Negan

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„Na bitte, da haben wir die ganze Besatzung", rief der Savior dann mit zufriedener Stimme, „jetzt lernt den Boss kennen."

Daraufhin klopfte er gegen die Karosserie des Wohnwagens, der zweifellos aus Alexandria stammte. Rick und die anderen mussten damit gefahren sein, als die Saviors sie geschnappt hatten. Die Tür wurde geöffnet und ein Mann stieg aus. Er hatte kurzes, schwarzes, nach hinten gekämmtes Haar, einen grau melierten und sauber gestutzten Vollbart und trug eine schwarze Lederjacke, sowie einen schwarzen, ledernen Handschuh an seiner rechten Hand. In derselben Hand hielt er einen Baseballschläger, dessen Schlagfläche er mit Stacheldraht umwickelt hatte und die auf seiner Schulter ruhte. Als Samantha ihn sah, Negan, wusste sie, dass die Begegnung mit ihm das Ende ihres Lebens war, so wie sie es kannte. Er lächelte breit und war guter Laune. Die junge Frau spürte die Gefahr, die von ihm ausging. Ein weiterer Schauer lief ihr über den Rücken und sie erzitterte, schaute wieder zu Boden.

„Schon in die Hosen gepisst?", fragte er dann und kam auf sie zu, „oh Mann, hab ich ein Gefühl, dass wir nahe dran sind. Ja, schon bald fließt die Pipi nur so in eure Höschen."

Negan ging an ihnen allen vorbei, schaute sich jeden von ihnen an. Als er bei Samantha war, schaute sie auf ihren Schatten hinab, konzentrierte sich auf den flatternden Pulsschlag an ihrem Hals, den sie sogar bei ihrem Schatten sehen konnte.

„Welcher von euch Arschlöchern ist der Anführer?"

„Der da", sagte einer der Saviors und zeigte auf Rick, „dieser Typ."

Negan ging auf ihn zu und seufzte tief, musterte Rick für eine Weile, bevor er etwas sagte.

„Hi. Du bist Rick, oder? Ich bin Negan. Und ich bin nicht erfreut, dass ihr meine Männer umbringt. Außerdem, als ich meine Leute geschickt hab, damit sie eure töten, weil sie meine getötet haben, da habt ihr noch mehr von uns getötet. Nicht cool. Nicht cool. Du hast keinerlei Ahnung, wie uncool der Scheiß ist", erklärte Negan in einem makaber lässigen Slang, „aber ich glaube, du wirst bald merken, wo's lang geht. Ja, du wirst es in ein paar Minuten bedauern, mich herausgefordert zu haben. Ja, das wirst du. Weißt du, Rick, was immer man tut, ganz egal was, man legt sich nicht mit der neuen Weltordnung an. Die neue Weltordnung ist die, und das ist wirklich ziemlich einfach. Also selbst wenn du dumm bist, was du sehr gut sein könntest, kannst du das verstehen. Bist du bereit? Jetzt kommt's und pass gut auf."

Da nahm Negan seinen Baseballschläger von der Schulter und zeigte damit auf Ricks Schulter. Rick wich daraufhin leicht zurück, und ein breites Grinsen breitete sich auf Negans Gesicht aus.

„Gib mir deinen Scheiß, oder ich leg dich um", sagte Negan und sein Lächeln verbreiterte sich noch zusätzlich, „heute ist Kennenlerntag. Wir haben viel investiert, damit ihr erfahrt, wer ich bin, und was ich tun kann. Ihr arbeitet jetzt für mich. Habt ihr irgendwas, dann gebt ihr es mir. Das ist eure Aufgabe. Also ich weiß, das ist eine ziemlich dicke, hässliche Pille, die ihr schlucken sollt. Aber runterschlucken werdet ihr sie auf jeden Fall.

Du hast das Kommando, hast etwas aufgebaut, du hast gedacht, ihr wärt in Sicherheit. Ich verstehe das. Aber man erzählt sich, dass ihr nicht in Sicherheit seid, noch nicht mal annähernd. Ich hab dich im Visier und noch mehr, wenn du nicht tust, was ich will und was ich will, ist euer Zeug. Und wenn das zu viel ist, könnt ihr mehr herstellen, finden oder stehlen und irgendwann wird sich das einpendeln. Das ist ab jetzt euer Leben. Und je mehr ihr euch wehrt, desto härter wird es werden. Also wenn jemand von uns an eure Tür klopft, dann lasst ihr uns rein. Diese Tür gehört uns, wollt ihr uns daran hindern, dann treten wir sie einfach ein. Hast du verstanden?"

Negan sah Rick erwartungsvoll an. Als dieser ihm nicht sofort antwortete, legte er seine Hand ans Ohr, um ihn besser hören zu können und kam ihm noch einen Schritt näher, beugte sich leicht zu Rick hinunter.

Ein Neuanfang unter Beißern - Daryl DixonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt