Joes Leute

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Als die Nacht hereingebrochen war, saßen Samantha und Daryl an einem niedrigen Lagerfeuer im Wald. Keiner von ihnen sagte etwas, das war auch nicht nötig. Die Stille der Nacht wurde nur vom gelegentlichen Rufen einer Eule durchbrochen. Irgendwann jedoch horchte Daryl auf und sah zu Samantha. Sie nickte, denn sie hörte die Geräusche ebenfalls. Es waren Schritte, doch sie konnte kein Stöhnen von Beißern ausmachen. Sie beide griffen zu ihren Waffen.

Dann endlich sahen sie, woher die Geräusche stammten. Eine Gruppe von Männern näherte sich zügig. Sich zu verstecken, war nun keine Option mehr, sie hatten die beiden längst entdeckt. Nun hieß es also, ruhig und aufmerksam bleiben und das Beste hoffen.

„Na sieh' mal einer an", sagte einer der Männer, die Daryl und Samantha inzwischen eingekreist hatten.

Daryl, dessen Armbrust am Boden lag und der nur das Messer in der Hand hielt, verpasste dem Mann einen Schlag ins Gesicht und schnappte sich dann die Armbrust, zielte auf das Gesicht des Kerls, der zu Boden gegangen waren. Die anderen Männer entsicherten ihre Waffen und richteten sie auf Daryl.

„Nein, wartet", unterbrach sie der am Boden liegende Mann.

„Ich will seine Weste haben, mir gefallen die Flügel", sagte einer der anderen Kerle.

„Ich beanspruche die Frau, sie sieht so aus, als wäre sie eine Wildkatze", rief wieder ein anderer.

„Moment mal", unterbrach sie wieder der erste und fing plötzlich lauthals an zu lachen, während er aufstand, „ein Armbrustschütze und eine Bogenschützin mit zwei Macheten. Davor habe ich Respekt. Jemand mit Gewehr könnte früher auch Fotograf gewesen sein oder Fußballtrainer. Aber jemand der mit Pfeilen schießt, der tut es aus Leidenschaft. Und ich suche schon sehr lange nach einer Armbrust. Die Pfeile fliegen mindestens hundert Meter weit."

Samantha und Daryl standen Rücken an Rücken da, jeder von ihnen behielt drei der Kerle im Auge. Keiner von ihnen rührte sich oder reagierte auf irgendeine Weise auf die Aussagen der Männer.

„Wenn ihr uns angreift, dann werdet ihr von Kugeln durchlöchert. Wollt ihr das?", fragte der Mann, der offensichtlich der Anführer der Gruppe war, „kommt schon Leute, Selbstmord ist doch blöd. Warum euch selbst wehtun und nicht anderen?"

Noch immer rührten sie sich nicht. Der Anführer stellte sich als Joe vor und lächelte Daryl an. Dieser ließ daraufhin die Armbrust sinken. Samantha jedoch behielt die Macheten oben.

„Daryl", sagte er dann knapp, „und Samantha."

Die junge Frau fuhr herum und sah den Fährtenleser entgeistert an. Sie hatte bei den Typen kein gutes Gefühl und es wurde mit jeder Sekunde schlechter. Die anderen Kerle ließen daraufhin allerdings die Waffen sinken.

„Gehört sie dir?", fragte Joe und deutete mit einem Nicken auf Samantha, ohne sie jedoch anzusehen.

„Ich gehöre niemandem. Ich bin keine Wollpullover", spie Samantha ihm daraufhin entgegen.

„Aber mit Sicherheit kannst du einen in kalten Nächten warm halten", scherzte einer der anderen Kerle hinter ihr und andere stimmten in sein Lachen ein.

Daraufhin fuhr Daryl herum und sah den Kerl wutschnaubend an.

„Wenn du sie anfasst, dann bring ich euch alle um", flüsterte er ihm zu.

„Und du meinst, du schaffst das?", gab der Kerl süffisant zurück.

„So weit wird es gar nicht erst kommen", mischte sich Samantha lächelnd ein, „als ich noch allein unterwegs war, habe ich eine Gruppe von acht Typen wie euch erledigt. Ihr seid nur sechs. Und ich bin nicht mehr allein. Ihr hättet nicht die geringste Chance."

Ein Neuanfang unter Beißern - Daryl DixonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt