In den Wäldern

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Sie liefen einige Meilen vom Gefängnis weg, dann verlangsamte Daryl sein Tempo, als sie gerade bei einem Bach vorbei kamen. Samanthas Gehör war inzwischen zurückgekehrt, ihr Schockzustand war endlich vorbei, jedoch fühlte sie nun auch den Schmerz in ihrem Arm. Es pochte und brannte. Durch die Anstrengung beim Laufen hörte die Blutung nicht auf und so rann das Blut weiterhin an ihrem Arm hinab.

„Wir müssen das verbinden", stellte Daryl fest.

„Es geht mir gut, wir müssen weiter", widersprach Samantha.

Sie wollte schon weiterlaufen, doch Daryl packte ihren gesunden Arm und hielt sie zurück. Samantha sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

„Wir gehen auch weiter", sagte er dann, „aber erst, wenn ich deine Wunde verbunden habe."

Samantha schaute Daryl noch eine Weile in die blauen Augen. Dann nickte sie, sie wusste, dass es nichts nützte, ihm zu widersprechen. Er war zu stur, um nachzugeben. Sie vergeudete nur Zeit, wenn sie sich weiterhin sträubte. Aus Mangel an Verbandsmaterial, schnitt Daryl einen Streifen seines Shirts mit seinem Messer ab. Beth hielt bereits Wache.

„Setz dich dort auf den Baumstumpf", wies er Samantha an

Diese tat, wie ihr geheißen und ließ sich erschöpft nieder. Sie hatte die Pause ohnehin nötig gehabt, selbst wenn sie etwas anderes behauptet hatte. Daryl wusch den Stoffstreifen im Bach und tupfte dann das Blut von Samanthas Arm. Unter all dem Blut kam ein tiefer Streifschuss zum Vorschein, der noch nicht aufgehört hatte, zu bluten. Daryl war vorsichtig und tupfte das Blut nur sanft von ihrem Arm, trotzdem verzog Samantha etwas das Gesicht.

Als ihr Arm einigermaßen sauber war, wusch Daryl den Stoffstreifen erneut aus und band ihn dann fest um ihre Wunde, um die Blutung zu stoppen und Schmutz fernzuhalten. Samantha keuchte leise auf, als er den Knoten fest zuzog. Daryl musterte sie einen Moment und die junge Frau rang sich ein schwaches Lächeln ab.

„Danke", sagte sie dann leise.

Daryl nickte ihr zu und half ihr dabei, aufzustehen. Dann setzten sie ihren Weg fort. Während sie durch den Wald rannten, begegneten sie immer wieder Beißern, die sie erledigten. Sie liefen und kämpften stundenlang. Als sie auf ein weites Feld voller Sträucher kamen, kämpften sie sich hindurch, bis sie schließlich stehen blieben. Einer nach dem anderen sank zu Boden und blieb dort liegen. Am Himmel über ihnen sah Samantha die Krähen ihre Kreise ziehen. Es blieb nicht sehr viel Zeit. Sie mussten bald weiterziehen.

Als es dunkel wurde, schlugen sie ein kleines Lager auf und entzündeten ein Lagerfeuer. Sie saßen die ganze Nacht über schweigend darum herum. Samantha war nur froh, endlich ihre vom Laufen schmerzenden Beine ausruhen zu können, doch diese Schmerzen hinderten sie daran, zu schlafen, das und die Vorkommnisse des vergangenen Tages.

„Wir sollten etwas tun", sagte Beth irgendwann, „wir sollten wirklich was tun. Wir sind nicht die einzigen Überlebenden. Sehr unwahrscheinlich. Rick und Michonne könnten vielleicht hier draußen sein. Maggie und Glenn haben es vielleicht aus dem A-Block geschafft. Kann doch sein oder?"

Samantha war zu müde, um zu antworten und sah deshalb zu Daryl. Der schaute Beth nur schweigend an. In seinen Augen jedoch erkannte Samantha, dass er nicht aus demselben Grund keine Antwort gab, wie Samantha. Was im Gefängnis vorgefallen war, belastete ihn, mehr als er vermutlich zugegeben hätte. Wahrscheinlich auch noch viel mehr, als er es sich anmerken ließ.

„Du bist Fährtenleser", setzte Beth erneut an, stand auf und ging auf Daryl zu, „du kannst sie finden. Komm schon. Es wird bald hell, wenn wir jetzt bald losgehen, können wir..."

Daryl saß immer noch reglos da und antwortete nicht.

„Na schön, wenn du nicht suchst, dann mach ich es", sagte Beth und ging davon.

Ein Neuanfang unter Beißern - Daryl DixonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt