- Kapitel 08 -

893 38 65
                                    

Ich kehre wieder um und komme völlig durchnässt Zuhause an. Meine triefnasse Jacke hänge ich an die Garderobe, meine Schuhe verstaue ich im Regal. Gerade als ich auf dem Weg nach oben in mein Zimmer bin, ruft mein Vater nach mir. Mit zusammengepressten Lippen kehre ich um und gehe ins Wohnzimmer, wo Dad mit einer Flasche Bier in der Hand gerade einem Fußballspiel zu folgen scheint.

Fragend schaue ich zu ihm und Dad nickt auf die freie Fläche neben ihm. Ich setze mich neben ihm auf die Couch und fahre mir durch die Haare. Ich verstehe immer noch nicht ganz, was gerade passiert ist. "Hier..", ich höre das knacken eines Kronkorkens ehe mein Vater mir auch schon eine Flasche reicht. "Danke.." Ich nehme einen großen Schluck und stelle die Flasche auf dem kleinen Couchtisch ab.

"Wer war das? Und was zum Teufel hast du da oben mit ihr angestellt!", mein Vater wirft mir einen finsteren Blick zu. Er ahnt das schlimmste, denn er kennt meine Schattenseite nur zu gut. Ich atme tief durch "Das ist Amalia...sie geht in meine Klasse. Besser gesagt ich seit neustem in ihre. Und wir müssen am Montag einen Vortrag in Biologie halten.", antworte ich trocken. Es entspricht ja auch der Wahrheit. "Und du willst mir erzählen, dass ihr also nur eine Schularbeit vorbereitet habt??" Mein Dad beginnt zu lachen. Aber nicht, weil er die ganze Situation eben als lustig empfand, nein. Er glaubt mir einfach nicht. Was ich ihm nicht ganz verübeln kann.

"Ja haben wir. Ich schwöre dir, ich habe ihr nichts getan!", unschuldig erhebe ich meine Hände vor mir. "Ich möchte dich ungern an deine letzte Beziehung erinnerten, mein Sohn!", sagt er nun eindringlich. Genervt schnaufe ich aus. "Ich habe mich geändert, okay? Ich habe mich besser im Griff! Und das müsstest gerade du am besten wissen!", antworte ich wütend und stehe auf. Mein Vater kennt mich von allen am Besten, gerade er sollte wissen das ich mich geändert habe!

"Ich bin noch nicht mit dir fertig!", ruft mein Vater, als ich gerade gehen will. "Wir hatten eine Vereinbarung!", setzt er fort. Genervt drehe ich mich um und stütze meine Hände an den Hüften ab. "Ich habe deinen Schulwechsel beantragt, um dir einen Neuanfang zu ermöglichen! Du hast mir versprochen, dich zu bessern! Und nichtmal nach einer Woche passiert dieses..dieses Theater!"

Vater knallt seine Bierflasche wutentbrannt auf den Tisch und steht auf, dann geht er auf mich zu. In mir beginnt es zu kochen. "Es ist aber verdammt nochmal nicht einfach neu anzufangen, wenn die Vergangenheit mich immer noch fest im Griff hat!!", schreie ich und merke wie mein Puls sich erhöht und Tränen langsam in meinen Augen aufsteigen. Mein Vater wirft mir einen drohenden Blick zu. "Dann reiß dich gefälligst zusammen! Und merk dir eins, ich habe dich aus der Scheiße geholt und deinen Schulwechsel beantragt. Das war das letzte Mal und wenn es bedeutet, dass du noch 10 Jahre in dieser Schule verbringst!"

Vor Wut kochend drehe ich mich um und gehe die Treppen nach oben. "Vielleicht lernst du es endlich mal!", höre ich meinen Vater noch rufen und lasse kurz darauf die Tür meine Zimmers laut zuknallen. Ich schäle mich aus meinen vom Regen durchnässten Klamotten und ziehe mir eine Jogginghose an. Um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können beginne ich mit voller Kraft gegen meinen Boxsack zu schlagen. Ich warte immer noch sehnlichst auf den Tag, an dem ich endlich mit meiner Vergangenheit abschließen kann. Der Tag an dem sie mich endlich nicht mehr unter Kontrolle hat!

Als es bereits Mitternacht ist habe ich mich wieder etwas beruhigt und beschließe ins Bett zu gehen.

Aufgrund meiner massiven Schlafstörungen seit Mom's Tod bin ich gezwungen jede Nacht Medikamente einzunehmen, die meinen Zustand zwar nicht verbessern. Aber so gelange ich wenigstens an ein paar Stunden Schlaf. Ich schlucke 2 Tabletten mit einem großen Schluck Wasser, knipse das Licht aus und schlafe kurze Zeit später auch ein.

Wie fast jede Nacht werde ich auch diesmal wieder von einem Alptraum heimgesucht.

[Ich sehe sie vor mir am Boden liegen. Er tritt und schlägt immer wieder auf sie ein. Überall ist Blut und ich kann nichts dagegen tun. Er gibt nicht nach, bis sie sich nicht mehr regt...]

 useless.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt