Alexandria

685 27 1
                                    

Gemeinsam gingen sie auf das Tor zu und blickten daran hoch. Dann wurde es geöffnet und Aaron und Eric traten ein. Neben ihnen regte sich etwas in der Mülltonne und alle richteten ihre Waffen darauf. Daryl schoss und tötete das Opossum, das das Geräusch verursacht hatte. Als er deshalb seltsam von den anderen angesehen wurde, stellte er trocken fest, dass dies das Abendessen wäre.

Aaron bat sie daraufhin hinein und langsam begab sich die Gruppe nach drinnen. Hinter dem Tor war eine Kleinstadt, wie sie im Buche stand. Alexandria, so hieß die Stadt, sah aus, als wäre es von der Apokalypse völlig unberührt geblieben. Nachdem ein ihnen bisher unbekannter Mann hinter ihnen das Tor geschlossen hatte, forderte er sie dazu auf, ihre Waffen abzugeben. Niemand leistete dieser Aufforderung Folge, auch Samantha nicht. Nicht etwa, weil sie misstrauisch war, sondern weil sie sich nicht vorstellen konnte, sich ohne den Schutz ihrer Waffen zu bewegen.

„Wir wissen noch nicht, ob wir bleiben. Hätten wir es gewollt, hätten wir die Waffen längst benutzt", stellte Rick dann fest.

„Ist in Ordnung, Nicholas", sagte Aaron dann zu dem Mann, „Sie sollten zuerst mit Deanna reden. Sie weiß alles, was Sie über diesen Ort erfahren wollen. Rick, gehen Sie zuerst hin."

Daraufhin machte sich Rick mit Judith auf dem Arm auf den Weg zu Deanna. Es dauerte eine ganze Weile, bis er wieder zu ihnen zurückkam. Er nickte lediglich, ein Zeichen dafür, dass er entschieden hatte zu bleiben. Nun mussten sie auch ihre Waffen abgeben. Samantha tat dies nur höchst ungern. Sie fühlte sich nackt und schutzlos ohne ihren Bogen und die zwei Macheten. Ihre Waffen würden in der Waffenkammer von Alexandria aufbewahrt werden.

Danach mussten auch alle anderen zu Deanna zu einem Einzelgespräch gehen. Carol ging als erste, gefolgt von Carl. Nach ihnen war Daryl dran. Samantha wartete, da sie als nächste zu Deanna gehen sollte. Als Daryl nach etwa zehn Minuten herauskam, nickte er ihr zu.

„Wartest du auf mich?", fragte Samantha ihn lächelnd und er nickte erneut.

Dann trat Samantha in Deannas Haus und begegnete dort einer Frau Mitte fünfzig, mit schulterlangen hellbraunen Haaren. Das Gespräch zwischen ihnen wurde mit einer Videokamera aufgezeichnet, was Samantha zwar seltsam fand, doch sie ließ der Frau ihren Willen. Hauptsächlich ging es darum, dass Samantha erzählte, was sie vor dem Ausbruch getan hatte, wo sie danach überall gewesen war und wie sie gelebt hatte. Samantha erzählte der Frau alles, was sie wissen wollte. Sie hatte keine Scheu und schämte sich für nichts.

„Die Leute, die vor Ihnen bei mir waren, haben alle etwas anklingen lassen, das mich doch sehr verwundert hat. Sie alle sagen, dass Sie sie dazu gebracht haben, hierher zu kommen. Da frage ich mich doch, weshalb Sie unbedingt hierher wollten?", fragte Deanna dann überraschend.

„Nun ich denke, dass jeder gerne einen Ort haben würde, an dem er sicher ist. Ihre Frage hat allerdings einen Beigeschmack. Sie wollen doch eigentlich nicht rausfinden, wieso ich hierher kommen wollte, sondern weshalb ich Aarons Worten so schnell geglaubt habe, nicht wahr?", fragte Samantha dann lächelnd und mit hochgezogener Augenbraue.

Deanna musterte sie interessiert und nickte dann lächelnd.

„Ich hab gespürt, dass er die Wahrheit sagt, dass er ein guter Mensch ist. Ich weiß sehr schnell, ob jemand gut oder schlecht ist, ob er gute oder schlechte Absichten hat. In Terminus hab ich sofort gemerkt, dass was nicht stimmt. Die Leute dort waren alle falsch. Doch genauso schnell hab ich auch gemerkt, dass Noah ein guter Mensch ist, und auch dass die Polizisten in Atlanta aufrichtig sind. Mich kann man nicht täuschen, jedenfalls ist das bisher niemandem gelungen", berichtete Samantha ohne falsche Bescheidenheit.

Dann sah sie Deanna an. Diese warf ihr einen sehr eindringlichen Blick zu, schien versuchen sie einzuschätzen. Samantha hielt diesem Blick ohne Wimperzucken stand und wartete Deannas Urteil ab.

Ein Neuanfang unter Beißern - Daryl DixonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt