Ein schwarzer Wagen

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Am Abend genossen sie ein wahres Festessen. Das Haus, das Rick und die anderen geplündert hatten, war gut mit Vorräten bestückt gewesen. Dazu kamen die Eichhörnchen und Kaninchen, die sie zubereiteten. Samantha saß dicht neben Daryl, an eine Kirchenbank gelehnt und sie beide hatten ihre Teller voll mit Essen auf ihrem Schoß liegen.

„Ich würde gerne einen Toast ausbringen", begann Abraham dann überraschend, „wenn ich mich hier so umschaue, sehe ich Überlebenskünstler. Jeder einzelne von euch hat sich diesen Titel verdient. Auf die Überlebenskünstler!"

Alle anderen stimmten mit ein und erhoben ihre Gläser.

„Ist das alles, was ihr sein wollt?", fragte Abraham dann, „morgens aufwachen, gegen die untoten Scheißkerle kämpfen, nach Essen suchen, abends schlafen gehen mit offenen Augen? Das könnt ihr machen, stark genug seid ihr. Ihr habt die Fähigkeiten. Die Sache ist die: ihr alle bleibt dahinter aber mit euren Möglichkeiten zurück. Wenn wir Eugene nach Washington bringen, lässt er die Untoten sterben und die Lebenden erhalten diese Welt zurück. Ist doch keine schlechte Voraussetzung für eine kleine Autofahrt."

Alle schwiegen und sahen Abraham nur an.

„Eugene, was ist in DC?", fragte Abraham dann.

„Eine Infrastruktur, errichtet, um Pandemien standzuhalten, selbst in diesem furchtbaren Ausmaß. Das heißt Nahrung, Treibstoff, Zuflucht, Neustart", antwortete der Mann mit dem Vokuhila hölzern, wie immer.

„Egal wie das ganze ausgeht, oder wie lange es dauert, bis der Resetknopf endlich hochfährt – ihr wärt dort sicher. Sicherer als ihr wart, seit die Scheiße angefangen hat", sprach Abraham weiter, „kommt mit uns. Rettet die Welt für die Kleine da. Rettet sie für euch selbst. Rettet sie für die Leute da draußen, die nichts weiter tun können, als am Leben zu bleiben."

Da gab Judith plötzlich einen seltsamen Laut von sich und Rick lächelte. Dann verkündete er, dass sie dabei waren und die anderen stimmten mit ein. Samantha aß ihren Teller leer und legte dann ihren Kopf auf Daryls Schulter. Der Armbrustschütze gab ihr daraufhin einen sanften Kuss auf den Kopf.

Einige Zeit später sahen sie, wie Carol aus der Kirche ging. Samantha hob den Kopf und warf Daryl einen fragenden Blick zu. Er nickte daraufhin. Niemand sollte in der Nacht alleine da draußen sein. Deshalb standen sie auf und gingen Carol nach. Ihr Ziel war das Auto, denn als sie dort ankamen, hatte Carol die aufgeladene Batterie bereits wieder angeschlossen.

„Was ist los?", fragte Samantha Carol, als sie beim Auto angekommen waren.

„Ich weiß nicht", antwortete die Frau mit den kurzen Haaren lediglich.

Bevor noch jemand etwas sagen konnte, hörten sie plötzlich das Motorengeräusch eines Autos. Ein Wagen fuhr mit hoher Geschwindigkeit an ihnen vorbei. Samantha lief auf die Straße und kniff dann die Augen zusammen. Auf der Heckscheibe des Autos war ein weißes Kreuz. Die junge Frau atmete schockiert aus und sah dann zu Daryl. Er hatte es auch gesehen. Der Fährtenleser fing sich schneller wieder und stürmte zum Auto am Straßenrand und schlug die Rücklichter kaputt.

„Was machst du denn?", fragte Carol fassungslos.

„Die haben Beth", antwortete Daryl laut.

Samantha verlor nun keine Zeit mehr und setzte sich auf den Beifahrersitz, noch ehe Daryl gesagt hatte, dass sie dem Wagen folgen würden. Nur wenige Sekunden später sprangen auch Daryl und Carol in den Wagen. Mit quietschenden Reifen fuhr Daryl los und jagte mit hoher Geschwindigkeit die Straße entlang und dem Wagen mit dem weißen Kreuz auf der Heckscheibe hinterher.

„Wir waren eine Weile unterwegs. Typen wollten uns töten", sagte Daryl, nachdem sie einige Zeit lang gefahren waren, „Beth konnte vor uns fliehen und dann war sie weg. Als wir rauskamen fuhr ein Wagen weg mit einem weißen Kreuz auf dem Fenster."

Ein Neuanfang unter Beißern - Daryl DixonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt