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„Jungkook!", schrie sein Onkel aufgebracht und schlug mit der Hand auf seinen Tisch. „Bereust du es? Als du dich in den Verbotenen Raum der Bibliothek geschlichen hast, habe ich dich nicht bestraft, weil ich gehofft habe, dass du wieder von selbst zu Sinnen kommst. Stattdessen bist du zur Qiongqi Straße gegangen und hast Kim Taehyung gehen gelassen! Solltest du einen Fehler nach dem anderen begehen?"

Er kniete mit ausdrucksloser Miene vor ihm und blickte mit einer gewissen Sturheit auf den Boden vor sich.

„Was ist mit den Regeln, die du rezitieren solltest? Antworte mir, was ist mit der zweiundfünfzigsten Klause?", brüllte sein Onkel.

„Keine Assoziation mit dem Bösen."

„Hast du die Lektion deines Vaters vergessen?"

Jungkook blickte auf. „Meine Mutter, sie-"

„Sei still!" Er hatte so laut geschrien, dass er husten und sich an seine Brust fassen musste. Bedrückt sah er zu Jungkook, der keinerlei Reue zeigte, erhob sich und lief im Zimmer auf und ab, seine Arme hinter dem Rücken verschränkt. „Jungkook, ich habe mich um dich gekümmert, seitdem du ein Kind bist und ich habe dich immer wie meinen eigenen Sohn behandelt. Ich bin immer streng mir dir gewesen, weil ich mir gewünscht habe, dass du auf dem rechten Weg bleibst. Ich will nicht, dass du die Tragödie deines Vaters wiederholst. Das ist es, was ich dir sagen will. Ich hoffe, dass du den rechten Weg selbst wählen kannst. Du kannst gehen."

Jungkook erwiderte nichts, stand nur auf, verbeugte sich und ging.

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Taehyung schreckte aus seinem Schlaf heraus und fand sich neben dem improvisierten Bett aus einer Steinplatte und Stroh, auf dem Eunwoo lag und mit unzähligen gelben, rotbeschrifteten Talismanen bedeckt war. Er sah hinunter auf dessen bleiche Hand und griff aufgeregt und erleichtert nach ihr, als er sah, dass Eunwoos Finger zuckten.

Er lebte...!

„Taehyung! Kim Taehyung!", Jisoo rief nach ihm und lief auf ihn zu.

Sie lächelte und warf ihm eine Süßkartoffel hin, die er mit seinen Händen auffing. Die Knolle war noch ganz heiß vom Grillen und duftete herrlich. Er brach sie auseinander, die kräftige gelbe, orangene Farbe erschien. Hungrig biss er erst in die eine Hälfte in seiner linken Hand, dann sofort in die andere.

„Jisoo, du hast sie wieder verbrannt", sagte Taehyung schmollend.

„Yah Taehyung, warum hast du mir nicht geantwortet, als ich nach dir gerufen habe?"

Mit vollem Mund erwiderte er: „Du weißt, dass wir hier schon seit drei Tagen und drei Nächten sind. Warum fragst du noch?"

Sie lachte und trat auf ihn zu. „Dann gib das her."

„Hey, nimm es nicht weg", rief er grinsend und wurde dann wieder ernst. „Ach ja, er kann dich jetzt hören. Rede mit ihm. Vielleicht wird er früher als gedacht aufwachen."

Ihr Gesicht strahlte auf, als sie sich an das Bett ihres Bruders setzte. Obwohl er von oben bis unten von Stroh, Seilen und Talismanen bedeckt war, fasste sie überglücklich an seine Schultern und sah ihn liebevoll an.

„Eunwoo-ah, kannst du mich hören?". Sie strich ihm durch die Lücken des Seilnetzes übers Gesicht.

Taehyung lächelte und beschloss hinauszugehen, um den beiden etwas Privatsphäre zu lassen.

Er und die Gruppe hatten sich in die Grabhügeln begeben, wo auch er zuvor drei Monate verbracht hatte. Die dunkle Energie erkannte ihn wieder und schadete ihm und den Leuten nicht. Die Erde war zwar nicht besonders fruchtig und nahrhaft, aber sie gaben trotzdem ihr Bestes Gemüse anzubauen, um dort wohnen zu können.

The Untamed ᵛᵏᵒᵒᵏ [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt