Ein Neuanfang unter Beißern - Daryl Dixon

Die erste Tour

Die nächsten drei Wochen vergingen wie im Flug. Die meiste Zeit verbrachte Samantha an den Zäunen und rammte den Beißern einen Schürhaken, den sie dafür benutzte, in die vermoderten Schädel. Ihre Macheten passten nicht durch den engmaschigen Zaun, obwohl ihr die Arbeit damit leichter gefallen wäre. Zwei Mal pro Woche erhielt sie die Möglichkeit, nach draußen zu gehen, um zu jagen. Meistens war sie damit auch erfolgreich und brachte mehrere Kaninchen, ein junges Wildschwein, sowie einen Rehbock ins Gefängnis.

Nachdem sie vier Mal alleine in den Wäldern jagen gewesen war, kam Daryl mit ihr. Er zeigte ihr, wie man Fährten richtig las und jagen konnte, ohne stundenlang darauf zu warten, dass etwas vorbeikam. Seine Fähigkeiten waren erstaunlich und wurden von Samantha auch überschwänglich gelobt. Ihre Komplimente führten erneut zu irritierten Reaktionen seinerseits.

Die Nächte stellten zu Anfang jedoch eine große Herausforderung dar. Nachdem sie drei Nächte in Folge nicht hatte schlafen können, wollte Samantha versuchen, draußen am Gelände des Gefängnisses zu schlafen. Dort jedoch hörte sie das ständige Fauchen und Stöhnen der Beißer, was ihr ebenfalls keinen Schlaf erlaubte. Nach einer vollen Woche erlag sie der Müdigkeit und fand endlich den lang ersehnten Schlaf. Von da an ging es aufwärts. Zwar war ihr Schlaf nicht so erholsam wie unter freiem Himmel, doch immerhin bekam sie die dringend benötigte Ruhe.

Zu den Leuten der Gemeinschaft baute Samantha langsam aber sicher ein gutes Verhältnis auf. Vor allem zu Michonne, die zu Samanthas Bedauern jedoch oft nicht da war, hatte sie einen guten Draht. Doch auch zwischen ihr und Carol baute sich eine innige Freundschaft auf. Die kurzhaarige Frau erzählte ihr von ihrer Ehe, die ein einziges Martyrium gewesen war, sowie von ihrer Tochter, die sie verloren hatte. Auf der Suche nach ihr, hatte sich Daryl ganz besonders ins Zeug gelegt, um sie zu finden. Das überraschte Samantha nicht weiter. Sie hatte Daryl längst entlarvt. Er war ein knallharter Kerl, der aber trotzdem einen sensiblen Kern hatte und sich für andere einsetzte, selbst wenn er dabei selbst in Gefahr geriet.

Bis auf wenige Ausnahmen, wurde Samantha von allen Mitgliedern der Gemeinschaft herzlich als eine der ihren aufgenommen und stets freundlich behandelt. Ausnahmen stellten allerdings Glen und seine Freundin Maggie dar. Keiner der beiden vertraute ihr, sahen sie vielmehr als eine Bedrohung an. Ständig fühlte sie ihre Augen auf sich ruhen, die sie misstrauisch musterten, als würden sie erwarten, dass Samantha jeden Moment ausrasten könnte.

Nachdem die vierte Woche angebrochen war, teilte Carol ihr mit, dass sie nun endlich mit auf Tour gehen dürfte. Für Samantha fühlte sich diese Neuigkeit an, als wäre Weihnachten. Nun hatte sie die Möglichkeit, sich endgültig zu beweisen.

Als der Tag da war, an dem die Tour stattfand, half sie Daryl und Zach eifrig dabei, den Truck zu beladen. Beth kam vorbei und Zach ging auf sie zu, teilte ihr mit, dass er sie gerade suchen wollte und küsste sie. Als er ihr erklärte, dass er dieses Mal mit auf Tour gehen würde, sie jedoch vorher noch einmal sehen wollte, reagierte sie wohl nicht so, wie er es sich erhofft hatte.

„Okay", sagte Beth lediglich und schüttelte den Kopf.

„Naja, weißt du, es ist gefährlich da draußen", setzte er nach.

„Ja schon klar", erwiderte Beth und küsste Zach auf die Wange, dann ging sie kommentarlos davon.

„Sagst du nicht auf Wiedersehen?", fragte Zach etwas enttäuscht.

„Nein", gab Beth knapp zurück und ging weiter, ohne sich umzudrehen.

Daryl kam gerade mit einer Kiste an und sah missmutig zwischen Beth und Zach hin und her.

„Ist ja wie in 'ner Liebesschnulze", kommentierte er das Gehörte.

Samantha schmunzelte. Genau das Gleiche hatte sie sich auch gedacht, sie hatte es nur nicht ausgesprochen, da sie Beth sehr mochte. Da Beth Maggies jüngere Schwester war, fand sie es interessant, dass nicht auch sie Vorbehalte ihr gegenüber hatte. Doch sie war zweifellos dankbar dafür.