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Bei den Worten drehte sich jeder so schnell um, wie er konnte.

Wooyoung, der vor wenigen Augenblicken zusammengebrochen auf dem Boden gesessen hatte und an die Wand gelehnt war, hatte sich bereits aufrecht aufgesetzt. Er lächelte sie an, hob die linke Hand, die von einem schwarzen Handschuh bedeckt war, und schnipste.

Als das Schnipsen zu Yeosangs Ohren gelangte, war es, als ob es direkt neben ihm explodierte. Sein Körper bebte kurz auf, ehe seine Arme gewaltig zur Seite ausbreitete, sodass das Seil einfach zerriss. Er sprang sofort auf. Sein Schwert und der Stiel eines Besens lagen nun in seinen Händen. Innerhalb eines Wimpernschlags lag sein Schwert an Taehyungs Hals, während der Besenstil drohend auf die Schüler zeigte.

Mit einem Mal hatte sich die Situation drastisch geändert.

Die Schüler hatten ihre Schwerter bereits gezogen und zielten auf Yeosang, der sie anfauchte. Doch, bevor sie sich auf ihn stürzen konnten, schrie Taehyung sie zurück.

„Bleibt zurück! Was die Schwertkunst angeht, wärt ihr nicht einmal alle zusammen ein würdiger Gegner für diesen...Kang Yeosang."

Wooyoung, der sich mittlerweile erhoben hatte, verschränkte seine Arme vor der Brust und schmunzelte. „Hört auf ihn. Jetzt reden die Erwachsenen. Die Kinder können draußen warten."

„Wartet draußen. Ihr seid hier sowieso keine große Hilfe. Wenn ihr rausgeht, bewegt euch nicht zu viel und wirbelt den Staub nicht auf. Das Pulver müsste sich gelegt haben. Am besten sucht ihr euch einen anderen Unterschlupf."

Widerwillig liefen die Jugendlichen einer nach dem anderen aus dem Laden hinaus. Nach einem verächtlichen Blick Yeonjuns an den Augenverbundenen war es nur noch Soobin, der Taehyung besorgt von der Seite anblickte und scheinbar nicht gehen wollte.

Taehyung lächelte. „Soobin, du solltest auch gehen. Du bist der verantwortlichste von ihnen. Sie brauchen jetzt einen Anführer. Leite sie und mach dir keine Sorgen um mich. Hab keine Angst."

„Ich habe keine Angst", erwiderte der Junge sanft.

„Wirklich?" Taehyung lachte kurz.

Auf Soobins Lippen bildete sich ebenfalls ein Lächeln. „Hyung, du bist so sehr wie Jungkook Sunbaenim."

„Jungkook und ich? Wie das?", fragte Taehyung überrascht, konnte sich das verlegene Lächeln aber nicht verkneifen. „Jedenfalls, solltest du jetzt gehen. Na los...!"

Soobin nickte und lief zögerlich zu der offenen Tür. Bevor er allerdings endgültig einen Fuß hinaussetzte, warf er Taehyung noch einen Blick zu, den der ältere schon gar nicht mehr mitbekam.

Ein Gedanke ging ihm durch den Kopf: Ich weiß es auch nicht, aber sie fühlen sich einfach auf eine ähnliche Weise vertraut an. Es ist, als ob, solange einer der beiden anwesend war, ich mich um nichts fürchten oder sorgen bräuchte.

Schließlich hielt er seinen Ärmel vor sein Gesicht und rannte zu den anderen, dicht gefolgt von Yeosang, der die Jugendlichen scheinbar im Auge behalten sollte, während sein Meister zu Taehyung sprach.

Taehyung drehte sich mit erhobenem Auge zu Wooyoung um. „Deine Performance war wirklich wundervoll. Vom mutigen Töten von Marionetten, das Spucken von Blut, Ermüdung, als wärst du kurz vorm Sterben, das Bewusstsein verlieren... War das alles für uns zur Unterhaltung?"

Wooyoung lächelte schelmisch, hob seine rechte Hand, streckte seinen Zeigefinger heraus und bewegte ihn hin und her, das Schwert Frostwork in seiner Hand an seinen Körper gepresst. „Nicht für euch alle, sondern nur für...", er zeigte nun auf Taehyung, seine Zähne kamen zum Vorschein, als er grinste, „...dich. Ich schätze, du hast noch niemandem erzählt, wer du wirklich bist. Daher war ich so nett und habe dich nicht auffliegen lassen. Ich habe sogar dafür gesorgt, dass alle rausgehen, damit wir ganz in Ruhe im Privaten reden können. Bin ich nicht zuvorkommend?"

The Untamed ᵛᵏᵒᵒᵏ [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt