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Taehyung blies beleidigt seine Wangen auf, als er durch den Wald stapfte.

„Er hat mich einfach fallen lassen...!", murmelte er noch immer etwas enttäuscht. „Und dann ist er auch noch einfach gegangen, ohne mir hoch zu helfen... Was für ein unsentimentaler Mensch."

Letztendlich war Taehyung, mit einem gebrochenen Herzen, nein nicht wirklich natürlich, allein zurück in die Stadt gewandert, um die Einladung zu holen. Jimin hatte angeboten mit ihm zu gehen, aber er hatte verneint, indem er den Kopf schüttelte. Eigentlich hatte er sagen wollen, dass er lieber bei Jin bleiben sollte, um ihn wegen der Sache mit Kim Namjoon abzulenken, aber er hatte ja nicht reden können.

Mittlerweile war es schon stockfinster, als er den Platz erreichte, wo sie kurz vor dem Tor ein Lagerfeuer entfacht hatten. Es war ihr Treffpunkt gewesen, aber zu seiner Verwirrung war das Feuer gelöscht und keine Menschenseele war vorzufinden.

Wurden sie doch noch reingelassen?

Taehyung schaute sich um. Außer Bäumen, Felsen und anderweitigen Pflanzen gab es hier nichts zu sehen. Mit seinen zwei neu ergatterten Weinkrügen von seinem hoch antizipierten Lächeln des Kaisers, die mit einer Schnur zusammengebunden waren, über seine Schulter geworfen, lief er zum Torbogen. Auch dort stand niemand mehr um diese Uhrzeit.

Schulterzuckend spazierte er auf den Eingang zu und wollte hindurch gehen, doch so einfach war das gar nicht. Er stieß gegen eine Barriere und blieb unverzüglich stehen. Den Kopf schief gelegt, eine Augenbraue konfus erhoben, hob er seine Hand und berührte die unsichtbare Barriere, die einem Energiefeld ähnelte.

„Kein Wunder, dass hier niemand Wache steht..."

Taehyungs Mundwinkel hoben sich. Er trat zwei Schritte zurück, fuhr mit seinem Finger einige Zeichen in der Luft nach und schickte diesen magischen, rötlich leuchtenden Spruch gegen das Feld. Es traf die Fläche und zersprang in mehrere Funken, während die Barriere ebenfalls zerfiel.

Er atmete stolz aus, ging durch den weißen Torbogen, an dessen Spitze Wolkenmuster eingraviert waren, und drehte sich noch einmal um, bevor er seinen Weg fortsetzte.

„Absperrungen sind dazu da, durchbrochen zu werden", sagte er kichernd und klopfte sich mit seinem Schwert auf die eigene Schulter.

Anschließend lief er hinein, tiefer in den Berg hinauf, bis er irgendwann das große Anwesen des Jeon Clans sichtete. Glücklicherweise stand auch hier niemand Wache.

Taehyung lief das Gelände herum und suchte sich eine Wand aus, die er hochklettern wollte, um hineinzukommen. Er sprang ein Stück hoch, warf seinen Oberkörper unbeholfen über die Brüstung, zog sich hoch und schwang seine Beine nach innen. Ein bisschen erschöpft betrachtete er grinsend die Weinkrüge in seiner Hand und ließ dann seinen Blick über den Hof schweifen. Wie erwartet, war selbst dieser Innenhof sehr ordentlich und sauber gehalten.

Durch den Mond glitzerten die weißen Kieselsteine auf dem Weg und sorgten dafür, dass der ganze Platz in einem wunderschönen Licht strahlte. Durch die hellen Farben der Wände und Säulen und durch das Preußischblau der geschwungen Dächer kam Taehyung sich vor, als wäre er in einem Märchen über das Himmelsreich.

Vielleicht ist es gar nicht so schlecht für die nächsten Monate hier zu bleiben.

Mit einem erfreuten Lächeln schaute er sich von dort oben weiter um, bis er einen halben Herzinfarkt bekam, als er seinen Kopf gerade zur rechten Seite drehte, und dort auf dem Balkon jemand ganz Bestimmten sichtete.

Taehyung verzog seine Miene zu einer ertappten, dezent panischen Grimasse gemixt mit einem zögerlichen, gezwungenen Lachen.

„Zweiter junger Meister Jeon...ha ha...ha...", er räusperte sich und grinste den ernsten Jungkook an, „Was für ein Zufall! Wir treffen uns wieder."

The Untamed ᵛᵏᵒᵒᵏ [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt