Bevor ich mir weiter Gedanken über das was wäre, wenn, mache muss ich mich erstmal auf das hier und jetzt konzentrieren. Zuerst muss ich Luke irgendwie hier rausbekommen. „Kannst du stehen?" Ich stehe vor ihm auf und halte ihm meine Hände hin, die er zitternd ergreift. Mit Mühe steht er ein paar Sekunden später auf wackeligen Beinen vor mir. „Komm..wir machen ganz langsam. Wir gehen jetzt", erkläre ich noch einmal, worauf er kurz nickt.
Ich verwebe unsere Hände miteinander und gehe vor raus, immer mit dem Blick nach hinten um sicherzugehen, das Luke nicht im nächsten Moment wieder umkippt. Ihm scheint es schon etwas besser zu gehen, aber er wirkt immer noch benommen und total neben sich. Den anderen werfe ich nur einen flüchtigen, giftigen Blick zu. Wie konnten sie zulassen das es soweit kommt?
Schritt für Schritt gehen wir langsam durch die eiskalten Gänge, bis wir endlich am Ausgang angekommen sind. Das Taxi ist noch nicht sichtbar, es ist wohl noch nicht da. Als ich zu Luke schaue hält dieser sich mit schmerzverzogenen Gesicht den Kopf. „Alles okay?", frage ich vorsichtig und streiche über seine Wange. „Fuck..ich muss mich setzen" „Das Taxi sollte gleich da sein", erkläre ich ihm, während Luke sich selbstständig macht und sich auf die Stufe setzt. Ich gehe vor ihm in die Hocke und nehme seine Hände in meine. „Was ist passiert? Wieso das alles hier?", hake ich nach mit der Hoffnung, diesmal endlich eine Antwort von ihm zu bekommen. Luke bleibt stumm, er legt den Kopf in seine Hände.
„Du weißt schon wer ich bin, oder?" frage ich und verenge vor Verzweiflung meine Augen. „Meine Retterin wies aussieht. Du wirst mich doch retten oder? Du entführst mich nicht zu den Dämonen, oder?" brummt er in seine Hände. Ratlos schüttle ich meinen Kopf. Er kann es zwar nicht sehen, aber ich tue es trotzdem. Weil ich verzweifelt bin. Ich habe ihn noch nie so sehr neben der Spur erlebt. Ihn so zu sehen macht mir Angst. Von dem Luke den ich kenne ist nicht viel übrig.
Ich bin froh, als im nächsten Moment das Taxi vorfährt. „Hey das Taxi ist da. Komm, wir gehen" Ich stehe wieder auf und bedeute ihm, mit mir mitzukommen. „Hey, der kotzt mir aber nicht ins Auto, ja??", kommt es vom Taxifahrer, als ich die Tür öffne und Luke auf die Rückbank helfe. „Nein, wird er nicht", antworte ich hastig, da Luke es mir gerade ganz schön schwer macht. „Hey, jetzt helf mir mal du bist total schwer!", murre ich und schaffe es irgendwie, ihn auf den Sitz zu schieben. Seufzend schließe ich die Tür und steige auf der anderen Seite selbst ein.
Ich nenne dem Fahrer meine Adresse damit er losfährt. „Junger Mann, wie wärs mit Anschnallen?", mahnt der Taxifahrer Luke, was ich mit einem „Entschuldigung" kommentiere. Dann beuge ich mich zu Luke rüber und lege ihm den Gurt an.
Während er Fahrt bleibt es weitestgehend ruhig. Luke brummt hin und wieder ein paar unverständliche Silben vor sich hin während ich gedankenverloren aus dem Fenster schaue und die Laternen zähle. „Meine Güte, was hat der denn genommen? Ihr jungen Leute schluckt aber auch jeden Dreck, oder?", kommt es vom Fahrer. Stumm halte ich Luke's Hand und bin froh, als wir wenig später endlich Zuhause angekommen sind. Ich bezahle die Fahrt, steige aus, gehe ums Auto herum und helfe Luke aus dem Auto heraus.
Nachdem ich die Tür geschlossen habe fährt das Taxi auch schon weiter. Vielleicht sind wir heute die merkwürdigsten Kunden, die er bis jetzt hatte. Er wird bestimmt froh sein, das er uns jetzt wieder los hat. „Mir ist schlecht..", kommt es von Luke, der seine Hände auf den Knien abstützt und den Kopf nach unten hängen lässt. Besorgt streiche ich kurz durch seine Haare. „Wir sind gleich da, nur noch ein paar Schritte. Dann kannst du dich hinlegen und ausruhen. Aber du musst jetzt ein bisschen leise sein. Ich weiß nicht ob meine Schwester schon wieder Zuhause ist.", erkläre ich ihm und greife nach seiner Hand, um mit ihm reinzugehen.
Drinnen ist es dunkel. Vielleicht ist Tamara noch unterwegs, oder sie schläft schon. Beides wäre möglich. In beiden Fällen hoffe ich einfach, das wir unbemerkt bleiben. „Ey mein Schädel brummt!!", kommt es lautstark von Luke. Panisch drehe ich mich zu ihm um und halte ihm meine Hand vor den Mund. „Shhh! Wir sind gleich oben, okay?" mahne ich ihn und ziehe ihn hinter mir auf der Treppe her.
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useless.
Romance》Ich fühlte mich nutzlos. Ertrunken in der Angst, in Scham und Selbsthass. Dann kam er und zog mich aus dem Wasser obwohl er selbst zu ertrinken drohte.《 Manchmal müssen wir Kompromisse eingehen aber welchen Preis sind wir bereit zu zahlen, um die L...