Ein neues Leben

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Carol und Henry fuhren mit der Kutsche in Richtung Hilltop. Sie und Ezekiel hatten den Jungen als ihren Sohn angenommen. Dieser wollte nun in Hilltop eine Lehre beim Schmied machen, damit er helfen konnte, das Königreich instand zu halten, da es immer mehr zerfiel. Ezekiel war nicht glücklich darüber gewesen, dass Carol ihren gemeinsamen Sohn nach Hilltop begleitete, doch er hatte es akzeptiert. Sie hatte auch noch etwas anderes im Sinn, als lediglich den Jungen nach Hilltop zu begleiten.

„Sind wir hier richtig?", fragte Henry nach einiger Zeit, während er die beiden Pferde lenkte, die die Kutsche zogen, „hätten wir nicht schon viel früher abbiegen müssen?"

„Wir fahren noch nicht nach Hilltop", erwiderte Carol knapp angebunden und ohne Henry zu sagen, weshalb sie einen Umweg machten.

Noch bevor der Junge nach dem Grund fragen konnte, ertönte plötzlich ein Hilfeschrei. Henry hielt die Pferde an und sprang dann eilig vom Wagen. Carol versuchte ihn aufzuhalten, doch Henry hörte nicht auf sie. Schließlich blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.

Mit schnellen Schritten lief sie dem Jungen nach. Als sie um die Ecke bog und neben Henry stehen blieb, standen die beiden vier Saviors gegenüber, die sie in eine Falle gelockt hatten. Carol hatte sich gleich Sorgen gemacht, dass ihr Weg sie am Sanctuary vorbei führte, doch ihr war nichts anderes übrig geblieben.

„Fallen lassen", rief sie in Richtung der Saviors und spannte einen Pfeil in ihren Bogen, dann deutete sie auf die Waffe von Regina, „runter damit!"

Da öffnete sich plötzlich ein metallenes Tor hinter ihnen. Dahinter kamen weitere Saviors zum Vorschein.

„Also ich war keine Leuchte in Mathe, aber ich würd sagen, wir sind in der Überzahl", stellte einer von ihnen fest und seine Stimme kam Carol seltsam bekannt vor.

Die Saviors traten aus dem Schatten und da kam Jed zum Vorschein.

„Na hallöchen, Boss-Lady", fuhr Jed fort und grinste mit einem Streichholz im Mundwinkel, während Carol den Bogen senkte, „wie wär's, wenn du uns zu eurem Wagen bringst, und wir sehen nach, was ihr so Hübsches dabei habt."

Carol hatte kaum Möglichkeiten, also willigte sie missmutig ein. Sie und Henry kehrten gemeinsam mit den Saviors, die stets die Waffen auf sie richteten, zur Kutsche zurück.

„Wenn ihr mich fragt, hattet ihr nie eine Chance. Wir haben euch schon eine Weile im Visier", meinte Regina dann grinsend.

Da kam ein Savior auf einem Pferd um die Ecke, das eine Kutsche nachzog, auf dem sich die Vorräte der Leute befanden. Diese Sachen waren Carol nur allzu vertraut. Um die Kutsche herum waren Beißer angekettet, die allesamt einen Sack über dem Kopf hatten, damit sie nicht beißen konnten.

„Also, tut mir leid für die Unannehmlichkeiten. Weißt du, ist eigentlich nicht mein Ding, aber die Zeiten sind hart, seitdem das Sanctuary zerstört wurde", erklärte Jed, als er wieder zu Carol zurückgekehrt war und deutete auf den schwach beladenen Vorratsbestand auf der Kutsche, „das ist alles, was wir haben. Wir hatten mal mehr Pferde, aber wir hatten Hunger."

„Konntet ihr euch keiner der Gemeinschaften anschließen?", erkundigte sich Carol und bemühte sich um einen freundlichen Tonfall.

„Ist irgendwie auch nicht so mein Ding", erklärte Jed, nachdem er leise gelacht hatte, „hör zu: du hast mich damals verschont, also werd ich dir die gleiche Höflichkeit erweisen. Ihr kriegt eure Kutsche, eure Pferde und euer Leben. Und deinen beschissenen Stock gibt's noch oben drauf. Was soll ich mit 'nem Stock? Alles andere gehört uns. Damit wären wir quitt."

„Gut", erwiderte Carol sofort und rang sich ein Lächeln ab, „nehmt es und geht."

„Und den Klunker an deiner Hand will ich auch noch", meinte Jed dann mit einem Blick auf Carols Ring, den sie von Ezekiel als Symbol für ihre Ehe erhalten hatte.

Ein Neuanfang unter Beißern - Daryl DixonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt