- Kapitel 40 -

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Der Freitag kommt letztendlich schneller als erwartet. Ich glaube einen Tag länger hätte ich es auch nicht ausgehalten. Ich bin wirklich aufgeregt. Luke hat mir angeboten, dass ich heute bei ihm übernachten kann, wenn ich das möchte. Ich habe Tamara bereits um Erlaubnis gefragt. Nach langem Überreden hat sie endlich ja gesagt.

So stehe ich gerade in meinem gelben Sommerkleid vor dem Spiegel und richte den Stoff in die richtige Richtung. Auch wenn Luke mit mir ein ernstes Gespräch führen möchte, sehe ich es als eine Art Date an. Also möchte ich auch dementsprechend aussehen. Das lockere Kleid verhüllt die Narben auf meinen Oberschenkeln ohne Probleme. Nur die kleine Narbe an meinem Knie kann ich nicht verstecken. Sie ist von meinem Skateboardsturz und es macht mir nichts aus, wenn sie sichtbar ist. Sie sagt nichts über mich aus.

Dafür das wir Mitte Oktober haben ist es heute herrlich warm. Die Sonne zeigt sich nochmal von ihrer besten Seite sodass man beinahe meinen könnte es wäre Sommer. Eine Jacke wird mir heute nicht zur Seite stehen um die Narben an meinen Unterarmen zu verstecken. Dafür erledigt das eine große Portion MakeUp. Luke hat sie zwar schon gesehen aber meine Schwester weiß nach wie vor nichts davon. Und das soll auch so bleiben. Bisher konnte ich dieses kleine Geheimnis immer gut vor ihr bewahren. Ob Zuhause oder unterwegs, ich trage fast immer lange Sachen. Man könnte einfach daraus schließen, das mir immer kalt ist. Was nichtmal gelogen ist, denn tief in mir fühle ich oft diese Kälte begleitet von einer großen Leere. Selten fühle ich mich warm, geborgen, aufgehoben. Luke lässt mich diese Wärme fühlen. Als würde er ein kleines Feuer in mir entfachen. Er würde immer ein Auge darauf haben und aufpassen, dass es nicht erlischt.

In meinen Rucksack packe ich Schlafsachen, MakeUp und ein paar Kosmetikartikel. Mehr werde ich heute nicht brauchen. Meine frisch gewaschenen Haare habe ich gekämmt und geglättet. Auch in meinem Gesicht trage ich zur Abwechslung ein wenig Schminke. Meinen Liedschatten habe ich schon lange nicht mehr benutzt, aber das glitzernde grün passt perfekt zum gelben Kleid. Ich schlüpfe in meine weißen Chucks, schultere meinen Rucksack und gehe mit meinem Handy und meinen Kopfhörern in der Hand runter.

Freitags hat Tamara immer schon um zwölf Feierabend, weswegen sie gerade in der Küche steht und sich einen Salat macht. Als ich den Raum betrete hebt sie ihren Blick und mustert mich von oben bis unten. „Da hat sich aber jemand herausgeputzt.", stellt sie schmunzelnd fest und kommt auf mich zu. „Meinst du das geht so?", frage ich und zupfe unsicher an dem Stoff meines Kleides. „Kommt darauf an, was du damit bewirken willst. Aber du siehst sehr gut aus, Schwesterherz!"

„Ich möchte einfach nur einen schönen Tag mit Luke haben.", antworte ich ihr lächelnd und starte schon mal die Musik, um mein Handy im Rucksack verstauen zu können.

„Ich wünsche euch ganz viel Spaß. Meld dich wenn was ist, ja? Und pass auf dich auf!" Behutsam zieht sie mich in ihre Arme und drückt mich sanft. „Werde ich, versprochen!" Ich drücke ihr noch einen Kuss auf die Wange, dann gehe ich aus der Küche und schnappe mir mein Skateboard. „Bye!!", rufe ich noch, ehe ich meine Kopfhörer einstecke und aus der Tür verschwinde.

Ich schwing mich auf mein Board und lausche meiner Playlist mit den Lieblingsliedern von Fame On Fire und Bring Me The Horizon. Der Fahrtwind weht mir erfrischend entgegen. Heute ist echt ein schöner Tag. Und er wird noch schöner, sobald ich Luke wieder sehe. Es mag albern klingeln, weil wir uns vorhin erst in der Schule gesehen haben aber ich vermisse es trotzdem mit ihm alleine zu sein. Das ist einfach die schönste Zeit und ich genieße jede freie Minute, die ich mit ihm verbringen kann.

Eine halbe Stunde später komme ich am Hause Montero an und steige von meinem Board. Ich ziehe meine Kopfhörer heraus und nehme das Skateboard in die Hand. Luke's Vater kommt mir entgegen, als ich zur Haustür laufe. Wahrscheinlich ist er gerade auf dem Weg zur Arbeit. Es ist ein komisches Gefühl, denn seitdem er mich nach dem Streit mit Luke Nachhause gefahren hat habe ich ihn nicht mehr gesehen.

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