fast ungesehen konnten sie die Straße überqueren und gelangten dann in ein Parkhaus. Daryl schoss einen Bolzen auf einen Beißer, der ihnen stöhnend entgegenkam. Ansonsten war das Parkhaus sauber und sie liefen hindurch, bis sie zu einer Tür in das danebenstehende Gebäude kamen.

Daryl führte sie zu dem Übergang, den er gesehen hatte. Dort angekommen blieben sie alle drei stehen. Samantha legte die Stirn in Falten, denn was sie im Übergang sah, hätte sie niemals erwartet. Vermutlich hatten sich dort fünf oder mehr Menschen aufgehalten und gelebt, weil sie gehofft hatten, sie würden dem Tod dort entgehen. Nun waren sie als Beißer in ihren Schlafsäcken am Boden gefangen und strampelten gegen das Nylon, das sie gefangen hielt.

Samantha zückte ihre Macheten und erledigte die Beißer, die sich nicht im Geringsten zur Wehr setzen konnten. Daryl machte sich dann daran, die Schlafsäcke zu öffnen und nachzusehen, ob die Leute etwas bei sich getragen hatten. Von dem Lärm, den sie gemacht hatten, regten sich nun auch einige Beißer innerhalb der Zelte, die in dem Übergang aufgestellt worden waren. Es war ein skurriler Anblick.

„Manchmal weiß ich nicht mehr, was ich denken soll", sagte Daryl dann halblaut und ging mit seiner Armbrust im Anschlag an den beiden Zelten vorbei.

Damit sprach er Samantha aus der Seele, denn ihr ging es genauso. Die Tür am anderen Ende des Übergangs war mit einer dicken Kette gesichert und so mussten sie sich nacheinander hindurchquetschen. Carol ging zuerst. Danach reichte Samantha ihr ihren Bogen und zwängte sich dann ebenfalls durch den Türspalt. Als letzter kam Daryl, der Samantha die Armbrust zur Aufbewahrung gereicht hatte und sich dann kaum durch den schmalen Spalt zwängen konnte.

„Gut, dass wir nicht gefrühstückt haben", stellte er dann fest, nachdem er es beinahe geschafft hatte und zauberte Samantha damit ein Lächeln aufs Gesicht.

Hinter ihm fiel die Tür wieder zu und sie gaben einander wieder ihre Waffen zurück. Nachdem sie durch die Gänge gegangen waren, betraten sie schließlich einen Raum, der ihnen eine gute Übersicht auf die Straße unter ihnen gewährte. Sie gingen an das Fenster, wo sie sich eine Weile die Brandspuren auf der Straße und am Gebäude auf der anderen Straßenseite ansahen. Dann schien Daryl etwas entdeckt zu haben, denn seine Miene wurde konzentrierte und er schaute angestrengt auf einen Punkt, während er seine Augen mit der Hand abschirmte.

Ein Neuanfang unter Beißern - Daryl DixonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt