Aussetzige

192 5 0
                                    

Im Laufe des Tages erreichte sie ein Funkspruch aus Hilltop. Ein Baum war umgestürzt und hatte eine der Mauern beschädigt. Das hatte wiederum Beißer angelockt. Michonne war mit Judith, Eugene und einigen anderen Leuten aufgebrochen, um ihnen bei der Beseitigung des Problems zu helfen.

In Alexandria ging unterdessen alles seinen gewohnten Gang. Janice und Annabeth waren allerdings anhänglicher als sonst, da sie in den letzten Tagen kaum Zeit mit ihren Eltern gehabt hatten. Weder Samantha noch Daryl hatten so richtig die Gelegenheit etwas anderes zu tun. Sie wollten Geschichten vorgelesen bekommen, malen, dann rangelten sie mit Daryl, während Samantha ihnen etwas zu Essen machte, und nach dem Essen waren sie zwar müde, doch da wollten sie kuscheln und umfassten die Kleidung von Samantha und Daryl mit ihren kleinen Händen so fest, als wären es Schraubzwingen. Von da an war klar, dass die beiden an diesem Tag das Haus nicht mehr verlassen würden.

Als die Zwillinge dann nach und nach aufwachten, übergab Samantha Janice, die inzwischen tief und fest schlief, an Daryl, wobei sie ihre Hände kaum von ihrem Shirt lösen konnte. Vermutlich hatten die Mädchen in den letzten Tagen auch nicht viel Schlaf bekommen. Nachdem Rovia satt und zufrieden in dem Stubenwagen im Wohnzimmer lag, hatte Samantha Paul auf dem Arm und stillte ihn, während sie langsam durch den Raum ging. Als sie an einem der Fenster vorbeiging, erspähte sie draußen bei den Wäscheleinen Lydia, die dort am Boden saß und mit ihren Fingern in der Erde wühlte. Da kam Negan mit einer Ladung Wäsche, die er aufzuhängen gedachte. Trotz der Entfernung konnte Samantha sehen, dass die beiden sich miteinander unterhielten.

Samantha hatte wohl einen Moment zu lange oder einen Tick zu besorgt nach draußen geschaut, denn plötzlich stand Daryl neben ihr. Er hatte Annabeth noch auf dem Arm und ein Blick zum Sofa verriet Samantha, dass Janice dort lag und sich an ein Kissen kuschelte.

„Komm gleich wieder", sagte Daryl dann leise.

Anschließend legte er auch Annabeth auf die Couch neben ihre Schwester und ging dann durch die Haustür. Samantha schaute weiterhin nach draußen und sah den Armbrustschützen schon im nächsten Moment in beeindruckendem Tempo am Fenster vorbeigehen. Er hatte es wohl ziemlich eilig.

Es dauerte nicht lange, und Daryl war bei Lydia und Negan angekommen. Mit Schwung schob er ein Laken vor sich zur Seite und stellte sich zwischen die beiden.

„Wir gehen", sagte er knapp in Lydias Richtung.

„Hier gibt's kein Problem", meinte Lydia lediglich.

„Sofort", gab Daryl zurück, dieses Mal eindringlicher.

Daraufhin stand Lydia auf, schnaubte leise und ließ Daryl mit Negan zurück. Der Armbrustschütze starrte Negan verärgert an, während dieser beschwichtigend zurückblickte.

„Sie versucht nur dazuzugehören", sagte Negan.

„Ja", antwortete Daryl wütend und kam Negan noch einen Schritt näher, „das wird sie aber nie, wenn sie mit dir rumhängt, oder?"

Negan senkte seinen Blick und schwieg, woraufhin Daryl ihn zurückließ und Lydia hinterherging.

„Wir haben nur geredet", verteidigte sich das Mädchen.

„Er ist kein Freund", beharrte Daryl.

„Er versteht mich."

„Du hälst dich von ihm fern, klar?"

Daraufhin blieb Lydia stehen und starrte Daryl verständnislos an. Sie kam allerdings nicht mehr dazu, Daryl eine Antwort zu geben. Ihr Blick blieb an ihrem Haus haften, das sich schon kurz vor ihnen befand, Daryl folgte Lydias Blick und las, was da auf die Tür geschrieben stand: „Bringt die Flüsterer zum Schweigen". Er sah Lydia wieder an, die die Worte wieder und wieder zu lesen schien. Sanft legte er seine Hand auf ihre Schulter und drückte sie leicht.

Ein Neuanfang unter Beißern - Daryl DixonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt