Das Krankenhaus

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Die Rückfahrt in Richtung ihrer Leute dauerte lange, selbst als es schon dunkel war, fuhren sie noch weiter. Die Fahrt in die Stadt war Samantha nicht so lange vorgekommen, vielleicht hatte Daryl sich auch einmal verfahren, doch sie behielt diesen Gedanken für sich. Währenddessen sprachen sie nur sehr wenig. Offensichtlich war es ein wesentliches Merkmal dieser Zeit, dass man nur wenig oder auch gar nicht sprach, wenn man es nicht musste. Daryl ging kaum je vom Gas, doch etwa eine Meile vor ihrem Ziel stellten sie den Wagen schließlich ab und gingen zu Fuß weiter.

Sie kamen mitten in der Nacht zur Kirche zurück. Während sie durch den Wald streiften, machten sie mehr Lärm, als sie wollten, doch glücklicherweise kamen sie unversehrt bei der Kirche an. Als Samantha und Daryl gerade aus dem Gebüsch traten, standen sie Michonne gegenüber, die Wache hielt. Sie lächelte breit, glücklich darüber, dass sie wieder zurück waren. Sie, ebenso wie die anderen, musste sich schon Sorgen über ihren Verbleib gemacht haben. Doch niemand erwiderte ihr Lächeln, und so verschwand es sehr schnell wieder von ihrem Gesicht.

„Wo ist Carol?", fragte sie dann.

Dann trat der Junge, der sich ihnen inzwischen als Noah vorgestellt hatte, aus dem Wald. Michonne beäugte ihn misstrauisch. Samantha umarmte ihre Freundin und erzählte dann von den Geschehnissen der letzten Tage. Im weiteren Verlauf der Nacht bekamen sie keinen Schlaf, niemand von ihnen. Sie alle bereiteten sich auf den Kampf gegen die Leute im Krankenhaus vor. Daryl und Tyreese bauten die Orgelpfeifen aus und trieben sie wie Pfähle in den Boden vor dem Kircheneingang, während Sasha auf eine Kirchenbank einhackte.

Michonne hatte Samantha erzählt, was mit Bob passiert war, als sie und Daryl nicht hier waren. Die letzten Überlebenden aus Terminus hatten ihn entführt, sein Bein abgehackt und es gegessen. Der Verlust hatte Bob jedoch nicht lange gequält. Einige Zeit zuvor war er gebissen worden und schließlich gestorben. Samantha kannte Sasha nicht sehr gut, dennoch bedauerte sie ihren Verlust sehr. Dieser äußerte sich jedoch hauptsächlich in Wut, was man an der zerhackten Kirchenbank sehen konnte.

Samantha fiel auch auf, dass einige Leute fehlten. Abraham, Rosita und Eugene waren mit dem Bus hinter der Kirche in Richtung Washington gefahren. Glenn, Tara und Maggie begleiteten sie auf ihrer Reise.

Nachdem sie ihre Verteidigung ausgebaut hatten, machten sich Daryl, Samantha, Sasha, Tyreese und Rick gemeinsam auf den Weg zurück nach Atlanta. Noah hatte ebenfalls mitkommen wollen, und obwohl Rick sich eindeutig dagegen ausgesprochen hatte, hatte Samantha entschieden, dass er mitkommen durfte. Daryl hatte sich ihr überraschenderweise nicht in den Weg gestellt und Tyreese und Sasha hatten sich völlig rausgehalten. Also saßen Noah, Sasha und Tyreese im Anhänger des Lastwagens, während Samantha und Rick vorne bei Daryl saßen, der das Gaspedal stets durchgedrückt hielt und mit halsbrecherischem Tempo nach Atlanta bretterte. In der Stadt begaben sie sich schließlich in ein Lagerhaus, wo sie ihren Plan besprachen.

„Bei Sonnenuntergang schießen wir einmal in die Luft. Daraufhin gehen zwei auf Patrouille. Wenn es dann dunkel genug ist, dass die Späher uns nicht sehen, gehen wir rein. Wir knacken die Schlösser an einem der Treppenhäuser, gehen hoch in den fünften Stock, ich öffne die Tür, Daryl erledigt den Wachmann", erklärte Rick ruhig, „von da aus verteilen wir uns. Nur Messer und geräuschlose Waffen, wir müssen schnell sein."

In den Staub hatte Rick einen Lageplan aufgezeichnet, bei dem er für jeden von ihnen ein Kreuz einzeichnete, wo er sich aufhalten sollte und was er zu tun hatte. Ihre Chancen standen gut, zumal Noah ihnen versicherte, dass die Pfleger ihnen helfen würden. Tyreese allerdings wollte es anders machen und einige Cops lebend gefangen nehmen, schon bevor sie ins Krankenhaus gingen. Er meinte, dass ein Austausch gegen Beth und Carol das klügste war und Samantha hielt das ebenso für eine gute Idee. Rick allerdings sah das anders, also schritt Daryl ein.

Ein Neuanfang unter Beißern - Daryl DixonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt