Die Kirche

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Also machten sie sich wieder auf den Weg. Sie kamen zu den Gleisen und gingen dann in die entgegengesetzte Richtung. Als sie bei einem Schild vorbeikamen, strich Rick alles, was darauf stand, durch und schrieb stattdessen „keine" über das Wort „Zuflucht", um andere zu warnen. Auf ihrer Reise machten sie nur wenige Pausen, und die, die sie machten, waren nur sehr kurz. Daryl und Samantha waren die meiste Zeit an Carols Seite, auch wenn Samantha versuchte, auch manchmal neben Michonne herzugehen. Sie hatte ihre Freundin lange nicht gesehen und wollte verlorene Zeit nachholen. Genauso war es auch bei Carol, doch bei ihr kam noch der erschwerende Umstand hinzu, dass noch nicht einmal sicher war, ob Rick ihr erlauben würde, zu bleiben.

„Wir werden nicht zulassen, dass Rick dich erneut fortschickt", sagte Samantha irgendwann zu Carol und sah sie dabei ernst an, „auf mich hört er nicht, aber auf Daryl schon. Und er wird sich bestimmt nicht auf Ricks Seite stellen."

Carol lächelte Samantha dankbar an, die sie entschlossen ansah.

„Wenn wir Rick nicht davon überzeugen können, dass du bleiben darfst", begann Daryl, „dann kommen wir mit dir. Du wirst nicht schon wieder auf dich allein gestellt überleben müssen."

Carol sah ihn fast schon ungläubig an, doch Daryls Miene war fest entschlossen. Daraufhin sah sie auch noch zu Samantha, die zustimmend nickte. Zwar hatten sie dies vorher nicht abgesprochen, doch für die junge Frau kam es nicht in Frage, dass Carol wieder allein durch die Wälder ziehen sollte, erst recht nicht jetzt, wo sie ihnen allen das Leben gerettet hatte. Wenn Rick das nicht sehen und würdigen konnte, nun... Samantha war nicht erpicht darauf, mit so jemandem zusammenzuleben.

Als die Nacht hereinbrach schlugen sie ein Lager auf. Samantha entging nicht, dass Rick Carol beiseite nahm, um mit ihr zu sprechen. Sie waren zu weit weg, um etwas zu hören, doch als Carol zurückkam, lächelte sie. Obwohl sie alle müde waren, meldeten sich Carol, Samantha und Daryl freiwillig zur ersten Wache in der Nacht. Sie sprachen nicht miteinander, doch es war einfach schön, wieder zusammensitzen zu können. Samantha lehnte an Daryls Schulter, während sie in die Finsternis starrten. Irgendwann knackte etwas im Wald und sie schreckten hoch. Daryl stand auf und zielte mit der Armbrust schussbereit ins Dunkel. Als sich dann jedoch nichts rührte, setzte er sich wieder hin. Sie vermuteten, dass es ein Reh oder anderes Tier gewesen war. Doch Samantha wurde das unangenehme Gefühl nicht los, das ihre Nackenhaare dazu brachte, sich aufzustellen.

Als sie am nächsten Morgen ein Geräusch neben sich vernahm, wachte sie sofort auf, obwohl sie nicht im Geringsten ausgeschlafen war. Daryl war aufgestanden und hatte seine Armbrust geschultert.

„Gehst du jagen?", flüsterte sie ihm zu und er nickte, „gut, dann komm ich mit dir."

Die Jagd lief gut, sie erlegten mehrere Eichhörnchen, die Daryl alle an ein Seil hängte, als wäre es eine makabre Girlande, die man sich zu Dekorationszwecken ins Haus hängte, und sie sich dann über die Schulter warf. Samantha schoss außerdem noch zwei Kaninchen, die sie in ihrem Beutel verstaute. Als sich die beiden zurück zum Lager begaben, waren die anderen bereits wach. Sie traten gerade aus dem Gebüsch, als sie metallische Klickgeräusche hörten. Rick, Michonne, Carl, Rosita und Sasha zielten mit ihren Waffen auf sie. Daryl und Samantha blieben stehen und sahen ihre Leute amüsiert an.

„Wir ergeben uns", sagte Daryl dann lässig und hob seine Hände.

Samantha lächelte in sich hinein, während die anderen ihre Waffen wieder sinken ließen. Als die Leute wieder weitergingen, kam Rick auf Samantha und Daryl zu. Daryl schien bereits zu wissen, was Rick von ihm wollte.

„Keine Spuren, gar nichts", stellte Daryl leise fest.

„Also, was du letzte Nacht gehört hast...", begann Rick.

Ein Neuanfang unter Beißern - Daryl DixonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt