Die Horde

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Nur wenig später trafen sich Daryl und Samantha mit Aaron. Auch Carol war dabei, wurde von Samantha jedoch völlig ignoriert. Da die Sonne bereits unterging, beschlossen sie, am Abend aufzubrechen, damit sie die Grenze in der Nacht überqueren konnten und dabei hoffentlich nicht von den Flüsterern entdeckt wurden. Nachdem Aaron angekündigt hatte, dass er Hilltop noch über den Plan informieren würde, trennten sich ihre Wege. Die Stimmung war getrübt, auch das Abendessen mit den Kindern verlief anders als sonst. Ein Schatten schien über ihnen zu liegen.

Merle ging es schon wieder wesentlich besser, sowie auch vielen anderen, die erkrankt waren. Seitdem sie wieder sauberes Wasser zu sich nahmen, besserte sich ihr Zustand zusehends. Das war auch gut so, denn da vier Leute Alexandria verlassen würden, um nach der Horde zu suchen, war es wichtig, dass die anderen hier die Stellung halten konnten.

Daryl gesellte sich zu Samantha, die gerade die letzten Teller abwusch. Da Merle gerade mit den Mädchen spielte, hatten sie die Möglichkeit, ein Gespräch unter vier Augen zu führen. Einige Sekunden lang stand Daryl nur neben Samantha, bevor er sie schließlich ansprach.

„Ich war verwundert, dass du dich nicht protestiert hast, als Carol gesagt hat, dass sie morgen mitkommt", meinte Daryl etwas zu beiläufig.

„Solange sie uns nicht alle umbringt, kann sie tun, was sie will", gab Samantha zurück und stellte den Teller, den sie eben noch in der Hand gehabt hatte, in die Abtropfschale, „außerdem habe ich dann immerhin ein Auge auf sie."

„Du gehst mit?", wollte Daryl wissen.

„Dachtest du ernsthaft, ich würde nicht nach Lydia suchen?"

Daryls Mundwinkel zuckten leicht, bevor er den Kopf schüttelte, sie jedoch weiter musterte.

„Wir wissen nicht, wie lange wir weg sein werden. Während der Zeit wären die Kinder allein mit Merle. Das packt er nicht", gab Daryl zu bedenken, „mir wäre lieber, wenn er mitgehen würde und du stattdessen hierbleibst."

„Die Kinder sind nicht allein mit Merle. Ganz Alexandria wird auf sie aufpassen und für sie sorgen. Unsere Gemeinschaft ist keine Ansammlung von vielen einzelnen Familien, sondern eine einzige, große Familie. Das wird schon klappen."

„Sagst du das, weil du dir sicher bist, oder wegen Carol?"

„Beides."

Damit war das Thema auch beendet. Daryl wusste, dass es wenig Sinn machte, Samantha von ihrem Vorhaben abbringen zu wollen.

Nur kurze Zeit später verabschiedeten sie sich von ihren Kindern. Janice und Annabeth waren alles andere als glücklich darüber, dass sowohl Daryl als auch Samantha Alexandria auf unbestimmte Zeit verlassen würden, doch sie akzeptierten es, schließlich wollten auch sie Lydia wiederhaben. Samantha küsste die beiden Mädchen und umarmte sie fest, ehe sie sich zur Waffenkammer aufmachten. Dort schnallte sie sich beide Holster mit ihren Macheten um und spannte sich den Bogen um die Brust. Zuvor hatte sie sich die Haare noch zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und als sie schließlich aus der Waffenkammer trat, wo Daryl bereits neben dem Bike wartete, trat dieser einen Schritt zurück und musterte sie.

„Was ist?", wollte Samantha wissen.

„So hab ich dich schon lang nicht mehr gesehen, kommt mir vor wie ein Déjà Vu", antwortete er.

„Nur dass ich inzwischen knapp zehn Jahre älter bin", sagte Samantha schief lächelnd.

„Ich finde, du siehst aus wie früher."

Samantha grinste neckisch und setzte sich schließlich hinter Daryl auf das Bike. Als sie ihre Arme um ihn schlang, raunte sie ihm mit laszivem Unterton ins Ohr.

Ein Neuanfang unter Beißern - Daryl DixonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt