- Kapitel 19 -

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Als wir das Haus betreten, höre ich schon jemand in der Küche herumwerkeln. Das ist bestimmt Luke's Vater. „Komm mit.." lächelt Luke und geht in Richtung Küche. In der Küche treffen wir auf seinen Vater, der gerade etwas Gemüse schnippelt. „Hey, da seid ihr ja!" erklingt seine tiefe, erwachsene Stimme, als er uns sieht. Nun habe ich endlich mal die Gelegenheit, mich vorzustellen. Bisher bin ich seinem Vater immer nur flüchtig begegnet. Meistens, wenn ich im Begriff war aus deren Haus zu rennen. Was sein Vater wohl für ein Bild von mir hat?

Als sein Vater mich interessiert mustert, stecke ich mir verlegen eine Haarsträhne hinter mein Ohr. „Dad, das ist Amalia. Amalia, das ist mein Vater" stellt Luke uns vor. Sein Vater trocknet schnell die Hände an einem Geschirrtuch ab, kommt lächelnd auf uns zu und streckt mir seine Hand hin. „Freut mich wirklich sehr, dich endlich kennen zu lernen Amalia!" „Ich freue mich auch, Herr Montero" gebe ich freundlich zurück und schüttle kurz höflich seine Hand, die er mir hingehalten hat. „Ach, nenn mich doch Manuel! Sonst komme ich mir so alt vor!" grinst er, woraufhin ich lächelnd nicke. Sein Vater wirkt wirklich nett. Jetzt weiß ich auch woher Luke sein markantes, definiertes Gesicht hat.

„Ihr habt bestimmt Hunger, oder? Ich bin gerade dabei, Abendessen zu machen" fragend wirft er seinen Blick zu mir und Luke, woraufhin ich nicke und Luke seine Frage mit einem „Kann's kaum erwarten!" beantwortet.

„Soll ich dir was helfen, Dad?", bietet Luke seinem Vater an. „Du kannst mal meine Pfanne im Auge behalten, dann kann ich mich deiner Bekanntschaft mal kurz widmen!" erklärt er und schickt Luke zum Herd, wo die Pfanne schon ein erhitztes Zischen von sich gibt.

„Luke hat mir erzählt was passiert ist.", wendet Manuel sich an mich und mustert mich besorgt. Dabei trocknet er sich die Hände mit einem Küchentuch
„Ich hoffe du konntest dich schon etwas von dem Schock erholen? Wie geht es dir?" Und wie geht es deiner Schwester?" will Manuel wissen, woraufhin ich ins drucksen gerate und eine Haarsträhne um den Finger wickle. Es ist komisch darüber zu reden. Besser gesagt, es ist mir ganz schön unangenehm. Es hat schon einiges an Überwindung gekostet, Luke ein paar Bruchteile zu erzählen. „Also..ehm-„ stammel ich leicht überfordert. „Dad, jetzt überfahr sie doch nicht gleich so!" verlangt Luke brummig, während er in der Pfanne herumrührt.

„Es..geht schon. Meine Schwester liegt noch im Krankenhaus" erkläre ich knapp und flüchte mich aus seinem bohrenden Blick. „Fühl dich aufjedenfall wie Zuhause! Du kannst solange bleiben, wie du willst! So lange, wie du es mit dem Chaoten da hinten aushältst!" versichert mir sein Vater mit einem Augenzwinkern, woraufhin Luke ein verstimmtes „Dad!!" knurrt.

Kichernd bedanke ich mich bei ihm und verabschiede mich kurz von den beiden, um auf Toilette zu gehen und mich etwas frisch zu machen. Im Badezimmer öffne ich meine Haare, kämme sie kurz durch und binde sie dann erneut zu einem lockeren Zopf.

Der Tag mit Luke war wirklich schön! Zuerst der kleine Schock im Krankenhaus bei Tamara. Ich hoffe, ihr geht es bald besser und sie kommt wieder Nachhause. Doch dann hat Luke es tatsächlich geschafft mich für ein paar Stunden von dem ganzen Chaos abzulenken. Ich konnte meine Sorgen einfach mal Sorgen sein lassen und den Tag mit ihm genießen. Das hat wirklich gut getan. Obwohl wir uns erst so kurz kennen und unsere ersten Treffen nicht wirklich schön endeten, so habe ich mittlerweile wirklich ein Vertrauen zu ihm entwickelt. Luke ist so lieb, so aufrichtig, hilfsbereit und witzig. Er schafft es, auch wenn nur für kleine Momente, das ich mich etwas besser fühle. Das ich mich als Mensch wahrgenommen und akzeptiert fühle. Als Amalia, mit meinen Ecken und Kanten, mit meiner Vergangenheit. Dieses Gefühl hat mir  bisher noch niemand vermittelt.

Als ich mich wieder auf den Weg nach unten mache, vernehme ich eine hitzige Diskussion aus der Küche. Leise schleiche ich mich noch ein paar Stufen die Treppe herunter und höre den beiden zu. „Ich habe mich unter Kontrolle, ja??" höre ich Luke wütend zu seinem Vater sagen. Was soll das denn bedeuten? Warum sollte er sich denn nicht unter Kontrolle haben? Hat das etwas mit dem Tag zutun, als Luke mir hinterher gerannt ist und an der Bushaltestelle aus seiner Haut gefahren ist? Ob er das wohl seinem Vater erzählt hat?

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