Die Mädchen waren längst im Tiefschlaf, da lag Samantha immer noch wach und starrte an die Decke des Wohnwagens. Sie hatte seit Jahren nicht mehr in einem geschlossenen Raum geschlafen und fühlte sich eingeengt, als würden die Wände immer näher kommen und ihr die Luft zum Atmen nehmen. Dazu kamen noch die Sorgen, die unaufhörlich in ihrem Kopf dröhnten und nicht verstummen wollten.
Es musste bereits nach Mitternacht sein, da klopfte es leise an der Tür. Samantha schreckte hoch. Wer würde zu dieser Zeit an eine Tür klopfen? Das Herz schlug ihr bis zum Hals und sie stand so leise es ging auf und eilte zur Tür. Nachdem sie diese geöffnet hatte, kam dahinter Luke zum Vorschein, der ihr einen eigenartigen Blick zuwarf.
„Luke", flüsterte Samantha verwirrt, trat ins Freie und schloss leise die Tür hinter sich, „was ist denn los?"
Ihr ehemaliger Kollege trat unsicher von einem Fuß auf den anderen. Er fühlte sich unwohl und wusste wohl nicht, wo er anfangen sollte, oder ob er ihr überhaupt von dem erzählen sollte, was ihm auf der Seele brannte.
„Deine Freundin auf der Krankenstation... Rosita...", begann Luke dann zögerlich und sah Samantha an, als hätte er etwas angestellt, „sie ist wach geworden."
„Aber das ist doch gut", meinte die junge Frau und legte die Stirn in Falten.
„Grundsätzlich schon. Aber das, was sie erzählt hat, ist es nicht", fuhr Luke dann fort und ein besorgter Ausdruck machte sich auf Samanthas Gesicht breit, „als sie und Eugene vor den Beißern geflohen sind, da hat sie die Beißer gehört. Sie... sie haben geflüstert."
„Das ist unmöglich. Die Toten können nicht sprechen. Rosita war dehydriert. Sie hat halluziniert, so einfach ist das", meinte Samantha und entspannte sich ein wenig, doch ein ungutes Gefühl blieb bestehen.
„Nun... theoretisch sollten sich Tote auch nicht fortbewegen können. Doch sie tun es. Es gibt also noch Hirnaktivität. Wir können also nicht ausschließen, dass Rosita sie wirklich hat sprechen hören."
Samanthas Herzschlag hatte sich beschleunigt. Sie hatte sich nicht grundlos gesorgt. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass Rosita sich nicht irrte. Und das bedeutete, dass alle, die im Moment dort draußen waren und nach Eugene suchten, in höchster Gefahr waren.
„Michonne, Yumiko und Magna sind losgezogen, um eure Leute, die draußen sind, zu suchen und sie zu warnen", fuhr Luke dann fort und sah Samantha beinahe schuldbewusst an, „Michonne hat gesagt, du dürftest nichts davon erfahren. Doch ich fand, diese Entscheidung stand ihnen nicht zu. Aber was ich nicht verstehe... wieso wollen sie nicht, dass du etwas davon erfährst?"
Die Brust der jungen Frau hob und senkte sich stark unter ihren heftigen Atemzügen. Sie starrte in die Ferne, sah Luke nur im Augenwinkel und musste all ihre Kraft dazu verwenden, nicht sofort loszuziehen. Wenn das alles stimmte, wenn die Beißer sich tatsächlich weiterentwickelten und Daryl, Jesus und Aaron wussten nichts davon, dann schwebten sie in Lebensgefahr. Samantha brachte es fast um den Verstand, dass sie nichts unternehmen konnte. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie Luke antworten konnte.
„Weil Daryl da draußen ist... mein Mann", sagte Samantha dann tonlos.
Auf Lukes Gesicht breitete sich die Erkenntnis aus. Samantha schwankte leicht und Luke führte sie zu einer Bank, damit sie sich hinsetzen konnte. Nachdem sie beide Platz genommen hatten, musterte Luke die junge Frau besorgt von der Seite.
„Jetzt wird mir klar, wieso sie nicht wollten, dass du es erfährst. Du willst raus und deinen Mann beschützen, nicht wahr?", fragte er dann.
„Früher hätte ich das getan, ja. Ich wäre auf eigene Faust und ohne jemand anderen da raus gegangen und hätte ihn gesucht", erklärte Samantha missmutig und schüttelte den Kopf, „doch dieser Mensch bin ich schon lange nicht mehr."
DU LIEST GERADE
Ein Neuanfang unter Beißern - Daryl Dixon
FanfictionDas Leben im Gefängnis hat sich für Daryl und seine Gruppe gerade etwas entspannt. Der Govenor ist verschwunden und die Bewohner von Woodbury leben nun gemeinsam mit ihnen im Gefängnis. Samantha hingegen lebt seit dem Ausbruch allein in den Wäldern...