Zuhause angekommen steuere ich ohne Umwege mein Zimmer an. Gerade will ich niemanden sehen und hören. Mein Plan wird im Keim erstickt, als Tamara mir auf der Treppe entgegen kommt. „Hi“, presse ich mit gesenktem Kopf heraus und versuche mir nichts anmerken zu lassen. Hätte ich das Haus für mich alleine würde ich jetzt wahrscheinlich lautstark losheulen. Stattdessen verkneife ich es mir und versuche, so wenig wie möglich von meinen aktuellen Gefühlen Preis zu geben.
„Hey na? Moment, wieso weinst du denn?“ Ich bin gezwungen stehen zu bleiben, nachdem Tamara meine Hand ergreift. Ich wische meine Tränen weg und verschränke meine Arme vor der Brust. „Nichts. Es ist nichts“, winke ich ab. Ich möchte jetzt nicht darüber reden. Was soll ich meiner Schwester denn auch erzählen? Das Luke 10.000€ Schulden bei irgend einem Drogen Boss hat? Das er jetzt selbst wieder Drogen verkauft? Sie würde durchdrehen! Wahrscheinlich würde sie mir den Kontakt zu Luke verbieten! Noch schlimmer, was wenn sie die Polizei rufen würde? Niemand darf davon erfahren!
„Nichts? Das sieht aber nicht so aus, Mäuschen. Du weißt, das du mit mir über alles reden kannst? Also was ist los? Habt ihr gestritten, du und Luke?“ Tamara mustert mich besorgt, woraufhin ich schließlich ergeben nicke. Dabei rollen wieder ein paar Tränen über mein Gesicht. Der Gedanke an unseren Streit tut weh. Ich wollte nicht so fies zu ihm sein. Die Worte sind mir alle samt rausgerutscht, weil ich so wütend war. Will er jetzt vielleicht garnichts mehr mit mir zutun haben?
„Oh Süße, hey das wird wieder. Komm her“ Sie zieht mich in eine sanfte Umarmung, die ich sofort erwidere. Schluchzend vergrabe ich mein Gesicht in ihrer Schulter. „So schlimm? Weswegen kam es denn zum Streit?“ „Das ist kompliziert. So genau will ich garnicht darüber reden. Aber er hat mich angelogen. Mehrmals“ erkläre ich ihr und versuche dabei nicht zu viel zu erzählen. Ich möchte Luke weder in ein falsches Licht stellen noch möchte ich, das er wegen mir noch mehr in Schwierigkeiten gerät. Egal was passiert, ich werde nie vergessen wie Luke seit Anfang an für mich da war und was er alles für mich getan hat.
„Das ist aber nicht schön. Hat er dir gesagt warum er dich angelogen hat?“ „Er meinte er hat es getan weil er mich beschützen wollte“ „Hm, okay. Ihr solltet aufjedenfall nochmal miteinander reden. Alexander holt mich übrigens in zwei Stunden ab. Bis dahin können wir einen Film schauen wenn du magst. Was sagst du dazu, hm?“ Meine Schwester schiebt mich etwas von sich und leg im nächsten Moment ihre Hände an meine Wangen mit denen sie meine Tränen wegwischt. Ich nicke kurz und bringe ein leichtes Lächeln heraus. „Komm, vergiss ihn jetzt erstmal und lass ein bisschen Gras über die Sache wachsen. Ich geh schon mal runter, kommst du nach?“ „Okay, aber Tamara?“
Während Tamara schon im Begriff ist die Treppe nach unten zu gehen dreht sie sich nochmal zu mir um und schaut mich abwartend an. „Ja Kleine?“ Schniefend wische ich mir meine Tränen weg. Luke vergessen? Das könnte ich niemals! „Ich liebe Luke. Ich liebe ihn wirklich. Ich kann ihn nicht vergessen, nicht nach allem was wir schon durch gemacht haben“ „Ich weiß. Und ich weiß auch das es ihm genauso geht. Das wird wieder, da bin ich mir sicher“ entgegnet sie und lächelt mir zuversichtlich zu. Ich mache eine nickende Kopfbewegung und gehe in mein Zimmer.
Ob es wirklich wieder so wird wie vorher? Luke hat mich einfach weg geschickt. Er wollte mich eindeutig nicht in seiner Nähe haben. Habe ich es vielleicht für immer versaut? Mit diesem Gedankenkarusell in meinem Kopf gehe ich hoch in mein Zimmer, schnappe mir frische Kleidung und beschließe kurz zu duschen.
Wieviel kann die Liebe wirklich aushalten? Sind wir überhaupt fähig solche Hürden gemeinsam zu meistern oder sind wir dafür nicht viel zu jung? Wie soll das alles überhaupt weitergehen? Ich weiß, Luke arbeitet an sich und setzt alles daran sein Verhalten in eine andere Richtung zu lenken. Aber kann er das überhaupt? Angefangen bei den Drogen, wie soll er davon je wegkommen? Alleine schafft er das doch garnicht. Nicht das ich nicht an ihn glaube oder ihn schwach nennnen würde. Aber ich glaube eine Drogensucht ist nicht zu unterschätzen. Wie soll er mit der Vergangenheit abschließen, wenn sie ihn gerade schon wieder auf dem besten Weg einholt? Luke braucht definitiv Hilfe, professionelle Hilfe. Aber zuallererst muss er seine Schulden begleichen. Vielleicht wäre das schon mal ein Anfang in ein normales Leben. Und ich wäre dann wahrscheinlich auch Louis los. Das hoffe ich zumindest. Ich weiß wozu er in der Lage ist, den Abend im Club werde ich wahrscheinlich nie wieder vergessen. Das betrifft zumindest die Erinnerungsfetzen, die mir geblieben sind.

DU LIEST GERADE
useless.
Romantiek》Ich fühlte mich nutzlos. Ertrunken in der Angst, in Scham und Selbsthass. Dann kam er und zog mich aus dem Wasser obwohl er selbst zu ertrinken drohte.《 Manchmal müssen wir Kompromisse eingehen aber welchen Preis sind wir bereit zu zahlen, um die L...