- Kapitel 11 -

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"Was sollte das gerade??", breche ich schließlich das Schweigen zwischen uns. "Ich habe die Biologiearbeit am Montag vorgetragen! Alleine! Wegen dir hätte ich beinahe eine 6 kassiert! Warum bist du also wirklich hergekommen?? Glaubst du wirklich ich will dich nach der Aktion letztens nochmal sehen?! Glaubst du ich will mit dir reden?!", frage ich verwirrt und genervt zugleich.

Luke fährt sich mit der Hand durch die Haare, hat den Blick weiterhin auf die Straße fixiert. "Ich will mit dir reden.", antwortet er dann schließlich. "Ich glaube, das wird nicht nötig sein! Deine Taten haben bereits gesprochen!", fauche ich und verschränke meine Arme. "Ich weiß.", murmelt er und hält am Straßenrand an. "Und was sollen wir hier??", frage ich und mustere ihn skeptisch. Luke entfährt ein Seufzen, dann schnallt er sich ab. "Würdest du bitte aussteigen?" Er stellt den Motor seines Autos ab und zieht den Schlüssel heraus. Dann dreht er sich zu mir und wirft mir einen Blick zu, den ich nicht ganz einschätzen kann. "Warum??", frage ich verwirrt.

Ich kenne diese Straße, jedoch würde mir kein Grund einfallen, warum wir hier sein sollten. "Damit ich dir nicht zu nahe komm.", antwortet er knapp und steigt aus. Schließlich tue ich es ihm gleich. "Gehen wir ein Stück?", fragt er dann und schaut mich erwartend an. Mit ihm alleine wohin gehen? Damit er mich an der nächsten Bushaltestelle wieder bedrängen, anschreien und verletzen würde? Darauf kann ich gut verzichten. "Du glaubst doch nicht ernsthaft das ich mit dir nur einen Schritt irgendwohin gehe! Ich vertraue dir nicht!" Ich schaue ihn skeptisch an, doch erstarre, als er ein paar Schritte auf mich zumacht.

Der Zwischenfall mit ihm hat mir mehr zu schaffen gemacht, als ich es mir selber je eingestehen würde. Es hat mir einfach wieder einmal gezeigt, dass ich in meine Mitmenschen null Hoffnung oder Vertrauen habe. "Komm mir nich zu nahe!", fauche ich und pralle versehentlich mit dem Rücken gegen eine Laterne. "Hey ganz ruhig, okay? Ich tu dir nichts" Lachend muss ich meinen Kopf schütteln "Das hast du bereits das letzte Mal gesagt!", erinnere ich ihn. Luke zückt etwas aus seiner Hosentasche, was in mir alles gefrieren lässt.

Eine Waffe? Ein Messer? Was hat er diesmal vor? Doch als ich wieder klare Gedanken fassen kann stelle ich fest, dass er eine kleine schwarze Spraydose in der Hand hat. Ich habe sowas bisher nur in TV Soaps gesehen, wo assoziale Straßenkinder mit Pfeffersprays aufeinander losgehen.

Moment! Was? Will er etwa? Ich schlucke und kneife erschrocken meine Augen zusammen als wäre er im nächsten Moment dabei, mit dem Ding auf mich zu zielen.

"Nimm es!", höre ich ihn nun mit ruhiger Stimme und wage es vorsichtig ein Auge zu öffnen. Doch was ich sehe verwirrt mich umso mehr. Luke hält mir die kleine Spraydose hin. "Das du mir nicht vertraust kann ich dir nicht verübeln. Nimm das hier. Und wenn ich dir zu nahe komme setzt du es einfach ein, okay?", erklärt er und hält mir die kleine Dose auffordernd hin. Ist das etwa ein Trick? Eine Falle? "Was soll das werden?", frage ich skeptisch. "Jetzt nimm schon! Ich versichere dir, das Teil funktioniert!", er richtet die kleine Dose auf die Wiese neben uns und lässt die Dose einen kleinen Sprühnebel ausstoßen. Dann reicht er mir die Dose wieder. "Ich würde dir nur empfehlen die Augen zu schließen, wenn du sie wirklich einsetzt. Aber damit kommt dir definitiv niemand zu nahe!"

Ob das auch gegen Jason wirksam wäre? Ich verwerfe diesen Gedanken schnell wieder. Ich glaube nicht, das das so eine gute Idee wäre. Als nächsten Zug hätte ich wahrscheinlich eine Anzeige am Hals! Und für Tamara und die Polizei hätte er dann wieder die nächste Lügengeschichte parat. Ich nicke Luke kurz zu, dann greife ich mit zitternden Fingern nach der kleinen Dose, mustere sie kurz und lasse sie dann in meiner Hosentasche verschwinden. "Also? Gehst du ein Stück mit mir, bitte?", will er nun erneut wissen und mustert mich mit einem fragenden Blick. "Okay..", willige ich mit ihm ein. Mit einer nickenden Kopfbewegung läuft Luke los und ich neben ihm her.

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