Alphas Angriff

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Die Nacht war bereits hereingebrochen. Daryl stand in erster Reihe. Er sah im Augenwinkel, wie Kelly in die Hocke ging und ihre Hände auf den Boden legte, um Erschütterungen zu spüren. Sie nickte grimmig.

Nur wenige Augenblicke später kamen die ersten Beißer aus dem Wald. Es wurden immer mehr und mehr und es schien, als würde die Horde kein Ende nehmen.

„Formation", rief Aaron und er und der Rest von ihnen der in erster Reihe stand, rückten die Schilde zurecht.

Sie verhielten sich ruhig, warteten ab, dass ihre Verteidigungsanlagen das ihrige taten. Die Beißer kamen immer weiter über das Feld, sie mussten die erste Verteidigungslage bald erreicht haben. Und tatsächlich – ein helles Glühen erhellte die Dunkelheit, als der erste Beißer auf das Stromkabel traf und ihm dabei der Kopf abgetrennt wurde. Immer mehr Beißer liefen in den Elektrozaun und die Funken stoben auf. Doch es waren so viele, dass sie zu viel Druck auf das Kabel ausübten und ihn schließlich niederrissen. Die Beißer kamen weiter auf sie zu, näherten sich der zweiten Verteidigungslinie.

„Wir werden uns aufteilen! Bereitmachen, auf mein Kommando", rief Aaron, „in zwei Reihen. Und Marsch!"

Wie ein ausgebildetes Heer schritten sie voran und bewegten sich auf den Zaun zu, gegen den sich die Beißer bereits drückten. Daryl ging einige Schritte voraus und schwang seinen Morgenstern, schlug ihn nach den Köpfen der Beißer. Nun hatten auch die anderen den Wall erreicht. Sie alle schlugen und stachen auf die Beißer ein, während die Bogenschützen, die zurückgeblieben waren, ihre Pfeile auf die Beißer schossen. Einer nach dem anderen fiel tot zu Boden, doch es war die reinste Sisyphusarbeit. Es schienen nicht einmal weniger zu werden. Plötzlich erklang Lukes panische Stimme über dem lauten Stöhnen der Beißer.

„Der Zaun wird nicht halten!"

Daryl hörte, dass der Wall bereits gefährlich knackte, doch sie mussten so viele Beißer wie nötig töten, wenn sie diesen Angriff überleben wollten. Nur wenige Momente später sausten etliche runde Gegenstände durch die Luft und landete genau vor Daryl und auf den Schilden und Körpern der anderen Leute, wo sie zerplatzten und eine klebrige Flüssigkeit herausspritzte.

Die anderen kämpften unbeirrt weiter, doch Daryl betrachtete die Flüssigkeit, die seinen gesamten Oberkörper, seinen Kopf und seine Hände benetzte. Er kannte diesen Geruch.

„Hier riechts nach Weihnachtsbaum", schrie Jerry, als er einen weiteren Beißer tötete.

Da flog ein brennender Pfeil durch die Luft und landete im Zaun, welcher sofort lichterloh brannte. Einer ihrer Leute schrie, die Menge teilte sich und Daryl sah den Mann, der in Flammen stand und unter Todesqualen leidend zu Boden ging und starb.

„Brennt wie Benzin", brüllte Jerry über die Menge hinweg.

Mit Sicherheit war das nicht der letzte brennende Pfeil, der sie hier treffen würde. Wenn sie nicht schnell von hier verschwanden, würden sie alle draufgehen, noch ehe der Kampf richtig begonnen hatte.

„Bereitmachen zum Rückzug", rief Aaron.

„Zurückziehen! Vorwärts!", brüllte nun auch Daryl den Leuten zu, die immer noch in den Kampf vertieft waren.

Der Großteil ihrer Leute zog sich auch zurück. Doch im selben Moment brach der Zaun und die Beißer kamen an einigen Stellen hindurch. Einiger der Schildträger verweilten beim Zaun, versuchten die Beißer zurückzudrängen, doch es war zwecklos. So schnell sie konnten, liefen sie auf die Tore von Hilltop zurück. Daryl sah mehrere brennende Pfeile über ihre Köpfe hinwegsausen und vor ihnen einschlagen. Auch dort war offenbar alles mit Harz beschossen worden. Denn vor ihnen loderte eine riesige Feuerwand, die schnell auf die Mauer übergriff und Hilltop bald verschlingen würde.

Ein Neuanfang unter Beißern - Daryl DixonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt